Das Gummibärchen-Orakel
„Sie ziehen fünf Bärchen aus der Tüte, und wissen alles über Ihre Zukunft!“ steht frech auf dem Umschlag von Dietmar Bittrichs Buch „Das Gummibärchen-Orakel“. Ein Scherz? Nimmt da etwa jemand die Esoterik auf die Schippe? Immerhin sind Orakel eine ernste Angelegenheit und werden seit Jahrtausenden mit viel Ehrfurcht verfolgt. Und nun sollen also Gummibärchen die Zukunft erhellen? Noch nicht einmal Öko-Bärchen aus dem Bioladen, nein, es müssen auch noch die sein, die Kinder und Erwachsene froh machen. Die klassischen Bärchen aus der goldenen Tüte haben nämlich, Farbstoff sei Dank, fünf Farben – rot, gelb, weiß, grün und orange. Und das Orakelsystem, das Bittrich uns präsentiert, basiert auf der Kombination von diesen fünf Farben und Zahlen: Genau 126 mögliche Bärchenkombinationen gibt es, wenn man fünf von ihnen zieht. Ungerade Zahlen (zum Beispiel drei oder fünf rote Bärchen) sind dabei, einer alten Orakeltradition folgend, günstiger als gerade Zahlen (zum Beispiel zwei oder vier rote Bärchen). Und auch die Grundbedeutungen, die jeder Farbe zugeschrieben werden, orientieren sich an klassischen Deutungstraditionen: Rot, im positiven Sinn (ungerade Bärchenzahl) steht für Liebe, Leidenschaft, Energie, Aktivität und Freude, im negativen Sinn (gerade Bärchenzahl) für Ungeduld, Aggressivität und Angst. Gelb im positiven Sinn bedeutet Streben, Arbeitslust, Karriere und Wohlstand, im negativen Sinn Neid, Intoleranz, Starrsinn und Misstrauen. Weiß steht positiv für Klarheit, Intuition, Freiheit und geistige Führung, negativ für Illusion, Täuschung und Labilität. Grün symbolisiert in der positiven Bedeutung Güte, Ruhe, Verlässlichkeit, Ordnung und Vertrauen, in der negativen Bedeutung dagegen Langeweile, Stagnation, Tatenlosigkeit und Trauer. Orange schließlich steht positiv für Neugier, Kontakte, Kreativität, Spiel und Originalität, in negativer Bedeutung für Oberflächlichkeit, Wankelmut, Ausweichen und Lüge.
Was so frech und witzig im bunten Gelatinegewand daherkommt, hat also durchaus einen tieferen Sinn. Wenn man eine bestimmte Bärchenkombination gezogen hat, so ist das kein Zufall, ist der Bärchenorakelmeister überzeugt. Wer es ausprobiert, wird ihm recht geben. Sie sagt etwas über einen selbst aus. Nicht im eigentlichen Sinne einer Zukunftsdeutung, aber doch als eine Momentaufnahme der eigenen Stärken, Schwächen und Potentiale, die durch diese Bärchenkombination symbolisiert werden und die Bittrich in Einzeldeutungen für jede Kombination beschreibt. Bei so manchen Eigenarten fühlt man sich durch seine frisch und direkt, ohne jedes Pathos formulierten Deutungen erstaunlich zielsicher erwischt... und darf sie durchaus auch als kleinen Schubs auffassen, an sich zu arbeiten. Aber keine Sorge, das alles schreibt Bittrich so unverkrampft und humorvoll, dass auch Skeptiker gerne mal in die Tüte greifen und sich von ihm die Leviten lesen lassen. Zumal auch weniger schmeichelhafte Botschaften dank des leckeren Mediums gut verdaulich sind (anschließender Frustgenuss ausdrücklich erlaubt!). Aber eigentlich haben sowieso alle Weissagungen der bunten Bärchen eine positive und ermutigende Botschaft. Bei fünf Bärchen ist schließlich immer mindestens eine Farbe in ungerader Zahl dabei!
Das Gummibärchen-Orakel ist nicht nur ein toller Partyspaß (erprobt!), man darf es durchaus auch ein wenig ernster nehmen. Aber nicht zu ernst! „Das göttliche Licht durchscheint den Geist der Gelatine“, schreibt der Spiegel über den Bestseller. Wer auf den Geschmack der göttlichen Gelatine gekommen ist, für den gibt es noch weitere Werke vom Gummibärchenmeister zu entdecken: „Das Gummibärchen Tarot“ und „Das Gummibärchen-Orakel der Liebe“. Viel Spaß!
Barbara Bumm · Foto: Amazon
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STILLE und RÜCKZUG
Fortsetzung von Seite 3
Sich unbegrenzt Zeit lassen dürfen, ist eine große Erleichterung für mich. Es macht mich frei und offen. Das gilt nicht nur für mich, ich kann auch Daniel vertrauensvoll loslassen und muss keine Angst um ihn haben, weil jede Zeit ihren eigenen Prozess hat und sich jede Stunde auf die kommende aufbaut und den Blick für den nächsten Schritt freigibt – und das unendlich. Schön dabei ist, immer wieder geschehen kleine „zufällige“ Wunder, indem uns Menschen begegnen, die begleiten und unseren Weg unterstützen. Weist es nicht darauf hin, dass wir letztendlich geführt werden?
Ich liebe die Zeiten der Stille, sie geben mir Kraft und bewirken Veränderung ohne Höchstleistung. Sie machen mir bewusst, dass hinter dem Lärm und er Reizüberflutung, die Atmosphäre der Ruhe als fester Lebensbestand immer vorhanden ist. Ich möchte mir auch in Zukunft immer wieder Zeit nehmen für die leisen Töne, die ich hören kann, wenn ich mich selbst „besuche“ und bei mir verweile.
...und seitdem ist der Übergang von Sonntag auf Montag viel geschmeidiger geworden als früher…
Uscha Wolter
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