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Gesellschaft & Medien 1/4
September 2010
Ich weiß, was Du vorhin getan hast
Virtuelle Netzwerke als Spiegel des realen Lebens
Herr Küblböck sitzt im Zug, und der hat Verspätung. Und weil Herr Küblböck diese Tatsache getwittert hat, wissen seine Fans Sekunden später darüber Bescheid. Sie wissen darüber hinaus, wie das Polster des Sitzes ausschaut, auf dem Herr Küblböck gerade sitzt, denn Herr Küblböck hat freundlicherweise gleich noch ein Foto mit an seine Twittergemeinde geschickt. Wer twittert, lässt seine „Follower“ (so nennt man die Leute, denen man erlaubt, an seinen Informationen teilzuhaben) an großen und kleinen Ereignissen des Alltags teilnehmen – und das in Echtzeit.
Twitterseite · © Positive Energie GmbH, twitter.com
Daniels Twitter-Homepage
Facebook, Myspace, StudiVZ oder Twitter – nicht nur für Daniel, sondern für viele Menschen lassen sich die virtuellen Netzwerke nicht mehr wegdenken aus dem Alltag. Abends vor dem Schlafengehen mal kurz die neuesten Statusmeldungen auf Facebook anschauen, und schon weiß man, dass X jetzt Urlaub hat, Y sich verlobte, und Z sich auf das nächste Enkelkind freut. Beim großen Volksentscheid zur Schulreform in Hamburg weiß der Twitterer schon Stunden vor der nächsten Ausgabe der Tagesschau, dass die Reformgegner gewonnen haben, denn ein eifriger Mensch mit Zugang zum Statistikamt twittert im Minutentakt die neuesten Hochrechnungen aus dem Rathaus. Und bevor man sich die neueste Scheibe von Daniel bestellt, hört man natürlich gern erstmal mal in die Songs hinein, von denen sich Hörproben auf Daniels MySpace-Seiten befinden.
Dies sind die angenehmen Seiten der Netzwerke: Man ist schnell informiert, immer up-to-date, was im Freundeskreis gerade so läuft, und kann das, was man vielleicht verpasst hat, in Sekundenschnelle aufholen. Es gibt aber auch weniger schöne Seiten – etwa, dass Anbieter wie Facebook alles an Informationen speichern, mit denen man sie füttert, und dies sehr gern an die Werbeindustrie weitergibt, die dann ganz zielgenau und persönlich zugeschnitten Werbung ganz direkt auf die Seiten der einzelnen User platzieren kann. Wir schauen den Netzwerken etwas genauer auf die Finger und beginnen mit einem kurzen Überblick:
Twitter
Twitter wurde der Öffentlichkeit im März 2006 präsentiert, und breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus. Bei Twitter können die User kurze Textnachrichten mit maximal 140 Zeichen, so genannte „Tweets“ in die Welt setzen. Um die Tweets eines Users lesen zu können, muss man bei der entsprechenden Person anfragen, und diese muss die Anfrage genehmigen. Setzt ein User einen
Tweet in einen öffentlichen Bereich, so ist dieser für alle User automatisch sichtbar. Der Absender kann also entscheiden, ob er seine Nachrichten allen zur Verfügung stellen oder den Zugang auf eine Freundesgruppe beschränken will. Eine weitere wichtige Funktion ist der „ReTweet“, welche das Wiedergeben einer Nachricht einer weiteren Person bezeichnet.
 
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