Drei „Superstars“ im Münchner Schlachthof
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Das Publikum kann sich nur mit Mühe unter Kontrolle halten - der Höhepunkt dieses Konzertes wird mit Sicherheit für die meisten dieser Auftritt bleiben. Auch wenn Daniels schrille Auftritte definitiv der Vergangenheit angehören, hier ist ein Entertainmentpotential, das er durchaus öfter einbringen könnte.
Ich hoffe inständig auf weitere Parodien bei diesem Konzert, aber nach einer kurzen Umziehpause, in der Bianca ein fantastisches "Billy Jean"-Solo singt, kommt wieder ein seriöser Daniel, mit gegeltem Haar und dunklem Sakko auf die Bühne.
Es folgt "I want a little sugar in my bowl", nach „I wish I knew…”, der zweite Titel, den Daniel heute von seiner
erklärten Lieblingssängerin Nina Simone singt, und es fällt mir schwer, mich wieder auf ernsthafte Musik umzustellen. Madonna hat mich völlig aus dem Konzept gebracht.
Daniel kündigt "was Frisches für die Hüften" an, und der Saal geht ab nach "I need somebody to love".
Nachdem Daniel zu „Million Dollar Girl“ großzügig gefaktes Geld ins Publikum wirft, und einem weiteren hitverdächtigen Touchton Song ( „Never givin' up “), holt Daniel sich 4 Frauen aus dem Publikum auf die Bühne, und nach den ersten Tönen von "On a night like this" kichern die meisten im Saal schon los, weil sie den Song und Daniels Choreografie dazu von der letzten "Jazz meets Blues-Tour" kennen.
Daniels mehr oder weniger unfreiwillige Opfer haben nun die Aufgabe, synchron mit ihm die Tanzeinlagen vorzuführen, die auf den letzten Konzerten für alle Fans eine liebgewonnene Pflichtübung geworden sind - mit dem Unterschied, dass in der Enge des Schlachthofes mit wenig Unterstützung aus dem Publikum zu rechnen ist. Zur großen Gaudi der Zuschauer verwechselt eine von Daniels „Tänzerinnen“ permanent den linken mit dem rechten Arm und Daniels gespielter Zorn darüber sowie seine Bemühungen zu korrigieren, machen die Vorführung zu einem urkomischen Akt. Er betitelt das Quintett als die "Weather Girls" und kein Auge bleibt trocken.
Nach einem sehr souligen "Fever" stimmt Daniel den bei seinen Fans so beliebten Knef-Titel "Für mich soll's rote Rosen regnen" an und verteilt beim Singen aus zwei Silberkübeln rote Rosen an sein Publikum.
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Der Bluessong "If I can dream it, then I can do it“ (ebenfalls von T.Touchton geschrieben) fasst Daniels Lebensmotto perfekt in Worte.
Mit der anschließenden Bandvorstellung beendet Daniel den offiziellen Teil des Konzertes. Natürlich ist er auf die "Zugaberufe" vorbereitet und kommt unter großem Applaus zurück auf auf die Bühne.
"Hey Big Mama" bringt noch einmal den Saal zum Kochen, und Daniel beschreibt mit "Good Time", was wir in den letzten drei Stunden erlebt haben, bevor sein obligatorisches und allerseits heiß erwartetes "My Way" erklingt. Wie zu jedem Konzertschluss legt Daniel in diesen Song noch mal sein ganzes Herzblut. Man kann eine Stecknadel im Saal fallen hören, so still wird es bei
diesem kräftigen und zugleich gefühlvollen Gesang. Jeder weiß, nach diesem Song ist das Konzert unwiderruflich zu Ende und so auch nach diesem wunderschönen Abend.
Die Massen strömen nach draußen, wo die Luft erfüllt ist von den Düften der nahegelegen Theresienwiese. Viele gehen auch zurück ins Wirtshaus des Schlachthofes, weil sie noch viele Stunden bis zur Zugheimfahrt überbrücken müssen. Auch Daniel sitzt mit Familie und Freunden später noch bei einem wohlverdienten Bier in der Gaststube, und, wie später erzählt wird, gönnen die Fans ihm nach dem grandiosen Konzert seine Ruhe.
Ich brauche lange, tagelang, um die vielen neuen Songs in meinem Kopf zu sortieren und zu bewerten und alles zu verarbeiten.
Eins weiß ich aber jetzt schon: das neue Programm macht Lust auf mehr und ist ein weiterer Meilenstein für Daniel.
Er ist auf dem richtigen Weg.
Ulrike Schlichtherle
Fotos: Christin Hasemann (Im Endeffekt)
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