München 26.11.2006 Unplugged
Fortsetzung von Seite 8
Bild von Daniel gemacht hat. Weiter
geht es dann mit "Liebe Nation". Fast wirkt es schon wie ein immer
wieder gelungener Streich, wenn das Publikum Daniel beim Singen
unterstützt. Bitte hört auf mit diesem Getöse, sonst werd ich
bitter-bitterböse ... Daniel trägt nun ein helles Hemd mit blauen
Streifen drin und eine dunkle Weste. Genau das Outfit, welches
er bei Karaoke Showdown vor der Show auch getragen hatte. Viele
Erinnerungen an dieses Treffen kommen hoch. Vor meinem inneren
Auge spielt sich alles noch einmal ganz genau ab. Anschließend
folgt "Aliens". Bin so weit weg, von zu Haus. Bin so weit weg,
von zu Haus. Von zu Haus ... Daniel blickt in die Richtung seiner
Familie. Alle sitzen dort und Daniel singt, er wäre so weit weg
von zu Haus und düst mit den Aliens durchs Weltall. Irgendwie
wirkt der Moment urkomisch. Aber ich mag den Song.
Gänsehautfeeling pur bei "Unchained melody". Szenenapplaus ertönt bei den besonders
schwierigen Stellen, Daniel singt unbeirrt weiter, der Applaus
begleitet ihn bis zum letzten Ton und lange darüber hinaus. Standing
Ovations, alle wollen mehr hören. Der Jubel will kein Ende nehmen,
von einem verhaltenen Publikum ist nichts mehr zu merken. Daniel
sagt, dass wir jetzt bei den Coversongs angekommen sind und auch
mit einem schönen Cover weiter machen. Es folgt "Your song" von
Elton John. Für mich jedesmal ein kleines Highlight, ich finde,
der Song passt perfekt zu Daniel und genau so singt er ihn. Wunderschön.
Mir schießen tausende Gedanken durch den Kopf. Danach folgt "You
drive me crazy", Daniel erzählt, dass das ein Lied von Bohlen
war und hat gewisser Weise in Frage gestellt, ob er heute noch
mit diesem Song eine Karriere starten würde. Aber dass der Song
damals auf Platz 1 gelandet ist, hat er auch noch erwähnt. Anschließend
"Der Traum". Irgendwie mein Lied. Ich habe Christina ein wenig
beobachtet bei dem Song, sie hat am Ende total geklatscht und
anerkennend zu Daniel geschaut. Von mir aus könnte das Lied auch
noch zehn Strophen mehr haben. So vieles würd ich mir wünschen,
das alles nicht nur im Traum. So vieles würd' ich gern machen
und darüber lachen, was Träume mit einem machen ... Daniel erzählt
bei der Ankündigung, dass das Lied in einer besoffenen Nacht entstanden
ist. Er hätte geglaubt, dass Deutschland die Weltmeisterschaft
gewinnen würde. Und dann hat er geglaubt, mit Paris Hilton zusammen
um die Häuser zu ziehen. Von Angela Merkel hat er auch noch was
gesagt, irgendwas von wegen, dass er ihr Styling Tipps geben wird
– aber das wollte er dann doch nicht im Song mit einbringen.
Bei "Skating in the wind" singt Daniel am Schluss ohne Instrumente weiter und
wiederholt den Refrain. Aus dem Publikum ist kein Ton zu hören,
alle hören andächtig zu. Zumindest bis zu dem Moment, wo Daniel
dann fast schon ärgerlich fragt: "Könnt ihr bitte mal mitsingen?"
Also singen wir mit ihm zusammen noch eine Runde den Refrain,
wirklich schön. "Ich werde dich finden" ist diesmal etwas langsamer
als sonst. Daniel singt das Lied
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auch anders, irgendwie so abgehakt
bzw. die Pausen beim Gesang sind an anderer Stelle als gewöhnlich.
Das ist schwer zu beschreiben, aber mir hat diese Version sehr
gut gefallen, muss ich sagen. Ich bin ganz nah bei dir, ganz nah
bei dir. Ich bin ganz nah bei dir... Bin mir immer noch nicht
sicher, ob ich das Lied als optimistisch oder pessimistisch ansehen
soll. Einer meiner Highlights folgt dann beim nächsten Lied mit
"Fliegen". Daniel spielt wieder Gitarre dazu. Während er singt,
muss ich wieder an seine Familie denken, lasse jedes Wort durch
meine Gedanken gehen. Noch vor dem ersten Refrain sitze ich da
und versuche, die Tränen zurück zu halten. Aber es gelingt mir
nicht, es läuft einfach so aus meinen Augen heraus. Zum ersten
Mal. Ich musste lernen um zu fliegen, um in dieser Welt zu überstehen.
Ich musste lernen um zu siegen, um nicht alleine im Dunkeln zu
stehen ... Der Moment berührt mich so wahnsinnig und fesselt mich.
Eine Mischung des vollkommenen Glücks und der tiefsten Traurigkeit.
Und ich bin so unendlich stolz auf Daniel.
Dannach kommt "Einsamkeit".
Daniel meint, dass es jetzt dem Ende zugehen würde. Als dann einige
"Nein" rufen, sagt er, das wäre gemein, er würde auch endlich
gern ein Bier trinken und so. Während des Songs stellt er auch
die Band vor, die tolle Solos zum besten bringt. Die erste Zugabe
zusammen mit Christina folgt: "Es ist nicht einfach". Daniel sagt
dann noch gesagt, mit ihm wäre es auch nicht immer einfach. Die
beiden singen total schön im Duett und am Ende umarmen sie sich.
Es sind beide sichtbar gerührt von dem Augenblick. Das letzte
Lied ist "You´ve got a friend", Daniel erzählt: "Ich singe euch
dieses Lied, denn ich bin euer Freund." Dann schaut er umher und
fragt ganz leise: "Und ihr?" Jemand ruft, wir wären auch seine
Freunde, daraufhin bedankt er sich aufrichtig und wirkt erleichtert.
Es hat mich total traurig gemacht, dass er nochmal nachgefragt
hat. Hat Nürnberg so einen Knacks bei ihm hinterlassen? Ich hoffe,
er weiss es trotzdem ...
Nach dem Konzert sitzen wir noch lange
da, auf einem der hintersten Stühle. Um uns herum wird schon abgebaut
Plötzlich fängt Bernd an, die Türen zuzusperren. Und wir sitzen immer noch
da, versunken in unserern Gedanken. Ziemlich nachdenklich. Ich
fühle mich leer. Und traurig. Es ist bereits über eine Stunde
her, seitdem das letzte Lied erklungen ist und die Menschen die
Halle verlassen haben. Dann kommt Daniel noch einmal in den Zuschauerraum,
er hat noch die Klamotten vom Konzert an. Er sieht uns, stutzt
kurz und grinst. Wahrscheinlich hat er sich gewundert, dass wir
noch da waren. Dann setzt er sich auf einen der Stühle und unterhält
sich noch mit ein paar Leuten. Irgendwann kommt Bernd dann zu
uns und wirft uns mehr oder weniger raus. Beim Herausgehen drehe
ich mich noch einmal um, um einen Blick zurück zu werfen. Daniel
unterhält sich immer noch. Doch diesmal ist es anders: Nicht Daniel
verlässt die Bühne, sondern wir gehen. Ich bin euer Freund ... und ihr?
Text: Julia Mühlens · Foto: lennah
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