Die politische Talkrunde
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AK (schaut wieder zu Daniel): Sie sagt, das ist...
DK: Ja, ist klar. Ich habs ja gehört. Dann halt
nicht. Wir müssen jetzt im Programm weitermachen.
AK: Genau. Da wollte ich gerade was zu fragen.
Warum haben wir heute zwei Gäste eingeladen?
DK: Nun, da die Neuwahlen kein eindeutiges Ergebnis
brachten ist auch die Kanzlerfrage noch nicht geklärt. Und somit
haben wir eben beide Kandidaten zur heutigen Talkrunde eingeladen.
Und damit begrüße ich dann auch jetzt unsere beiden Gäste der heutigen
Runde, Gerd und Angie.
Gerd und Angie (gleichzeitig): Hallo alle miteinander.
DK: Legen wir am besten gleich mal richtig los. Die
Neuwahlen haben keine eindeutige Mehrheit für eine ihrer Parteien
gebracht. Damit war wohl auch zu rechnen. Aber nach dem Wahlergebnis
führen auch die vorher schon - ich sag das jetzt mal so - feststehenden
Koalitionen zu keiner regierungsfähigen Mehrheit. Deshalb gehen
momentan alle möglichen Variationen durch die Boulevardpresse. Von
der "großen Koalition" über eine "Ampelkoalition" bis hin zu einer
"Jamaika-Koalition"...
VS (wird hellhörig): Jamaika? Wo? Jamaika ist cool. Vor allem jamaikanisches...
DK: Nein. Ähm, eigentlich reden wir von politischen Koalitionen und diese werden normalerweise
duch die Verbindungen der jeweiligen Farben dargestellt.
VS (dreht wieder den Kopf weg): Alex, würdest du Daniel bitte sagen, dass
er mich nicht mehr unterbrechen soll, wenn ich am reden bin.
AK (wendet sich Daniel zu): Ich soll dir sagen, dass...
DK: Okay. Ich habs ja mitbekommen. Dann redet sie halt einfach nicht mehr mit mir.
AK: Ich wiederhol ja nur, was sie mir gesagt hat. Also wir
waren bei der großen Koalition. Was ist denn das jetzt genau?
Gerd: Das ist, wenn wir der Angie und ihrem Trupp erlauben, uns bei der
Regierung ein wenig zu unterstützen.
Angie: Sorry, das ist natürlich nicht ganz richtig. Bei dieser Koalition regiert meine
Partei und der Gerd darf hier und da mal ein Wörtchen mitreden.
AK: Aha. So richtig klar ist mir das aber immer noch nicht.
VS (verdreht die Augen): Yo, Blondie. Hör mir zu. Stell dir vor, Eastcoast und Westcoast
versuchen zusammen, anstatt gegeneinander, die Rap- und HipHop-Szene zu dominieren. Klar?
AK: Auch nicht so wirklich. Was hat das jetzt mit Küsten zu tun?
VS (sucht in ihrer Tasche nach ein paar jamaikanischen
Utensilien und schüttelt dabei den Kopf): Ich gebs auf.
DK: Okay, Alex. Folgende Situation: Dieter Bohlen und Frank Farian starten
ein gemeinsames Pop-Projekt. Das ist dann ne große Koalition.
AK: Achso. Sag das doch gleich.
DK: Wie auch immer die zukünftige Regierung
nun aussehen wird, das Ziel muss sein, dass es mit Deutschland wieder bergauf geht.
Wie soll das funktionieren bzw. was für Pläne gibt es es diesbezüglich?
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Gerd: Wir haben da ja schon seit Jahren ein
Konzept, das wir langsam verwirklichen wollen. Deshalb ist es ja
wichtig, dass wir weiterhin regieren.
Angie: Also das klingt doch alles nur nach einer Hinhaltetaktik.
Wir hingegen haben inzwischen ein fehlerloses Konzept und müssen jetzt nur endlich mal die
Gelegenheit bekommen, dieses als regierende Partei ausführen zu können.
VS: Blablabla. Kann mal einer von euch konkret werden. Was sagt ihr
z.B. dazu, dass es in immer weniger Ghettos richtig gut brennende
Tonnen gibt. Die HipHopper wissen schon gar nicht mehr, wo sie sich
treffen und freestyle-rappen können.
AK: Und wie wär's mal mit 'nem eigenen Feiertag für gewählte Superstars?
DK: Außerdem könnte unsere Nationalflagge mal ein bisschen was Pinkes vertragen.
Angie: Äh, ja. Das haben wir ja alles schon berücksichtigt in unserem Konzept.
Gerd: Bei uns sind diese Maßnahmen natürlich schon viel länger ein Thema. Wir kamen nur noch nicht dazu sie umzusetzen.
Angie: Das stimmt doch gar nicht.
Gerd: Tut es wohl. Angie: Tut es nicht.
Gerd: Doch. - Angie: Nein.
Gerd: Doch. - Angie: Nein.
Gerd: Nein. - Angie: Doch.
Gerd (grinst zufrieden): Aha.
VS: Schluss jetzt mit den Kindereien. Mal was ganz
Ernstes, was mir schon die ganze Zeit auf dem Herzen liegt. Angie,
Gerd, stellt euch vor ihr arbeitet nun fast 2 Jahre mit jemandem
zusammen, z.B. bei einer virtuellen Talkrunde. Und dieser Jemand
nimmt eine Coverversion auf, bei der er einige Textstellen ändert.
Damit der Song zeitgemäß klingt. So weit, so gut. Dann hört ihr
dieses Stück und bemerkt, das in dem Lied alle möglichen Leute erwähnt
werden, nur ihr selbst nicht. Was plant die Regierung in Zukunft
mit sowas umzugehen?
DK: Das ist dein Problem?
Du redest nicht mit mir, weil ich dich nicht in meinem ursprünglich
geplanten Text von KvD erwähnt habe? Warum hast du mich da nicht
einfach mal drauf angesprochen?
VS: Wie denn? Ich hatte mir doch vorgenommen, nicht mehr mit dir zu reden.
AK: Ich hätte es ihm doch...
DK und VS (gleichzeitig): RUHE!
DK: Hier ein Vorschlag, Vanessa.
In deinem nächsten Song erwähnst du mich einfach auch nicht und
dann sind wir wieder quit.
VS: Abgemacht.
DK: Wollen wir noch shoppen gehen, bevor die Läden schließen?
VS: Klar.
Angie und Gerd (gleichzeitig): Und was ist mit uns?
VS: Kommt wieder, wenn ihr eure eigenen Konzepte kapiert habt.
Die Vier stehen auf und verlassen das Studio. Das
Licht wird ausgemacht. Im Dunkeln hört man eine Stimme:
Und was ist jetzt mit meinem Feiertag?
Pascal Wrage
Foto: Nina Wiatrowski
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