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Youngster Corner 2/4
August 2006
Traurige Schicksale auf deutschen Straßen
Lebensverhältnisse auf der Straße
Ohne Geld und ohne ein richtiges Zuhause müssen die Kinder und Jugendlichen auf der Straße jeden Tag selbst für etwas zu essen oder einen Schlafplatz sorgen. Dies zwingt sie zum Schnorren, Klauen und sogar zur Prostitution. Geschlafen und gelebt wird in leer stehenden Häusern, an Bahnhöfen, Bushaltestellen, U-Bahnschächten und Bürgersteigen. Größtenteils lebt man in Großstädten, weil diese Anonymität bieten. Alkohol und andere Drogen sind zum einen ein großes Problem, aber zum anderen auch die Möglichkeit, die Situation, Hunger, Leid und Schmerzen zu ertragen, zu verdrängen oder für einen Moment zu vergessen.
Fakten
Es ist sehr schwierig, die Anzahl der Straßenkinder in Deutschland festzulegen. Anfänglich dachte man, dass die Zahl aller Vermisst gemeldeten unter 18 Jahren gleich der Anzahl der Straßenkinder ist. Dem ist natürlich nicht so, da eine Großzahl der Ausreißer bei Freunden unterkommt und nach ein bis zwei Tagen wieder zu ihrer Familie zurückkehrt. Aus diesem Grund und wegen der hohen Dunkelziffer kann man keine genauen Angaben machen. Die Dimension wird zwischen 1500 und 2500 Straßenkinder pro Jahr eingeschätzt. Die Zahl bedeutet nicht, dass es so viele gleichzeitig sind, sondern über das ganze Jahr verteilt. Die Meisten davon sind über 13 Jahre alt.
Hilfe, Wünsche & Träume
Viele Kids auf der Straße sehnen sich nach einem normalen Leben. Die Schule beenden, eine Ausbildung oder einen Job bekommen, um Geld zu verdienen und eine Familie gründen und ernähren zu können … Was für einen Großteil unserer Gesellschaft selbstverständlich ist, sind für viele Straßenkinder Ziele, für die sehr viel getan werden muss. Ein Problem ist der Neubeginn und die Integrierung in die Gesellschaft. Streetworker können dabei eine große Hilfe sein, die den Jugendlichen zeigen, welche Möglichkeiten sie haben und ihnen neue Perspektiven geben. Diese Hilfe ist notwendig, wenn die Kids sich selbst schon aufgegeben haben. Wenn Menschen ihnen die Chance bieten ein normales Leben zu führen, ist der erste wichtige Schritt getan und dann hängt es zu einem großen Teil von dem eigenen Willen und Durchhaltevermögen ab, wie es zukünftig weitergeht. Leider gibt es allgemein beim Thema Obdachlosigkeit sehr viel Ignoranz und Gleichgültigkeit.
Christin L., Sina Raphaela Dubke
Zeichnung: Sina Raphaela Dubke
Infobox
Alle jungen Leute sollten wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Probleme haben. Hier einige Tipps für Euch:
- vertrau Dich mit Deinen Problemen Freunden an, vielleicht kannst Du auch gemeinsam mit ihren Eltern reden
- in fast jeder Schule gibt es Vertrauens- oder Beratungslehrer, mit denen Du sprechen kannst
- Du kannst Dich anonym beim Jugendamt beraten lassen und sogar eine Person Deines Vertrauens mitbringen
- in größeren Städten gibt es einen Kinder- und Jugendnotdienst, wo Dir weitergeholfen wird
- es gibt kostenlose Sorgentelefonnummern, wo Du anrufen kannst
- und wenn es mal brenzlig wird oder Du in akuter Gefahr bist: Wende Dich an die Polizei.

Was wäre wenn…
In der Innenstadt angekommen, rannte ich so schnell ich konnte, was aber gar nicht so einfach war, da höllisch viele Leute in der Fußgängerzone unterwegs waren. Vor lauter Hektik konzentrierte ich mich mehr darauf, endlich nach rechts abbiegen zu können, als auf die mir entgegenkommenden Leute. Plötzlich knallte ich auch noch frontal mit einem von ihnen zusammen und fiel zu allem Überfluss auch noch auf diese Person. Dass ich fluchen kann, hatte ich schon an der U-Bahn-Haltestelle bewiesen, aber jetzt konnte mich niemand mehr halten. Nachdem ich mich aufgerappelt hatte, begann ich:„Was fällt Ihnen eigentlich ein - können Sie nicht aufpassen, Sie… - haben Sie denn keine Augen im Kopf?“ Mein Gegenüber ließ sich das natürlich nicht gefallen und konterte: „Najo, des konn i eigentli nua zruckgebn!“ In diesem Moment schaute ich auf und konnte meinen Augen nicht trauen, denn ich hatte nicht eine x-beliebige Person umgerannt, sondern Daniel… ja, DEN Daniel. Daniel Küblböck! „Oh mein Gott, hab’ ich Ihnen… dir…wehgetan?“

„Na, des passt scho, nua a bisserl schwer bist und dei Temp’rament muast a no a bisserl zügeln!“ Nachdem ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, erzählte ich ihm, dass ich ihn kannte, schon viele Konzerte besucht und einfach einen verhexten Tag gehabt hatte und er gerade richtig käme. „ Jo mei, des hob i eh glei gseng – du host so g’schockt g’schaut, dass i glei gwusst hob, dass'd mi kennst! Wieso host du’s überhaupts so eilig?“ Ich erzählte ihm meinen bisherigen Tagesablauf und dass ich eigentlich schon seit 20 Minuten auf dem Behandlungsstuhl sitzen müsste. „No dann, do konnst jetzt a nimmer hingehen – i wollt mir eh grad wos zum Essen kaufen, konnst a mitkumma!“ Natürlich entschied ich mich letztendlich dafür und, nachdem wir beide satt bis obenhin waren, musste Daniel leider wieder los, denn er hatte noch einen Pressetermin in der Innenstadt. Ich wünschte ihm dafür viel Glück und versprach ihm auch das nächste Konzert wieder zu besuchen.
Hätte irgendwer gedacht, dass ein so mieser Tag doch so schön enden kann?
Julia Blöchinger
 
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