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November 2005
Wenn der „König von Deutschland“ träumt:
Daniel Küblböcks neue Single
Dank eines neuen Exclusivvertrages mit der „Jack White AG“ fiel am 23.9. der Startschuss für Daniel Küblböcks musikalischen Restart mit der Single „König von Deutschland“ bei dem Pop-Label „Seven Days Music“.
Nach einem Jahr voller Hindernisse, aber zwei selbst veröffentlichten Musik-DVDs, sollte endlich wieder eine CD von Daniel erscheinen. Und das an einem Freitag, denn die Musikindustrie propagierte „Freitag ist Musiktag“, weshalb ab 23.9. neue CDs freitags erscheinen werden. Auch die Mediacontrol-Charts wurden angepasst: Künftig zählen alle CDs zu den Verkäufen der Woche, die von Freitag an bis Donnerstag Abend in einem an Mediacontrol angeschlossenen Geschäft über die Ladentheke gehen. Bekannt gegeben werden die offiziellen deutschen Charts nach wie vor freitags.
Ausgerechnet ein Cover sollte es sein, obwohl die Fans gerade die von Daniel selbst geschriebenen Lieder der „daniable“-Tour so mochten. Trotzdem sollte diese Veröffentlichung weitere Neuerungen und Überraschungen bereithalten. Zu seinem Restart gehörte nämlich auch, dass Daniel jetzt Deutsch singt. „[...] Auf deutsch fällt mir auch das Singen leichter, weil ich so meine Gefühle ausdrücken kann, wie sie mir gerade in den Kopf kommen“, wie Daniel in seiner Kolumne in „die aktuelle“ am 29.5. schrieb. Ob Daniel seine eigenen Gedanken ausdrücken konnte, indem er den Rio-Reiser-Hit „König von Deutschland“ coverte? Ja, er hätte gerade diesem politisch-rebellischen Song mit neuem Text seine ganz persönliche Note geben können. Schließlich hatten zig Interpreten vor ihm mit diesem Song, aber mit wenig oder sogar ganz verändertem Text, ihre ironischen und utopischen Wünsche, Visionen und Ansichten kundgetan, die sie verwirklichen wollten, wenn sie denn die Macht über Deutschland hätten. Aber was Eko Fresh, Ferris MC, C.I.A. & Co.KG oder Echt dürfen, darf Daniel Küblböck anscheinend noch lange nicht: Die Erbengemeinschaft von Rio Reiser blockte jeden Versuch ab, den Originaltext den heutigen Gegebenheiten entsprechend anzupassen. In Daniels Königsgarde hätten in Erinnerung an den Kölner Karneval Heidi Klum und Seal Dienst getan, die sich Stefan Raab ansehen müssten, um zu beweisen, dass sie Spaß verstehen. Sein Casting-Kollege und gewählter Superstar Alexander wäre sein Barde gewesen und „Sex and the City“ gäbe es ständig im TV zu sehen. Stattdessen musste Daniel die Originalversion von Rio Reiser von 1986 singen, obwohl dieser den Song später selbst noch einmal modernisiert veröffentlicht hatte. Noch nicht einmal die genannten damals amtierenden Politiker durften gegen ihre heutigen Nachfolger ausgetauscht werden. Eine zu weitreichende Änderung im Vergleich zu den von Rios Erben akzeptierten Coverversionen anderer Künstler, auch wenn sie darin z.B. freimütig über legalen Konsum von Drogen philosophieren oder Sängerkollegen runtermachen???
Geradezu kultig wird Daniels Interpretation des Songs allerdings, wenn Daniel als König nicht den Titel „Kübi I.“ tragen darf, sondern „Rio I.“ singen muss. Der Song wird von Daniel rebellisch-frech mit klarer Stimme, aber sehr viel Power vorgetragen. Getreu dem Motto der Ankündigung der „Jack White AG“: „Der Junge hat alles, nur keinen Respekt vor Regeln!“ In der musikalischen Umsetzung dominieren Bässe und rockige E-Gitarren über fetzigem Schlagzeug und einem verspielten Keyboard-Sound.
Dass die Fans den ursprünglich auf Daniel zugeschnittenen Text überhaupt zu hören bekamen, ist erstaunlicherweise der Sendung „Neu - Frische Clips auf VIVA“ zu verdanken, wo der düstere Videoclip „König von Deutschland“ lange vor Veröffentlichung schon am 30.7. Premiere feierte. Daniel in Parker und Jeans spielt darin Rio Reiser, der unterirdisch in einem nachgebauten Grab den Song verrucht in ein altertümliches Mikro rockt, begleitet von E-Gitarre spielenden Nonnen in Strapsen. Das Bild wird plötzlich unscharf, als Schritte die Erde erschüttern. In einen schwarzen Kapuzenmantel gehüllt nähert sich Daniel Küblböck nachts bei Vollmond eben diesem Grab, dessen weißes Kreuz mit „R. R.“ beschriftet ist. Mit einem Spaten macht er sich mühsam daran, den Sarg auszugraben. Unterirdisch rockt er als Reiser unbeirrt weiter und leckt frech das Mikro dabei ab, nur ein erstaunt-fragender Blick verrät, dass er das ungewöhnliche Treiben bemerkt. Daniel schafft es schließlich, Reisers Sarg, aus dem weißer Qualm brodelt, auf die Erde zu hieven. Angesichts des ohnehin schon bebenden Deckels auf dem quallernden Sarg bekommt Daniel jedoch Muffensausen und fasst sich an den Kopf. Er will ihn wieder loswerden und gräbt den Sarg schnell wieder ein. Gerade als er die Erde zufrieden wieder festmacht, die einzelne rote Rose auf das Grab zurückstellt und sich schon zum Gehen wendet, ergreift eine Hand aus dem Grab Daniels Fuß. Sie zieht ihn auf den Boden und langsam unter die Erde, während Daniel dagegen ankämpft, sich am Boden festkrallt und schreit.
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 8 · © 2003 - 2005 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe