Der fröhliche Weinberg
Fortsetzung von Seite 12
Wie bei der Probe, klatschen wir anstandshalber
bei allen auftretenden Künstlern mit, auch bei Roberto Blanco. Einmal
während des Liedes drehe ich mich klatschend seitlich zu Daniel,
um zu gucken, was er macht. Er klatscht nicht, sieht in meine Richtung
aber scheint irgendwie durch mich durch zu gucken. Dann plötzlich
sieht er mich, beginnt grinsend auch im Takt mitzuklatschen und
wir müssen beide über diese Situation lachen. Ich glaube, das war
einer der wirklich schönsten Momente für mich an diesem Tag. Eine
Kleinigkeit eigentlich, aber manchmal freut man sich eben über die
kleinen, unerwarteten Dinge mehr als wenn man irgendetwas erwartet,
was nie erfüllt werden kann.
Daniels Auftritt kommt bei den neutralen Zuschauern scheinbar gut an. Viele
sind erstaunt und irgendwie habe ich das Gefühl, Daniel ist auf
dem Marktplatz sowas wie die Hauptattraktion des Jahres. Später
ist er nochmal zwischen all den Leuten, nimmt sich sehr viel Zeit
für Autogramme und Fotos. Viele neugierige Menschen kommen zu
ihm. Ein Mann kommt stürmisch auf ihn zu, haut ihm erfreut auf
den Rücken und ruft "Mensch Daniel, dass ich das mal erleben darf!"...
armer Daniel, wird da vollkommen durchgeschüttelt von dem überschwänglichen
Mann. Ich muss irgendwie lachen. Die Situation kommt mir ziemlich
absurd vor. Wenn ich in diesem Moment gewusst hätte, wie die Situation
später aussehen sollte, hätte ich gewusst: noch hatte das nichts
mit absurd zu tun, es sollte noch "besser" kommen....
Mittlerweile ist die Generalprobe zuende und Daniel verschwindet wieder im
Rathaus, um in die Maske zu gehen. Nun sind es immer noch ein
paar Stunden bis zur Aufzeichnung. Wieder ist Warten angesagt.
Wir setzen uns seitlich an der Bühne an einen der noch freien
Tische, die nicht reserviert sind für die Aufzeichnung. Auch mit
diesem Tisch haben wir noch eine gute Wahl getroffen und viel Glück gehabt.
Wenig später erscheint Daniel oben am Rathaus auf dem Balkon und schaut durch
die Geranien hindurch auf den Marktplatz, der nun wirklich gut besucht
ist. Er steht eine ganze Weile da und beobachtet das Treiben auf
dem Marktplatz. Und wie immer hat Daniel seine Augen überall, ihm
entgeht da oben scheinbar nichts. Irgendwann geht er in die Hocke,
schaut durch die Stäbe des Balkongeländers. Wir schauen auch hoch,
müssen über diesen Anblick lachen, weil wir uns so beobachtet vorkommen
bzw. wer gerade mehr beobachtet wird – er oder wir?! Dann streckt
er uns die Zunge raus und muss mitlachen. Langsam wird es immer
voller und zum Beginn der Aufzeichnung ist kaum mehr Platz auf dem
Marktplatz. Zwischen den Tischen und eigentlich überall stehen Menschen,
die keinen Sitzplatz mehr bekommen haben. Viele – so ist rauszuhören
– sind da, weil Daniel hier ist. Daniel in Besigheim gibt es immerhin
nicht alle Tage. Da kommen Teenies, Mädels und Jungs mit alten Bravopostern,
mit der DSDS "United" CD und wir fühlen uns irgendwie zurückversetzt
in frühere Zeiten. Aber die sollten ja auch erst später noch wieder
richtig "auferlebt" werden.
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Es ist ganz schön nervenaufreibend, sich nun das ganze Programm ein drittes
(und letztes) Mal an diesem Tag zu geben. Die Auftritte jedes einzelnen
kann ich bald auswendig und erträglich ist das meiste nur noch mit
einer Menge Galgenhumor. Trotzdem lassen wir uns nichts anmerken
und klatschen wieder fleissig mit. Bei Daniels Auftritt fangen die
Teenies an zu kreischen und zu drängeln. Leider haben wir eine ganze
Horde direkt hinter unserem Tisch stehen und fühlen uns irgendwie
auch genervt. Daniel wird von dem gesamten Publikum sehr gut angenommen
und auch später, als er "Fly me to the moon" zum besten gibt, sieht
man in viele erstaunte Gesichter. Anerkennung ist spürbar. Ich fühle
mich gut, bin mächtig stolz auf so tolle Auftritte und bin einfach
nur froh hier zu sein.
Nach ca. 2 Stunden ohne größere Zwischenfälle ist die Show aufgezeichnet. Auf
der einen Seite machen sich viele Leute auf den Nachhauseweg, der
Marktplatz wird leerer. Der Abbau der Kameras und dem ganzen technischen
Kram beginnt. Vorne neben der Bühne versammelt sich schnell eine
(große) Menschenmenge. Es dämmert langsam und die Menschenmenge
wird größer. Alle stehen da wegen Daniel... Teenies schreien "Dani,
komm raus!". Irgendwann, als wir denken, dass er vielleicht schon
einen anderen Weg hinaus gekommen und längst weg ist, geht die Türe
auf und er kommt tatsächlich raus. Stopt vor der Menge und nimmt
sich wieder jede Menge Zeit für Autogramme und Fotos. Die Teenies
kreischen immer verrückter. Da wird geschubst und gedrängelt, ein
mittelgroßer Anflug von Hysterie kommt über den Marktplatz. Daniel
ist ganz ruhig und gelassen, scheint alle Zeit der Welt zu haben.
Fortsetzung
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