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Kunterbuntes 3/4
November 2009
Michael Jackson - eine Legende lebt
Das Konzert mutierte zum Musical. Trotz Playback hatte ich den "King of Pop" live gesehen, und das konnte mir keiner mehr nehmen.
Ich steckte damals meine ganze Familie mit dem Michael Jackson-Fieber an und muss heute noch lachen, wenn ich meinen Jüngsten auf privaten Videoaufnahmen als Dreijährigen gekonnt seine Tanzschritte nachahmen sehe.
Nach der „History-Tour“ wartete ich dann lange auf gute neue Musik von Michael Jackson, doch das Wenige, was noch kam, berührte mein Herz nicht mehr. Und die Art, wie er sich "eigene" Kinder zulegte, um sie dann ohne Mutter in seiner Fantasiewelt großzuziehen, befremdete mich noch mehr, um nicht zu sagen: es stieß mich ab.
Die Welt sah zu, wie er zwar liebevoll, aber doch neurotisch mit diesen Kindern umging und ich fragte mich, ob sie die Chance hätten, sich wie normale Menschen zu entwickeln. Auch mit seinem immer bizarrer werdenden Äußeren hatte ich meine Probleme.
Ein Sänger ist für mich idealerweise ein Gesamtkonzept, dass ich akzeptieren können muss. Das fiel mir bei M.Jackson immer schwerer.
Nun ist sein irdisches Leben beendet und ich bin davon überzeugt, dass er von der anderen Seite aus zusieht, wie die ganze Welt um ihn trauert und nur noch das Positive aus seinem Leben in Erinnerung behält. Es sei ihm gegönnt.
Auch ich kann mich nicht dagegen wehren, dass beim Hören seiner Songs heute wieder melancholische Gefühle in mir hochkommen und ich bin dankbar für die schöne
Zeit, die ich als Fan hatte. Ich werde mich nicht von seinen CDs trennen – auch für mich wird er in seiner Musik weiterleben.
© Nina Wiatrowski
Übrigens bin ich oft gefragt worden, wie ich als ehemaliger Michael Jackson-Fan auf Küblböck-Konzerte gehen kann. Ganz einfach: weil da ein Mensch auf der Bühne steht, dessen Geschichte mir genauso nahegeht, dessen Individualität mich genauso fasziniert und dessen Stimme genauso mein Herz berührt.
Text: Ulrike Schlichtherle
Zeichnungen: Nina Wiatrowski
Michael Jackson: von Millionen geliebt - im Herzen einsam
Als ich geboren wurde, war Michael wohl auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Wenige Jahre später folgten die ersten Vorwürfe wegen Kindesmissbrauchs und sein Image in der Öffentlichkeit wurde immer skurriler. Dieses Image war alles was ich kannte; Michaels Platten standen bei meinen Eltern im Regal, aber näher mit ihm beschäftigt hatte ich mich nie. Erst Anfang 2006 wurde ich auf recht unspektakuläre Art und Weise zum Fan.
Als ich in der Schule ein 15 Minuten langes Referat über einen amerikanischen Star halten sollte, begann ich panisch zu überlegen, über wen ich so lange reden könnte. Schließlich fiel mir Michael Jackson ein, denn ich dachte, dass ich bei einer Karriere von rund 40 Jahren sicher genug Material finden würde, um die 15 Minuten irgendwie auszufüllen - wenn auch nur mit Mühe und Not...
Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass das Material wahrscheinlich reichen würde 15 Tage oder gar Wochen mit pausenlosem Reden auszufüllen und stand letzten Endes vor der schwierigen Aufgabe, die wichtigsten Stationen seines Lebens für mein Referat auszuwählen. Je mehr Videos ich sah, je mehr Interviews ich mir anhörte, je mehr ich mich mit dem Menschen Michael und mit seiner Musik beschäftigte, desto mehr faszinierte er mich.
Als ich schließlich von seinem Tod erfahren habe, war ich traurig, habe mich ein bisschen so gefühlt, als sei ein
guter Freund von mir gestorben.
Seit Michaels Tod hat sich die Berichterstattung in den Medien nun zum Positiven gewandt. Es ist, als sei mit seinem Tod ein Schalter umgelegt worden: Vom verrückten, gefallenen King of Pop ist er über Nacht wieder zu dem groß gefeierten Star geworden, der er Ende der 80er war – vielleicht sogar noch ein bisschen größer.
Wie oft ich in den letzten Jahren in einem Geschäft einen Michael Jackson-Song gehört habe, kann ich an einer Hand abzählen. Nun kann man kaum in ein Geschäft gehen, OHNE dass dort ein Michael Jackson-Song läuft. In Musikläden haben Michaels CDs einen extra Tisch bekommen und sind meist direkt am Eingang platziert, wo man sie garantiert nicht übersehen kann. Sämtliche Michael Jackson Biographien, seien sie gut oder schlecht, liegen in Buchläden zwischen den Bestsellern. Und in Elektrogeschäften flimmert „Moonwalker“ auf über 20 Fernsehern.
Trotzdem ist dies kein Comeback, wie ich es mir – und Michael - gewünscht hätte. Für mich bleibt dabei immer der Gedanke, wo wir wären, wenn Michael diese Anerkennung schon zu Lebzeiten erfahren hätte.
Hätte er bei fairer Berichterstattung und mit genügend öffentlicher Unterstützung 2004 wirklich genauso unter den Vorwürfen wegen Kindesmissbrauchs (von denen er
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 19 · © 2003 - 2009 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe