Alles Twitter oder was?
„Meldet euch an - jetzt wird getwittert!“, verkündete unlängst unser aller Lieblings-Boss. Folgsam, wie wir Fans nun mal sind, folgten wir der Anordnung umgehend und folgen ihm seitdem - besser gesagt, wir verfolgen ihn. "Followers" nennt sich das bei Twitter (= Gezwitscher) und neben dem Hin- und Herverfolgen wird halt reichlich und überall miteinander gezwitschert.
Natürlich möchte Fan nun auf keinen Fall versäumen, was Daniel just in diesem Augenblick so treibt. Man will ja schließlich live "dabei sein", wenn Daniel gerade, wie Gott ihn erschaffen hat, in der Sauna sitzt oder mit der Freundin nach langer Odyssee ein Frustessen veranstaltet. So gilt es, sich für die kommende Zeit gut zu rüsten und den eigenen Tagesablauf ein klein wenig umzustellen.
Als Erstes sollte man den Partner davon überzeugen, künftig wieder bei Mutti zu essen und die liebe Verwandtschaft aufs nächste Weihnachtsfest vertrösten - denn für irgendwelche unnötigen Verpflichtungen findet man fortan sowieso keine Zeit mehr.
Anschließend wird das Computerzimmer mit dem Notwendigsten ausgestattet: Lebensmittelvorräte, Kaffee, Deo, Wechselwäsche, Bettzeug und ein "Bitte nicht Stören"-Türschild. Wer trotzdem das Haus verlassen muss, kann zwischendurch auch mal von Bekannten oder vom Büro aus reinhuschen und quasi fremdzwitschern. Für einen Twitter-Quickie bieten sich auch Internetcafes an - eine Stunde Vergnügen bekommt man hier schon für wenige Euros. Auch mit dem Handy kann man dabei sein - Telefongezwitscher kann allerdings teuer werden. Ganz nach dem Motto "Appetit kann man sich holen, aber gezwitschert wird zu Hause", lassen sich deshalb viele auch die wichtigsten Infos per SMS schicken, wenn sie unterwegs sind.
Wer im Ne(s)t nicht mit allen möglichen Tweetys wild rumtwittern will, der kann das auch ganz privat nur mit ausgewählten Freunden tun. Und wer überhaupt nicht gerne zwitschert, wird halt zum Voyeur - Daniel zwitschert nämlich ganz freizügig in aller Öffentlichkeit. Und es macht ihm sichtbar Spaß!
Bei so viel Piepserei kreisen einem gerade als Twitter-Neuling schnell mal kleine Vögelchen über dem Haupt - eindeutiges Zeichen dafür, dass man einen zu viel gezwitschert hat. Da hilft nur noch eins: Piephahn abdrehen und für ein Weilchen enthaltsam bleiben, bis der Rausch verflogen ist.
Doch wer sich erst mal eingewöhnt hat, der wird diese spannende und lustige Peep... ähm, Piepshow schon bald nicht mehr missen wollen.
Silvia Ditten
Foto: Sabine Steinert
If I can dream it
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