Faschingsparty Bodenmais
Fortsetzung von Seite 3
buchstäblich über den Haufen gerannt werden.
In diesem Moment bin ich froh, dass Daniels reine Stehkonzerte der Vergangenheit angehören- auf so ein Geschubse und Gedränge kann ich nämlich gut verzichten. Ein Gutes hat das Chaos aber, denn ich stehe plötzlich in der 2. Reihe. Gott sei Dank dauert es dann auch nicht mehr lange, bis Daniel auf die Bühne kommt und sein Publikum zu einem „Bunten Abend“ begrüßt. Er tritt an diesem Abend nicht mit seiner Band STARLIGHT, sondern mit den WILDCATS auf und die Bezeichnung „Bunter Abend“ trifft den weiteren Ablauf des Abends ganz gut, weil Daniel viele Songs aus seinen verschiedenen Tourprogrammen, Mottoshows und sogar ein Lied im Programm hat, das er noch nie vor Publikum gesungen hat. Die Bühne ist nicht so groß wie üblich und Daniel deshalb in seiner Bewegung ein bisschen eingeschränkt.
Zu seinem Glück ist die Bühne überdacht und mit Heizpilzen ausgestattet – im Gegensatz zu uns steht er also unter trockenem Himmel und muss nicht frieren, weshalb er schon nach dem ersten Song sein „kleines Schwarzes“ d.h. seinen Mantel auszieht. Ihm fällt auch gleich zu Beginn der Show auf, dass sich nicht viele der Anwesenden verkleidet haben, was in Anbetracht der Tatsache, dass sich die Veranstaltung „Niederbayerns größte Faschingsparty“ nennt, auch mir ein bisschen merkwürdig vorkommt. Wenn das die größte Faschingsparty ist, will ich nicht wissen, wie die kleineren ausschauen. Bei mittlerweile strömendem Regen und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ist es dann aber andererseits auch nicht weiter verwunderlich.
Ohne viel Erzählen zieht Daniel sein Programm durch. Normalerweise finde ich es immer gut, wenn er bei den Konzerten viel erzählt, aber aufgrund des Wetters ist es mir heute lieber, er singt – da kann man sich wenigstens zur Musik bewegen und mitsingen, wodurch es gleich wärmer wird und man den Regen nicht mehr so stark spürt. Fast während des ganzen Konzerts habe ich eine Freundin, die leider nicht mitkommen konnte, am Handy und zwischendrin frage ich mich ernsthaft, wie viel Wasser so ein Gerät wohl aushalten kann. Anscheinend viel, denn mein Handy übersteht alles ohne größere Schäden. Ich freue mich, als Daniel irgendwann ankündigt „Satisfaction“ von den Rolling Stones singen zu wollen
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und muss sofort an den grandiosen TV Auftritt von damals denken... Wie doch die Zeit vergeht.
Mir gefällt, was ich höre und sehe, und nicht nur mir, auch den anderen Zuschauern. Neben mir zum Beispiel stehen eine junge Frau und ihr Freund. Er hat sie von hinten umschlungen und hält einen Regenschirm über beide. Sie steht einfach nur da und ist von Daniel hin und weg. Ich finde das so schön, wie sich Neutrale auf Daniel einlassen können, wenn sie es nur wollen. Immer wieder muss ich meinen Blick von Daniel wenden und das Mädchen anschauen, weil ich es so toll finde, wie sie Daniel begeistert anschaut. Auch Daniel bemerkt sie und als er ihr im Laufe des Konzerts einmal seine Hand hinstreckt und sie schüttelt, ist das Mädchen ganz außer sich vor Freude. Toll! Überhaupt finde ich es toll, dass so viele Leute, die mit Daniel eigentlich nichts am Hut haben, dazu bereit sind, sich bei strömendem Regen, mitten im Winter, zwei Stunden und mehr die Beine in den Bauch zu stehen. Ich weiß nicht, ob ich das für einen Sänger machen würde, der mich bisher nicht sonderlich interessiert hat. Aber Daniel scheint es geschafft zu haben, diese Leute in seinen Bann zu ziehen. Das musikalische Highlight des Konzerts ist für mich der Song „Time of my life“. Obwohl ich finde, dass Daniels Sängerin lange nicht an seine Backgroundsängerin Alex, mit der er das Lied an Silvester so toll gesungen hat, heranreicht, ist es einfach nur wunderschön. In den ersten Reihen stehen fast nur langjährige, treue Fans von Daniel. Und es ist toll, dieses Lied mit ihnen allen im Chor zu singen. Nach seiner obligatorischen Schlussnummer „My Way“ verabschiedet sich Daniel nach circa zwei Stunden von seinem Publikum mit den Worten „Dankeschön Bodenmais. Alles Gute!“, nicht ohne vorher mal wieder nach den „Zündkerzen“ gefragt zu haben.
Als die letzten Töne verklingen, leert sich der Platz ziemlich schnell, jeder möchte ins Trockene und Warme. Auf der Toilette des Wirtshauses wird mir erst so richtig klar, wie ich überhaupt aussehe – klatschnasse Haare, rote Nase, die Schminke überall verschmiert. Aber es hat sich gelohnt! Definitiv. Wir machen uns dann auch gleich auf den Heimweg, da wir noch ganzes Stück Fahrt vor uns haben und nicht wissen, wie es mit den Straßenverhältnissen so ausschaut. Deshalb verpassen wir dann die Party nach der Party, was ich aber nicht so schlimm finde, weil ich einen schönen Abend hatte und eh weiß, dass ich Daniel am Wochenende danach in Ludwigshafen wiedersehen werde. Dort erzählt er dann übrigens nach dem Konzert ein bisschen davon, wie er seinen Auftritt in Bodenmais empfunden hat. Er sagt, er habe sich sehr darüber gefreut, dass so viele Leute anwesend waren und erzählt mit seinen üblichen ausschweifenden Gestiken freudestrahlend davon, wie sich die Neutralen zu ihm durchgeboxt hätten, um Fotos mit ihm machen zu können Da hätten seine Fans ja fast keine Chance gegen gehabt, meint er verschmitzt. Ich finde das okay so, wir Fans müssen ja nicht immer die erste Geige spielen. Ist doch schön, wenn Daniel von Neutralen so begehrt wird und wer weiß, vielleicht werden so aus den Neutralen von gestern, treue Fans der Zukunft. Ich würde es ihm wünschen.
Bettina Empl
Foto: Annett Koht
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