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Aktuelles/Kommentare 17/26
Februar 2009
Keeping the Dream alive
TT: Manchmal ist eine Studioaufnahme längst nicht so gut, wie eine Live-Version. Man muss 12-15 Titel aufnehmen, und sich dann zusammensetzen mit Leuten, die ein bisschen Ahnung haben. Und dann kann jeder seinen Eindruck dazu sagen, welcher Song am besten geeignet für die erste Single ist. Auch die Abfolge der Lieder einer LP (=CD) ist sehr wichtig! Ich erinnere mich z.B. an Harald Steinhauer, den Produzenten der bayerischen Sängerin Nicki, der auch die Gruppe „Spider Murphy Gang" produzierte, mit ihm habe ich oft gearbeitet. Er hat sich immer sehr große Mühe dabei gegeben, zu entscheiden, in welcher Reihenfolge die Titel auf die Platte kommen, damit die Zuhörer schon allein durch die Abfolge der Titel einen Unterhaltungswert haben. Ich denke, dass Daniel ein sehr gutes Gefühl dafür hat – die Reihenfolge der Songs in seinen Live-Shows ist nämlich sehr gut gelungen!
IE: Würdest Du wieder für Daniel arbeiten?
TT: Gern! Liebend gern!
IE: Und – ist schon etwas geplant in dieser Richtung?
TT: Nein, noch nichts Konkretes. Ich warte darauf, dass Daniel sagt: „Hey Timmy, hast Du noch Sachen für mich?“ Oder dass er mich anruft mit einer Idee für ein Lied... dann könnte ich auch wieder mit Christian Haug zusammen daran arbeiten, so wie bei „Lucky Star“. Ich hatte die Idee für das Lied gehabt, Christian Haug hat komponiert, und den Text habe ich auf das Leben von Daniel Küblböck geschrieben.
IE: Was genau an Daniels Leben hat Dich dazu inspiriert?
TT: Nun, wie er seine Höhen und Tiefen überstand, die sein ganzes Leben überhaupt begleiteten. Seit DSDS hatte Daniel seine Ups und Downs, aber er ist von allen damaligen Teilnehmern der Einzige, der noch präsent ist. Das sagt doch wohl sehr viel über ihn aus!
IE: Wie schätzt Du Daniel als Mensch?
TT: Er ist ein sehr netter, sehr offener Typ. Sehr gut kenne ich ihn nicht, aber ich habe ihn echt gern! Es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten. Um die Titel auszusuchen, haben wir einen ganzen Nachmittag miteinander verbracht, und es hat sich gelohnt. Ich mag auch gern „Sex on the Rocks“. Wäre auch eine Idee für eine Single.
Weißt Du, wenn Du ein Werk hast, eine CD, dann ist der Unterschied zu einer Single A-Seite und einer guten CD nicht groß – aber absolut überwichtig!
Eine Single muss irgendetwas ganz Besonderes haben. Es muss „zischen“, es muss sofort funktionieren. Daniel hat in seinem aktuellen Programm mehrere Songs dafür zur Auswahl, und das ist sehr wichtig.
Viele gute LPs von prima Künstlern sind „gestorben“, obwohl sie ein paar gute Tracks hatten, die man immer wieder gern hört. Aber wenn eine Single nicht funktioniert hat aus unterschiedlichsten Gründen, weil zum Beispiel die Radiostationen sie nicht so spielten, weil es keine guten begleitenden Fernsehauftritte gab, weil die Journalisten sie nicht mochten, diese Single ist dann kaputt. Und dies wirkt sich dann auch auf das Album aus, insbesondere, wenn ein Album nur eine einzige Hit-Single
aufweist. Hat man dagegen mehrere Singles auf einer CD, dann erhöhen sich die Chancen auf einen Erfolg dieser CD dementsprechend. Denn jede Single, die richtig läuft, zieht die CD mit sich hoch.
So haben z.B. Fleetwood Mac die LP „Rumours“ jahrelang in den Charts gehalten. Jedes Mal, wenn eine Single in den Charts nach unten ging, haben sie eine weitere Single aus der LP veröffentlicht – und haben damit der LP ein richtig langes Leben gegeben.
IE: Dich hat es 1972 nach Deutschland verschlagen – wie kam das?
In den USA war ich vorher mit der Folksängerin Bobby Gentry ein Jahr auf Tournee gewesen. Ihr größter Erfolg damals war „Ode to Billy Joe“. Meine Band „Plymouth Rock“ war co-starring mit ihrer Band, und wir sind kreuz und quer durch die USA und Kanada bis nach Hawaii unterwegs gewesen. Im Anschluss habe ich die auditions (=“casting“) für Jesus Christ Superstar gemacht, mir wurde eine gute Gage und eine gute Position angeboten, und so kam das dann! Ich spielte damals die understudy (=zweite Besetzung) für Pontius Pilatus. Und mein damaliger Zimmerkollege war Konstantin Wecker – er spielte die understudy für Judas. Konny und ich waren damals in unseren Mittzwanzigern, und Konny war schon damals sehr talentiert. Für jede Hauptrolle in einem Musical gibt es diese zweite Besetzung, die auch immer wieder spielen muss, damit sie sich ihre Routine erhält – und das war mein großer Vorteil. Ich sprach nämlich damals nur sehr schlecht deutsch, und das komplette Spiel war ja auf Deutsch. Ich bekam eine super Lehrerin – die Enkelin von Gerhard Hauptmann, Anja Hauptmann. Sie war meine Deutschlehrerin, und auch mein Freund.
IE: So bist Du also nach Deutschland gekommen – und warum bist Du im Anschluss an Jesus Christ Superstar dann hier geblieben?
TT: Corinna, das ist wie immer, es hat natürlich mit Frauen zu tun!!! Alles was Männer tun, hat immer irgendwie etwas mit Frauen zu tun. Bei der Premiere von Jesus Christ Superstar in der Deutschlandhalle in Berlin habe ich meine jetzige Frau kennen gelernt... und ja, das hat dann sehr viel ausgemacht!
IE: Was ist das für ein Gefühl, wenn man seine eigenen Songs immer und immer wieder im Radio oder am Bildschirm zu hören bekommt?
TT: Das tut gut. Sehr gut! In meinen ersten 15 Jahren von 1972 bis 1986 habe ich über dreihundert Titel geschrieben, die auf Platten kamen, für z.B. Peter Maffay. Aber ich habe immer nur B-Seiten von den Hits gemacht. Ich konnte zwar schon von meinen Liedern leben, und habe auch immer wieder eines gemacht, das sich gut verkauft hat, aber nie eine A-Seite.
1986 kam dann Blue Night Shadow (von The Two of Us), und es war in ganz Europa ein Riesenhit. Allein in Deutschland wurden 380 000 Schallplatten verkauft. Wenn Du, so wie ich, so lange in der Branche bekannt bist, dann reden die Leute, ja er ist ein guter Schreiber, Timothy kann gut schreiben, auf einem hohen Niveau – aber er hatte nie einen Hit!
Blue Night Shadow war ein richtig guter Urqualitäts-Pop. Und auf einmal hieß es: „Der Mann ist ein Hit-Macher – wir haben es immer gewusst!“
Letzte Änderung: 14.06.2012 
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