Gespräch mit Michaela
der alten Eggenfeldener Freundin Daniels am 12.12.03 über ihre eigene Meditationspraxis:
Ich erzählte Michaela, dass ich einen Artikel über Meditation schreiben werde für unsere „Im-Endeffekt-Zeitung“ und es unsere Leser sicherlich sehr interessieren würde, zu erfahren, wie sie meditiert bzw. was sie unter
Meditation versteht.
Michaela sagte mir, dass sie unter Meditation versteht, die eigene Mitte zu finden und Verbindung zur Seele aufzunehmen. Jede Seele hat ihre eigene Wahrheit. Vor allen Dingen nannte sie mir aber im Zusammenhang mit Meditation
als aller erstes Erdung! Sie findet es ganz wichtig, gut geerdet zu sein, um Meditation nicht als etwas Abgehobenes anzusehen. Sie empfindet Meditation und Spirituali-tät als etwas ganz Natürliches und Nahe-liegendes, etwas, das wir z.B. immer überall in der Natur finden. Sie geht deshalb auch oft zum Meditieren raus in den Wald. Sie sagte: „Meditation ist für mich etwas Freies, ohne feste Regeln. Das kann sein, dass ich mich beim spazieren gehen einfach vor einen Baum setze. Oder ich setze mich hin und lasse einfach fließen, manchmal male ich danach einfach los und schaue anschließend, was ich z.B. für Farben genommen habe. Eine Gruppen-meditation kann so aussehen, dass wir in der Gruppe spazieren gehen, danach bei einer Tasse Tee zusammen sitzen und einfach schauen, was dann im Raum steht.“ Wichtig ist ihr immer, mit der „Führung des inneren Kindes“ zu meditieren, mit viel Lachen und Spaß, nie total ernst. „Gerade dadurch“, meinte sie, „kann soviel Wahres auftauchen. Meditation ist es, den Himmel auf die Erde zu bringen.“
Vielen Dank, Michaela, für dieses Gespräch!
Bettina Lietz
Büchertipps
„Meditationsführer“ von Margit und Rüdiger Dahlke, Schirner Verlag
Dieses Buch führt den Leser in „westlicher“ Denkweise in die Grundlagen der Meditation ein und stellt über 130 Meditationsformen vor, die nach den Anleitungen selber ausgeführt werden können. Ein großer Schwerpunkt im Buch
ist eine längere Phantasiereise für jedes Sternzeichen.
„Im Alltag Ruhe finden – das umfassende praktische Meditationsprogramm“ von Jon Kabat-Zinn, Herder Spektrum
Dieses Buch handelt von Meditation im Alltag, von Achtsamkeit im täglichen Leben. Der Autor zeigt den Weg zu jener ruhigen Aufmerksamkeit und wachen Anteilnahme, die es ermöglichen, das Leben intensiver, erfüllter und bewusster
zu leben. Enthält viele Anleitungen und kleinere Übungen.
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Meditation
"Da alles weiter nichts ist als es ist, kann man ruhig in Gelächter ausbrechen." von Long Chen Pa
In seinem Buch schreibt Daniel: ...“Ich schleppe keine Gewichte. Futtere keine Proteine. Ich meditiere. Löffle
Erdbeeren mit Vanilleeis. Tanze ab, bis die Sonne wieder aufgeht. Und in der nächsten
Nacht mache ich ein Waldpicknick unterm Vollmond.“
Am 22.12. beim Beckmann- Interview sprach Daniel davon, dass er nicht immer in
Gesellschaft sein mag, weil er z.B. meditiert.
Ich habe mich bemüht, aufzuschreiben, was ich unter Meditation verstehe und, soweit ich das verstanden habe, hier wiedergegeben:
Meditation heißt: („medi“- Mitte ) in die Mitte gehen.
Das Gesetz der Welt ist „in Bewegung sein“, das Gesetz der Mitte ist "Ruhe". Wir leben aus dem Mittelpunkt -auch wenn wir ihn nicht wahrnehmen können - und sehnen uns nach ihm. Was immer wir tun, wir tun es, um unsere Mitte, unseren Ursprung zu finden, den ursprünglichen Zustand von friedlicher, grenzenloser und grundloser Freude. Um unser verlorenes „Paradies“ (unser Wesen in seiner ganzen Fülle) wiederfinden zu können, dürfen wir uns der Welt und unseres Egos (unserer Persönlichkeit) bedienen. "Uns der Welt bedienen" heißt: in ihr leben, sich mit ihr bewusst
auseinandersetzen, in ihr arbeiten, mit ihr spielen, mit ihr tanzen und sie so als Hilfsmittel verwenden, um den Punkt zu finden, wo die Vielfalt sich vereint. Der Tanz des Lebens ist also das Umkreisen unserer unsichtbaren Mitte. Dies
geschieht vielfach vollkommen unbewusst. Denn das Leben in seiner ganzen Fülle kann nur im gegenwärtigen Moment wahrgenommen werden, und zwar nicht, indem ich mich als ICH erfahre, was dies will und das nicht will, sondern indem ich mich als Ganzes, im tiefen Kontakt zu meinem gesamten Selbst, als ein Teil des Universums begreife. Nur im Hier und Jetzt leben wir. Meditation führt uns ins Jetzt hinein.
