zurück zur Startseite
Esoterik 2/4
Februar 2011
Der kleine Prinz in uns
„Du musst sehr geduldig sein“ antwortete der Fuchs. „Du setzt dich zuerst ein wenig abseits von mir ins Gras. Ich werde dich so verstohlen, so aus den Augenwinkeln anschauen und du wirst nichts sagen … aber jeden Tag wirst du dich ein bisschen näher setzen können“.
Diese liebende und tief tolerante Weisheit hat mich ganz überzeugt, und die folgenden Worte sind eine Bestätigung dafür:
„Wenn ich dich erobere, befreie ich einen Menschen. Wenn ich dich zwinge, erdrücke ich ihn. Durch die Eroberung wird in dir und durch dich hindurch etwas aufgebaut, was von dir selbst herrührt.“
Ich will mich immer wieder vom kleinen Prinzen entführen lassen in seine Welt, die so viele Menschen bereits verloren glauben.
Und wenn ich bei Nacht in den Himmel schaue, spüre ich: „Alle Sterne lächeln leise.“
Uscha Wolter
Zitate: Antoine de Saint-Exupéry
Zeichnung: Carlos Lietz
Antoine de Saint-Exupéry
Antoine de Saint-Exupéry ist einer der bekanntesten Franzosen - als Dichter und auch als Pilot.
„Saint-Ex“, wie er liebevoll von seinen Landsleuten genannt wird, wurde am 29. Juni 1900 in Lyon geboren. Sein erstes Flugerlebnis mit 12 Jahren hat ihn sofort fasziniert und Weichen gestellt für seine spätere Laufbahn.
1923 absolvierte er seinen Wehrdienst und wurde zum Flugzeugmechaniker und dann zum Piloten ausgebildet. „Saint-Ex“ war maßgeblich am Aufstieg der modernen Fliegerei beteiligt, organisierte den Postflug „Toulouse/Dakar/Casablanca“ und wurde Leiter der Wüstenstation „Cap Juby“ (Südküste von Marokko). Mehrmals stürzte „Saint-Ex“ selbst mit dem Flugzeug ab und überlebte unter bedrohlichen Bedingungen. Seine Erlebnisse schrieb er in dem kleinen Roman „Südkurier“ auf, bei dem er auch den letzten Flug eines Kameraden bewegend schilderte.
Die ersten Nachtflüge inspirierten ihn zu dem Roman „Nachtflug“, den er nach einem Aufenthalt in Buenos Aires mitbrachte, wo er auch seine spätere Frau Consuelo kennen lernte. Es wurde eine schwierige Ehe. Durch die vielen und nicht immer ungefährlichen Exkursionen seiner Fliegerei und auch durch die verzweifelten Auseinandersetzungen mit seinem geknebelten Heimatland ließ „Saint-Ex“ seine Frau oftmals alleine zurück, was ihm ein permanentes schlechtes Gewissen darüber einbrachte.
Auf seinem Vulkan symbolisierte der kleine Prinz seine Frau als Rose, um die er sich hingebungsvoll sorgte und kümmerte.
„Meine Blume ist vergänglich“, sagte sich der kleine Prinz, „und sie hat nur vier Dornen, um sich gegen die
Welt zu wehren… und ich habe sie ganz alleine zu Hause zurückgelassen.“... „Gewiss, ein Irgendwer, der vorübergeht, könnte glauben, meine Rose sei euch ähnlich. Aber in sich selbst ist sie wichtiger als ihr alle, da sie es ist, die ich begossen habe. Da sie es ist, die ich klagen oder sich rühmen gehört habe oder auch manchmal schweigen. Da es meine Rose ist.“
Seine intensiven Begegnungen mit Kameraden in der Luft, die mit vielen lebensbedrohlichen Situationen verbunden waren, verarbeitete er in dem Sammelband „Die Erde der Menschen“ „Wind, Sand und Sterne“ „Bekenntnisse einer Freundschaft“, Eindrücke, die von Kameradschaft, Solidarität und Menschlichkeit erzählen.
Aus: Wind, Sand und Sterne:
„Man kann die Welt nur nach dem verstehen, was man erlebt.“
Aus: Bekenntnisse einer Freundschaft:
„Über meine ungeschickten Worte, über die Urteile hinweg, die mich irreführen können, siehst du in mir einfach den Menschen.“
Im zweiten Weltkrieg 1942 erschien die Kriegsgeschichte „Der Flug nach Arras“ und 1943 schließlich „Der kleine Prinz“, ein „realistisches Märchen für Kinder und Erwachsene“, das in über 150 Sprachen übersetzt wurde.
Aus: der Flug nach Arras:
„Ich bin nur dem verbunden, den ich beschenke. Ich verstehe nur, wem ich mich liebend nahe. Ich existiere nur, insoweit mich die Quellen meiner Wurzeln tränken.“
Am 21. Juli 1944 besteigt „Saint-Ex“ auf der Air Base Borgha in Korsika zum letzten Mal das Cockpit seiner Lightning P 38. Es ist ein Flug in die Unsterblichkeit.
„Es wird aussehen als wäre ich tot, aber es wird nicht wahr sein….“ sagte der kleine Prinz zu seinem Freund in der Wüste.
Es scheint wie ein Gleichnis, als der kleine Prinz durch den Biss einer giftigen Schlange von „seiner Hülle“ befreit wird, um den Rückweg zu seinem Asteroiden antreten zu können. Es zeigt die angstbesetzte Unumgänglichkeit des Sterbens, aber auch die glückliche Heimkehr der Seele an ihren Platz, der nicht von dieser Welt ist.
1975 wurde der Asteroid 2578 nach Saint-Exupéry benannt und seit 2000 trägt der Flughafen Lyon seinen Namen.
„...und wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst immer mein Freund sein, du wirst dich daran erinnern, wie gerne du mit mir gelacht hast…“
Uscha Wolter
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 22 · © 2003 - 2011 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe