zurück zur Startseite
Gesellschaft & Medien 1/7
Juni 2009
Wenn der beste Freund gehen muss...
- der Abschied von meinem treuesten Wegbegleiter
„Jeder Abschied ist die Geburt einer Erinnerung.“
(unbekannter Autor)
Der bevorstehende Abschied lässt mich in diesen Tagen des öfteren zurückblicken und das Hier und Jetzt völlig vergessen. Plötzlich ist alles vermeintlich Wichtige egal.
„Buffy muss eingeschläfert werden!“, stand in der Nachricht, die mich vor einigen Tagen vom Ex-Freund meiner Mutter erreichte.
Es ist also soweit...der Moment, vor dem sich viele Hundebesitzer lange Zeit zu entziehen versuchen, ist gekommen. Und es ist verdammt schwer: Möchte man doch als Tierliebhaber über den Tod seines Lieblings nicht nachdenken, solange man seine Gegenwart unbeschwert genießen kann. Doch unsere Gegenwart soll nun der Gedanke an seinen Abschied sein...
Ich erinnere mich an meine frühe Kindheit, als ich schon völlig vernarrt in Tiere war. Doch kein Tier war für mich so interessant wie der Hund. Sein intelligentes, sensibles Wesen hat mich schon immer beeindruckt.
Ich habe mir als Kind nichts sehnlicher gewünscht, als einen Hund als treuen Begleiter zu haben. Damals habe ich nie verstanden, warum mir meine Mutter diesen Wunsch nicht erfüllen konnte und wollte. Heute verstehe ich, dass er mitten im Großstadtdschungel von Berlin vielleicht nicht ganz so gut aufgehoben gewesen wäre. Ich gab diesen Traum trotz allem nicht auf. Jedes Jahr wurde mein Wunschzettel an Weihnachten angeführt von diesem einen Herzenswunsch, meine Hoffnung wurde leider nie erfüllt.
Einige Jahre später, als ich mich damit abgefunden hatte, war der Wunsch zwar noch in meinen Gedanken, aber nicht mehr so präsent wie zuvor. Meine Mutter hatte sich 2000 mit ihrem damaligen Freund ein schönes Häuschen mit Garten am nordwestlichen Stadtrand ausgesucht. In einer Zeit der inneren Veränderung – ich war mitten in der Pubertät - sollte mir plötzlich mein gewohntes Umfeld mit all meinen Freunden genommen werden. Ich tat mich sehr schwer mit diesem Schritt.
Eine befreundete Familie hatte sich zur gleichen Zeit im Tierheim in einen jungen süßen Mischlingshund mit dem Namen „Buffy“ verliebt und nahm ihn mit zu sich nach Hause. Damit war deren Vermieter ganz und gar nicht einverstanden und sie standen vor dem schwierigen Schritt, Buffy wieder abzugeben. Meine Mutter und ihr Freund bekamen davon mit und beschlossen, es nicht zuzulassen, dass dieses kleine süße Wesen wieder zurück ins Tierheim muss. Sie nahmen ihn mit zu uns.
Der Moment, an dem sie damals nach Hause kamen, aus dem Auto stiegen und nicht allein waren, ist mir ganz besonders in Erinnerung. Es war ein ganz besonderes Glücksgefühl, das jede Sorge von mir abfallen ließ. Das Schicksal meinte es an diesem Tag sehr gut mit mir, denn mein seit Jahren größter Traum wurde plötzlich war. Und in diesem Lebensabschnitt, wo ich mich sehr einsam fühlte, war ich auf einmal nicht mehr allein.
Buffy war ein sehr aufgeweckter Hund, er war kaum zu halten, wenn es darum ging, neue und bekannte
Buffy · © Christin L.
Menschen zu begrüßen, er stürmte sofort auf mich los, um sich von mir knuddeln zu lassen. Ich konnte es nicht fassen, dass nun ein neues Familienmitglied mit uns zusammen lebte.
Er gewöhnte sich sehr schnell bei uns ein, ich glaube, er hat sich sofort wohl gefühlt. Wir hatten einen schönen großen Garten, lebten direkt an der Havel und waren umgeben vom Spandauer Forst. Wir sind sehr schnell Freunde geworden, was sage ich, eigentlich haben wir uns von Anfang an gut verstanden und einander vertraut. Nie zuvor habe ich jemandem so sehr vertraut wie Buffy. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und es war ein Geschenk, dass er kam, als ich mich so einsam fühlte.
Wenn ich traurig war, ging ich mit ihm an die Havel und setzte mich ans Ufer, um mit ihm zu spielen. Er konnte mich immer aufmuntern. Er liebte es sehr, mit anderen Hunden zu spielen, er war stets so unkompliziert und freundlich anderen Hunden und Menschen gegenüber. Wir stellten uns vor, dass er wahrscheinlich selbst einen Einbrecher in unserem Haus freundlich begrüßt hätte, ohne Gefahr zu wittern.
Manchmal fuhren wir mit unserem Boot raus und dann ging ich mit Buffy zusammen schwimmen. Der ganzen Familie wurde nie langweilig mit unserem Liebling. Besonders aufregend waren die Tierarztbesuche, wenn Buffy das ganze Arztzimmer auf den Kopf stellte, denn einer von wenigen Momente, die ihm Angst bereiteten,
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 18 · © 2003 - 2009 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe