Im eigentlichen Sinn sind die Vier Edlen Wahrheiten also Beschreibungen der Wirklichkeit. Sie stellen fest, dass es in der Natur des Lebens liegt, schwierig, unbefriedigend, frustrierend zu sein und dass dies für alle Lebewesen gilt (du und ich sind also prinzipiell nicht wirklich zu doof dazu, unseren Kram richtig auf die Reihe zu kriegen , sondern das Leben ist einfach so... ) . Von diesem Leid kann man sich als Mensch jedoch durch ein von ethischen Grundsätzen getragenes Leben befreien, um so zu einem erfüllten und innerlich freien Leben zu gelangen.
Es gibt 10 unheilsame (also leidbringende) Handlungen, die zu unterlassen sind:
Handlungen des Körpers:
stehlen, töten, sexuelle Gewalt
Handlungen der Rede:
lügen, Intrigen stiften, grobe Ausdrucksweise, dummes Geschwätz
Handlungen des Geistes:
Gier, Hass, Unwissenheit
Dass jeder Mensch den Wunsch hat, Glück zu erfahren und Leid zu vermeiden, ist uns so selbstverständlich, dass es sogar schwer fällt, es zu formulieren. Dieser Wunsch ist uns angeboren und funktioniert instinktiv.
Er verbindet uns mit allen anderen, die lebendig sind, bis hin zur Fliege an der Wand. Wir alle möchten glücklich sein und haben auch das Recht, uns diesen Wunsch zu erfüllen. Ebenso will niemand Leid erfahren und wir haben das Recht, Leid zu beenden. Wir haben nur eigentlich oft nicht die geringste Ahnung, wie das geht. Und die Maßnahmen, die wir ergreifen, um unser Leid zu beenden, erzeugen deshalb sehr oft einfach nur neue Frustrationen und neues Unglück. (wenn ich manchmal in irgendeiner Warteschlange steh und mich langweile denke ich da dran (wenn ich grad selber unglaublich genervt bin, natürlich nicht ). Dann guck ich den Leuten ins Gesicht und sag mir selbst: Alles, alles, alles was dieser Mensch tut, ist dem Ziel „Glücklichsein“ untergeordnet. Und dann guck ich mir die Gesichter an und was sich darin so ausprägt und dann finde ich es meistens gar nicht mehr schwer, freundlich zu sein.... ) .
Der Buddhismus erklärt also, dass Leid und Glück nicht einfach so aus dem Nichts entstehen, sondern Ursachen haben und wie diese Ursachen für Glück von denen für Leid unterschieden werden können.
Der Schlüssel zum Glück liegt in der Erkenntnis dieser Zusammenhänge (Karma), dem Besinnen auf das „Paradies“, das in jedem von uns zu finden ist (Erleuchtung) und dem Entwickeln von Erbarmen und Mitgefühl (Boddhicita).
Der Weg zu Erkenntnis, Besinnung und Erbarmen besteht in ethisch motiviertem Handeln und regelmäßiger Meditation, um den Geist zu Ruhe und Klarheit zu bringen.
Elisabeth Steinke
Buchtipp
Die Vier Edlen Wahrheiten, Die Grundlage buddhistischer Praxis, Dalai Lama, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt a. Main, 2000.
Wer nur ein einziges Buch über den Buddhismus lesen will, der lernt hier die wesentlichen Aussagen dieser Weltreligion kennen und verstehen, erstmals erläutert vom Dalai Lama für ein westliches Publikum.