Meditation zu praktizieren heißt erstmal das bewusste Umkreisen unserer Mitte, bis nach längerem Umkreisen auch der letzte Gedanke losgelassen werden kann. Wir machen uns also die Körperempfindungen bewusst, wir machen uns unsere
Emotionen und Gefühle bewusst, wir machen uns unsere Gedanken bewusst. Und zwar beobachtend und nicht wertend! Wir erfahren so, dass wir nicht das zu Beobachtende sind, dass wir z. B. nicht unser Körper sind oder dass wir nicht unsere Gedanken sind, denn es ist „Jemand“ da, der diese zu beobachten in der Lage ist. Das Bewusstsein wird so während der Meditation gleichzeitig erweitert, vertieft und erhöht. Wir beobachten, wie alles kommt und wieder geht, wir beobachten, ohne in den Lauf der Dinge bewusst einzugreifen. Wir erkennen, dass alles, was wir beobachten können, in uns, so wie alles in der Natur, der Vergänglichkeit unterworfen ist. Und doch gibt es noch etwas Beständiges, nämlich den „Beobachter“. Wenn der Beobachter und das zu Beobachtende nicht mehr voneinander getrennt wahrgenommen werden, dann ist der Zustand der Meditation erreicht - und die Techniken werden überflüssig. Der Vorgang der Technik ist also streng genommen noch nicht Meditation, weil er noch Aktivität ist, aber er kann uns in die Meditation, in die Einheit führen.....
Es gibt viele, viele Wege, die in die Mitte führen können. Wir bezeichnen sie als Meditationsmethoden- oder techniken, sei es die dynamische Geh- oder auch Bewegungsmeditation, Yoga als eine Körpermeditation, Mantren singen, Achtsames
Essen, Elemente- Meditation, Buddhistische Meditationsformen, Naturmeditationen, Sternzeichenreisen, Atem-Meditation , Zen- Meditation, die dynamische Wirbelmeditation der Sufi-Derwische oder andere, allen gemein ist das Ziel, die Methode selbst überflüssig zu machen. Sie bilden jenen aktiven Schritt, den wir benötigen, um unser rationales, begrenztes Denken zu beschwichtigen, damit wir in den Zustand des Nicht-Tuns, der passiven Bewusstheit, des stillen Gewahrseins eintauchen können. Dies ist wie ein „Stopp“ auf dem Weg von Vergangenheit in die Zukunft. Wir sind normalerweise ständig unterwegs, sind mit der Vergangenheitsbewältigung beschäftigt oder machen bereits Zukunftspläne. Wir sind außerdem ständig wertend beschäftigt, nämlich damit, das, was wir wollen, zu beschaffen und das, was wir nicht erleben wollen, loszuwerden. Im Gegensatz dazu gehen wir bei der Meditation wertfrei und ziellos in unserer eigenen Psyche auf Entdeckungsreise, wir lassen geschehen und akzeptieren, was passiert. Negative Gefühle wie Angst, Wut, Hass und Misstrauen werden entdeckt, akzeptiert und damit neutralisiert, positive Gefühle wie Liebe, Vertrauen und Freude werden gefördert. Körper und Seele werden wohltuend beeinflusst. Wer in der Lage ist, sich selbst zu akzeptieren, kann natürlich auch andere leichter anerkennen. Jede Methode ist individuell verschieden; keine ist besser oder schlechter, aber manche passen einfach genauer zur jeweiligen Persönlichkeit. Wer sich für Meditation interessiert, aber unsicher ist, sollte sich in die Obhut eines Lehrers begeben. Meditation ist etwas höchst praktisches und keineswegs „abgehoben-spinnertes“, oder gar zur Realitätsflucht oder Flucht vor den konkreten Anforderungen des Alltags zu verwenden.
Wer meditieren möchte, sollte darum auf jeden Fall gut geerdet sein - also mit beiden Beinen fest im Leben stehen, um nicht doch „abzuheben“. Oder man geht gleich hinaus in die Natur, legt sich auf eine Blumenwiese, den Geruch von
frischem Gras in der Nase, unter den blauen, grenzenlos weiten Himmel und zählt die Wolken! Meditation kann letztendlich nicht erklärt, sondern nur ERFAHREN werden.
In der nächsten Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem Thema Indigokinder.
Bettina Lietz Foto: daniel-fans.de
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