zurück zur Startseite
Aktuelles/Kommentare 4/18
Juni 2009
Wenn einer eine Reise tut…
Wir fassten uns ein Herz und fragten Daniel, wann der Soundcheck beginnen würde. Daniel versprach uns, dass es in wenigen Minuten soweit sein würde. „Wir müssen uns nämlich noch in unsere Faschingskostüme werfen“ erklärten wir ihm und Daniel lachte. „Weil, ich wollte jetzt nicht die ganze Zeit im Bauchtanzkostüm hier warten, das ist mir zu kalt.“ sagte ich und verkniff mir das Lachen. Daniel riss die Augen auf „Was? Im Bauchtanzkostüm?“ fragte er mit entsetzter Stimme. Ich musste lachen „Das war ein Witz“ klärte ich ihn auf und Daniel lachte mit. „Na, das wäre aber echt kalt gewesen“ stellte er noch fest und begab sich kurz darauf zur Bühne.
Schon die Songs im Soundcheck ließen erahnen, wie toll der Abend werden würde. Passanten blieben in sicherer Entfernung stehen. Daniels Backgroundsängerinnen standen dick eingemummt vor den Wärmelampen. Ich beneidete sie kein bisschen. Daniel sang Valerie und wir wippten bereits jetzt bei jeder Note mit. Vorfreude keimte auf…
Als der Soundcheck beendet war, begaben wir uns unter Zeitdruck zurück zum Hotel. Vorsichtig schlichen wir uns an der Rezeption vorbei. Denn wir hatten nur ein Doppelzimmer gebucht, waren aber eigentlich zu dritt. Als wir bei unserer Ankunft das Gepäck auf das Zimmer gebracht hatten, hatte eine von uns vorsorglich im Auto gewartet. Sollten wir jetzt gefragt werden, so hatten wir beschlossen, uns charmant damit herauszureden, dass wir uns nur umziehen wollten.
Doch die Hotelangestellten schienen nicht misstrauisch zu werden. Auf dem Zimmer verwandelten wir uns von normalen Touristen in kleine Yetiabenteurer. Für eine Polarexpedition konnte man sich kaum besser vorbereiten. Der Schlafsack für den blinden Passagier wurde entrollt und dekorativ im großen Doppelbett platziert, welches genug Platz für uns drei Grazien bieten würde. Strumpfhosen plus Leggings sowie zwei paar Socken und Handschuhe (vorgewärmt von der Zimmerheizung) gehörten ebenso zum Styling wie unsere Faschingsohren. Schnell wurden noch ein paar Erinnerungsfotos geschossen, dann stapften wir auch schon wieder los.
Bodenmais · © Annett Koht
Lachend und doch etwas außer Atem von dem schnellen Spaziergang kamen wir am inzwischen gut gefüllten Marktplatz an, ergatterten einen Platz in der dritten Reihe.
Leider hatte inzwischen Schneeregen eingesetzt und wir kämpften mit der Technik. Es würde nicht leicht werden, Daniels Auftritt zu filmen ohne die Kamera dabei zu durchnässen. Es spielte eine Band, die augenscheinlich auch viele Fans angelockt hatte. Sie waren echt gut und rockten den Markplatz mit vielen alten Coversongs, die wir dank bayerischem Text teilweise kaum verstanden. Der Stimmung tat das keinen Abbruch. Zur inneren Erwärmung genehmigten wir uns erstmal Prosecco aus der Dose; was Paris Hilton kann, können wir schon lange.
Endlich war es soweit und Daniel betrat die Bühne. Mir schien es, als ertönten ein paar einsame Buhrufe, aber die gingen in dem Riesenapplaus völlig unter. Auch Daniel ließ sich davon nicht beirren und begann mit „Rehab“ die Bühne zu rocken. Damit hatte er das Publikum sofort in seinen Bann gezogen.
Ich sah, dass etwas auf die Bühne flog, konnte aber nicht erkennen, was es war. Erst nach Veranstaltungsende identifizierte ich das Geschoss als kleine Gewürzgurke…wie witzig…Daniel, ganz souveräner Entertainer, hatte dem Ganzen keine Bedeutung geschenkt und sein Programm mit „Everytime“ und „Hold on“ fortgesetzt.
Die Fans waren glücklich und wer nicht so gut ausgestattet war wie wir, inzwischen durchgeweicht, denn Schirme wurden aus verständlichen Gründen von den Zuschauern aus den hinteren Reihen nicht für gut befunden. Also ließen wir uns alle berieseln…vom Bodenmaiser Schneeregen und Daniels unnachahmlicher Stimme, die mehr und mehr auch die neutralen Zuschauer in den Bann zog.
Spätestens nach „Sexbomb“ kochte der Marktplatz, die Massen tobten. Daniel strahlte und kündigte „Born in Bavaria“ an. Ein Titel wie geschaffen für den Bodenmaiser Openair Fasching. Textsicher sangen die Fans Zeile für Zeile mit und ich beobachtete die neutralen Zuschauer. Manche von ihnen schienen zerrissen zu sein. Machten Witze und dumme Bemerkungen zu ihren Freunden, wippten doch im Takt der Musik und konnten weder den Blick noch das Fotohandy von der Bühne wenden. Man sah richtig, wie sie in den Sog der Danielleidenschaft hineinstrudelten. Das war sehr faszinierend zu beobachten. Daniel stimmte nun „A Cowboy in the city“ an und die Zuschauermenge ging begeistert mit.
Die Stimmung kochte dem Siedepunkt entgegen, als Daniel als nächstes „Satisfaction“ ankündigte. Das war Rock, das war Leidenschaft, ja das war Sex pur, so empfanden es die Fans und es schien, als wären die neutralen Zuschauer, bei denen reihenweise Kinnladen nach unten klappten, der gleichen Meinung. Die Kapuze längst verrutscht, die Haare klatschnass in der Stirn, das Handy (mit doppellagigen Handschuhen kaum zu bedienen) zwecks Mithören daheimgebliebener Fans in der Hand, rockten wir in der Zuschauermenge mit. Irgendwie musste ich bei dem Szenarium an Woodstock denken. Zwar bin ich eine andere Generation und es war weder Sommer noch hatten wir mit Schlammmassen zu kämpfen, doch ungefähr so wie wir mussten sich die Konzertbesucher in den 60er Jahren gefühlt haben…
Es folgte „A thousand times“, natürlich mit dem berühmten „th“ in Daniels Ankündigung, bei der man am Zuschauergelächter Fans von neutralen
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 18 · © 2003 - 2009 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe