Manipulation in der Familie
Als unfertiges Wesen betreten wir die Welt. Wir sind auf Hilfe angewiesen,
um überleben zu können, um uns weiterentwickeln zu können. Diese
Hilfe geben uns Eltern, Erzieher andere Erwachsene. Aber sie kümmern
sich nicht nur um unser körperliches Wohlergehen, sondern auch um
unser seelisches und auch geistiges. Sie beeinflussen unsere Meinungen,
Einstellungen, unser Sozialverhalten, unseren Umgang mit Menschen,
bewusst und unbewusst. Wir übernehmen teilweise ihre Moralvor-stellungen
und Verhaltensweisen und auch ihre Ziele. Sie prägen uns, damit
wir uns in der Gesellschaft, in der wir leben, zurechtfinden und
uns auch einbringen können.
Das heißt nicht, dass wir nur ein Gefäß
sind, gefüllt mit den Vorstellungen unserer Eltern, dass wir keine
eigene Persönlichkeit haben. Zum einen geschieht vieles unbewusst,
zum anderen werden wir auch von der Gesellschaft, Freunden, Partnern
geprägt, von Erfahrungen, Erfolgen und Fehlern. Wir filtern die
für uns angenehmsten und passendsten Ziele, entwickeln eigene Ideen
und lernen Fehler zu vermeiden, Probleme zu beseitigen und neue
Erfolge zu schaffen, das heißt: Unser Leben selbständig zu gestalten.
Auch von Geschwistern oder Großeltern werden wir geprägt, manipuliert.
Ältere Geschwister haben einen großen Einfluss auf die jüngeren.
Die jüngeren Geschwister orientieren sich an ihnen, sehen sie oft
als Vorbilder, ahmen deren Verhaltensweisen nach, übernehmen auch
oft deren Meinungen, Einstellungen; dieses ist auch abhängig davon,
wie gut die Beziehung unter den Geschwistern ist oder wie viel Zeit
man miteinander verbringt, beispielsweise, wenn beide Elternteile
berufstätig sind.
Diese bisher beschriebene Beeinflussung ist tagtäglich
und in den meisten Familien anzutreffen, sie ist wichtig für unser
selbständiges Leben und hilft uns, eine eigene Persönlichkeit zu
entwickeln. Leider sind jedoch nicht alle Familienbeeinflussungen
so positiv. Viele Familien manipulieren ihre Kinder für eigene Interessen
und Wünsche ohne darauf bedacht zu sein, welchen Schaden sie damit
in der Persönlichkeit des Kindes anrichten. Sie versuchen es in
einer Abhängigkeit zu lassen, unterdrücken es und lassen es nicht
erwachsen werden, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen, z.B. weiterhin
zu "bemuttern", um diese Aufgabe nicht zu verlieren. Obwohl es bereits
erwachsen ist, wird es in eine Kindheitsrolle gedrängt, z.B. schenken
sie der Person noch Spielsachen oder sie wird ständig belehrt oder
man achtet nicht deren Privatsphähre. So erhält man sich die Aufgabe,
da das Kind unfähig ist, selbstständig zu agieren und jede Unterstützung
von den Eltern benötigt. Mir ist aufgefallen, dass viele Mütter
besonders ihre Söhne in diese Unselbständigkeit drücken und diese
für sich den einfacheren Weg nehmen und diese Abhängigkeit beibehalten.
Dieses wird auch der Ödipuskomplex genannt.
Aber welche Methoden werden eingesetzt, um diese Ziele zu erreichen?
Sehr oft bedient man sich der emotionalen
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Erpressung. Es gibt die sanfte-dominante
Art. Eine Autorität kann offen sein, dann weiß man, was einen erwartet.
Eine andere Form ist die verdeckte Autorität. Eine Formulierung
der Mutter/des Vaters: "Ich weiß nicht, ob das wirklich gut für dich
ist, was du vorhast" kann vom Stimmfall und Ausdruck her zu großen
emotionalen Schwierigkeiten führen. Das Kind weiß, was das Elternteil
will. Wenn es dessen Willen nicht erfüllt, dann bedient sich die
Mutter/ der Vater erpresserischen Gefühlen, wie Niedergeschlagenheit,
Depressionen, Migräne, den Herzschmerz oder die Schweigsamkeit.
Die Autorität wird verdeckt ausgeübt, so bleiben die Spielregeln
verborgen. Das Kind lebt in Unsicherheit, die Folge ist, dass es
sich anstrengt, die Wünsche der Eltern zu erraten und sich dem anzupassen.
Doch nicht ewig kann ein Mensch seine eigenen Wünschen zurückstellen
und nur die der anderen erfüllen, dann wird er sich schuldig fühlen,
weil er den Wünschen der Eltern nicht gerecht wurde. Gefühle können
erpresserisch und terroristisch sein.
Im Falle einer offenen Autorität
sind Auseinander-setzungen eher möglich. Man kann sich gegen Ansprüche
zur Wehr setzen. Persönlichkeitsentwicklung wird auch stattfinden,
wenn jemand lernt sich durchzusetzen, nach seinen eigenen festgesetzten
Zielen strebt. Die verdeckte autoritäre Einschüchterung verhindert
die Entwicklung von Eigenständigkeit, weil es zwangsläufig zu unklaren
Beziehungen, Ängsten und Schuldgefühlen kommt. "Ich will doch nur
dein Bestes." Wem ist dieser Satz nicht bekannt? Er wird oft benutzt,
wenn es darum geht, in das Leben eines erwachsenen Sohnes oder Tochter
hineinzuregieren. Es wird Bevormundung gerechtfertigt und vermeintlich
entschuldigt. Oft hat er aber eine andere Bedeutung, als wir zuerst
annehmen: "Ich will mein Bestes". Es fehlt das Vertrauen in die
Eigenständigkeit des erwachsenen Kindes. Dieses Vertrauen wurde
nie entwickelt, "Abnabelung" und Loslassen war nie wirklich vorgesehen.
Die Reifung und die Autonomie wird dadurch verhindert. Die Angst
vor Fehlern wird geschürt und die Abhängigkeit gefördert. Es wird
immer wieder darauf hingewiesen, dass die Eltern gebraucht werden
und man ohne diese hilflos ist.
Benutzt wird auch oft der Satz:
"Was habe ich nicht alles für dich getan!", der ein Appell ist, endlich
etwas zurückzugeben. Der Gedanke, dass Kinder, weil sie versorgt
und erzogen wurde, gegenüber den Eltern ein gewisse Verpflichtung
haben ist richtig, es gibt jedoch den Eltern nicht das Recht, Anpassung
und Gehorsam zu fordern oder mit dem Erzeugen von Schuldgefühlen
zu erpressen. Sie haben vor allem nicht das Recht, ihr Kind emotional
auszubeuten, es für ihre egoistischen Ziele zu missbrauchen.
Auch der Satz, dass man es sehr lieb hat, wird eingesetzt, um es gefügig
zu machen. Wer kann denn soviel Liebe zurückweisen. Die Liebe rechtfertigt
in den Augen der Eltern das besitzergreifende Verhalten. Die Persönlichkeitsgrenzen
werden überschritten und missachtet.
Es wird dem Kind auch oft vorgeworfen, immer ein Problemkind gewesen zu sein,
das man sich immer noch um das Kind kümmern muss.
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