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Juni 2009
Wenn einer eine Reise tut…
Zuschauern unterscheiden konnte. Als Daniel „Time of my life“ anstimmte, flogen ihm sämtliche Herzen nur so zu. Eine zauberhafte romantische Stimmung verbreitete sich über den Marktplatz. Ein riesiger Beifallsturm am Ende des nun wirklich jedem bekannten Liedes waren für Daniel Belohnung genug.
Er strahlte, als er anschließend seinen ersten großen Hit ankündigte. „You drive me crazy“ begeisterte die Massen wie eh und je und spätestens als es von „Proud Mary“ abgelöst wurde, gab es in den Reihen kein Halten mehr. Ungläubige, amüsierte, aber auch bewundernde und faszinierte Blicke streiften die rockenden Fans und ließen die neutralen Zuschauer mit einstimmen.
Die Kälte und Nässe war nicht zu spüren. Es war ein unglaubliches Erlebnis zu fühlen, dass Musik einem derartig ins Herz gehen kann, dass es von innen heraus wärmt und kein Wetterchaos dieser Welt dies hätte verhindern können. Was waren wir froh, unsere Entscheidung doch noch umgeworfen zu haben. Spätestens mit dem nun folgenden „All summer long“ hatte Daniel auch den letzten Zweifler im Publikum überzeugt.
Nach dem offiziellen Programmende erklatschten sich die Zuschauer die wohlverdiente Zugabe und zum ersten Mal spürte man, dass die Füße sich doch recht kalt anfühlten. Daniel hatte sein Programm relativ zügig durchgezogen und somit seinen Zuschauern sicher die eine oder andere Erkältung erspart. Nun rockte er noch einmal mit „Valerie“ den Marktplatz und sowohl Fans, als auch neutrale Zuschauer sangen, tanzten und rockten mit. Es war als verschmolzen gerade zwei unterschiedliche Menschenmassen zu einem einheitlichen Ganzen.
Überwältigender Beifallsturm war Daniel sicher. Er strahlte ins Publikum, er flirtete mit einigen ihm unbekannten Gesichtern, er schüttelte Hände und ich sah, wie eine junge Frau, sich danach überglücklich an ihren Freund lehnte. Ihre nassen Haare verursachten kleine Wassertröpfchen, die über die Stirn des Mädchens rannen und auch ich streifte eine feuchte Haarsträhne aus meinem Gesicht zurück.
Der Schneeregen war inzwischen in Schneefall übergegangen und als Daniel nun „My Way“ anstimmte, fielen dicke Flocken vom Himmel herab. Man kann es kaum in Worte fassen, welche zauberhafte romantische Stimmung mit einem Mal herrschte. Das Mädchen lehnte an ihrem Freund, er hielt sie von hinten fest umarmt, versuchte sie mit seinem großen Körper vor dem Schnee und der Nässe zu schützen. Zitternd vor Kälte schmiegte sie sich an ihn und lauschte mit glänzenden Augen Daniels sanfter Stimme. Ich konnte meine Augen von dem Pärchen kaum losreißen, trotz „Danielsucht“, die sonst dafür sorgte, nur Blicke für ihn zu haben.
Dieser Anblick, Daniel, seine Stimme, der Schneefall, all das berührte mich so tief, dass mir vor Glück ein paar Tränen über die Wangen liefen und sich mit den nassen Tropfen schmelzenden Schnees vermischten. In diesem Augenblick sehnte sich wohl jeder Zuschauer nach einem Menschen zum Anlehnen, nach jemanden, mit dem man diese Atmosphäre teilen konnte. Wie gut, dass es die
Fanielgemeinschaft gab, die in solchen Momenten ein guter Ersatz ist…
Allein für dieses romantische „My Way“ hatten sich alle Strapazen gelohnt, dachte ich und ordnete nach dem Konzert meine Körperteile ihren jeweiligen Erfrierungszuständen zu. Diese fielen dank Schneeanzug erstaunlich gering aus, doch der Anblick einiger junger Fans in ihren dünnen, vollkommen durchnässten Jäckchen ließ einen erahnen, wie tief die Kälte in deren Knochen gekrochen sein musste.
Bodenmais · © Rolf Hank
Von weitem sah man Daniel, der fleißig Autogramme schrieb und Fotowünsche erfüllte. Als weitgereister Fan erkannte man sofort, dass es sich bei den ihn umringenden Personen fast ausschließlich um neutrale Zuschauer handelte. Lobende Wortfetzen drangen uns ins Ohr, bevor Daniel mit seinem Team und seinen pilgernden Fans ein uriges Lokal ansteuerte. Gemeinsam stapften wir durch den Schnee und ich musste unwillkürlich lächeln, als ich daran dachte, dass das Szenario an die Fanwanderungen erinnerte, die Hansi Hinterseer jährlich mit seinen Fans durch die Berge veranstaltete. Vielleicht sollte Daniel das auch mal einführen?
Im Lokal angekommen, wurde man auf die richtige Seite einsortiert. Rechts geschlossene Gesellschaft für Daniel und Team, links ein warmes Plätzchen für seine Fans. Wir banden uns den Skianzug um die Hüften und bestellten wärmende Tees und Erfrischungsgetränke gleichermaßen. Kälte vom Openairkonzert in den Knochen und erhitzte Gesichter vom Mitrocken waren eine seltsame, unbekannte Gefühlsmischung. Die Kneipe war schön geschmückt, es lief fetzige Faschingsmusik. Ausgelassen alberten wir herum.
Nach einiger Zeit verließ Daniel das Lokal. Man sah ihm an, dass er etwas erschöpft, aber doch sehr zufrieden mit dem Erfolg seines Auftrittes war. Daniel ging an unserem Tisch vorbei und kam kurz zu uns. Er bedankte sich fast, als er erzählte, wie unglaublich er es fand, dass alle Zuschauer dem Wetter getrotzt und stehen geblieben waren. Als wir erzählten, dass wir in Kürze auch in Ludwigshafen beim Konzert dabei sein würden, war er sichtlich erfreut. Genauso wie über unser Lob zu seinem Auftritt. Etwas verlegen und doch strahlend bedankte er sich dafür und schnitt noch einmal das Wetterthema an. „Aber My Way im Schneefall war so romantisch“ schwärmte ich mit verklärtem Blick und Daniel strahlte mich mit einem „Ja, gell?“ an.
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 18 · © 2003 - 2009 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe