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Gesellschaft & Medien 2/2
November 2007
Manipulation in der Familie
Viele jedoch sind nicht von vornherein Problemkinder, sondern werden zu diesen gemacht. So gibt sich Mutter/Vater das Recht, sich auch im Erwachsenalter immer einmischen zu müssen, um dieses aus dieser Notsituation zu "retten". Mutter/Vater mischen sich dann auch in die Beziehungen der Kinder ein, falls Konflikt-situationen auftreten und sie der Meinung sind, ihr Kind könnte diese nicht alleine oder mit Partner bewältigen, lösen, dieses führt zu extremen Konfliktsituation.
Eine weitere emotionale Erpressung der Eltern ist das Krank-sein. So halten sie ihr Kind in ihrer Nähe, aus Sorge, dem Elternteil könnte etwas passieren. Sie täuschen Hilflosigkeit vor, um zu vermeiden, dass es einen verlässt und sein eigenes Leben führt. Schuldgefühle werden bewusst provoziert und Anpassung erzwungen. Die Kinder werden um ihre Freiheit betrogen, sie werden verunsichert und emotional manipuliert. Das Kind wird um seine Wahrnehmung betrogen. Der gesunde Menschenverstand sagt ihm, dass Mutter oder Vater nicht so krank sein können, aber dieser Empfindung darf es nicht trauen. Der Unsicherheitsfaktor bleibt und so ist es leichter sich anzupassen, jedoch oft mit Wut auf den, der manipuliert und auf sich selbst, weil man sich manipulieren lässt. Auch subtile Einschüchterungen, ein einzelnes Wort, eine Geste, ein Blick verursacht Anpassung, Schuldgefühle und Skrupel. Vorgetäuschte Selbstmordversuche oder die Suizid-drohungen sind nicht so selten wie allgemein angenommen.
Muttersöhnchen
Häufig geraten Mutter und Sohn in einer symbiotischen Beziehung (= eine enge, abhängige Verbindung zwischen Personen, die sehr aufeinander angewiesen sind), sie entwickelt sich auch für Männer meist dadurch, dass sie zum Partnerersatz werden. Es gelingt ihnen dann nicht, eine gesunde männliche Identität aufzubauen. Die Mutter, die sie nicht loslässt, verursacht das Gefühl, nicht richtig erwachsen zu sein. Manchmal ist der Sohn der "Mann" der Mutter, er spielt den Kavalier, den Retter oder Ratgeber. Die notwendige Distanz ist nicht gegeben, die zur Entwicklung von Eigenständigkeit gehört. Nicht selten ist solch eine Beziehung der Hintergrund für Suchtkrankheiten.
Familie B:
Dominiert von der Mutter. Das Erstgeborene, ein Mädchen orientiert sich an den Verhaltensweisen der Mutter und übernimmt auch im wesentlichen diese, das Bedürfnis ständig im Mittelpunkt zu stehen und andere zu beherrschen, die Kontrolle über ihre Partner zu haben und ihre Bedürfnisse kompromisslos durchsetzen. Nicht selten bedient sie sich der emotionalen Erpressung. Wie ihre Mutter benutzt sie Krankheiten, selbst verursachte Probleme, als Waffe. Sie manipulieren sich gegenseitig und lassen dem Anderen keine Privatsphäre, wollen für den anderen entscheiden und jede Art von Selbständigkeit nehmen.
Das jüngste Kind, ein Sohn inzwischen 28 Jahre, leidet unter beiden, ist hilflos deren Manipulation ausgesetzt. Als die Tochter das Elternhaus verlässt, ist er zum größten Teil von der Manipulation der Mutter geprägt. Er übernimmt ihre Meinungen. Er fährt mit ihr in Urlaub, erfüllt ihr jeden Wunsch, versucht ihre Wünsche zu erraten, ihnen gerecht zu werden und fühlt sich als ihr "Ersatzmann". Er hatte noch keine Partnerin und interessiert sich auch nicht für eine feste Beziehung. Seine "Partnerin" ist seine Mutter, er geht in die Kindrolle, lässt sich Spielsachen schenken, spielt wie ein Kind, schläft mit Kuscheltieren und auch sein Verhalten, sein Humor, seine Denkweise entspricht dem eines naiven Kindes. Er ist nicht in der Lage Konfliktsituation und Probleme zu lösen und selbstständig zu agieren. Bewerbungen lässt er von seiner Mutter schreiben und Meinungen holt er sich von ihr, ohne eine eigene Einstellung dazu zu haben. Er lässt sich von ihr leiten und beherrschen.
Konfrontiert man jedoch die Personen mit dieser Situationen, so sehen sie nicht, dass eine Unterdrückung und unterdrückt werden stattfindet, sie verflüchtigen sich in Ausreden und versuchen ihr Verhalten als richtig darzustellen und nicht von der Norm abweichend. Sie haben keine Selbstreflexion, können Fehler, die sie an ihrem Kind verübt haben, nicht erkennen, denn "...man will ja nur das Beste für das Kind." Das Kind erkennt nicht, dass es kontrolliert wird und keine Autonomie besitzt. Alles wird ihm abgenommen. Es ist für ihn leichter im "Hotel Mama" zu leben, als sich ein eigenständiges Leben aufzubauen mit all seinen Schwierigkeiten und Hürden.
Text: Vassiliki Michalowski
Quellennachweis:
Foto: Amazon
Verlag:
Dtv (Februar 2008)
Broschiert: 192 Seiten
ISBN: (978)3423344630
Foto: Amazon
Verlag:
Goldmann (April 2000)
Taschenbuch: 349 Seiten
ISBN: (978)3442150892
 
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