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Kunterbuntes 4/4
November 2009
... von Millionen geliebt - im Herzen einsam
später freigesprochen wurde!) gelitten, wie er es tat? Und wäre er wirklich irgendwann an einem Punkt angelangt, an dem er keinen anderen Ausweg mehr wusste, als Propofol als Schlafmittel zu nutzen, einfach nur, um etwas abschalten zu können?
© Nina Wiatrowski
Michael war ein außergewöhnlicher Mensch, der sicher genug Anlass gab, ihn in gewisser Weise für verrückt zu halten. Ein erwachsener Mann, der von sich selbst sagt, er identifiziere sich hundertprozentig mit Peter Pan. Der nicht erwachsen werden will, sich sein eigenes Neverland baut - einen Vergnügungspark mit Karussells, einem Zoo und einem kleinen Bahnhof. Der ausgelassen Wasserballonschlachten feiert und stolz berichtet, er verliere nie. Auf viele Menschen mag das seltsam wirken, Erstaunen und Unverständnis auslösen, bei einigen vielleicht sogar pure Abneigung.
Michaels Lebensweise war sicher anders als die vieler Menschen, aber das war auch seine Kindheit.
Sein Vater, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, hatte es sich zum Ziel gesetzt, aus seinen Kindern Stars mit großem kommerziellem Erfolg zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, mussten sie täglich üben - singen und tanzen, unter Schlägen und pausenlos, bis der Vater endlich zufrieden war - was nach Michaels eigenen Aussagen nicht oft vorkam.
Michael musste schnell erwachsen werden und dabei funktionieren wie eine Maschine. Er und seine Brüder verdienten das Geld der Familie, waren verantwortlich für das gesamte Einkommen und opferten ihre Kindheit dem Erfolg. Für Michael bedeutete das, dass er nicht spielen konnte wie andere Kinder, und dass er mehr Zeit im Aufnahmestudio verbrachte als zu Hause.
Sein ganzes Leben lang hat Michael später versucht, seine verlorene Kindheit nachzuholen und ist dabei auf viel Unverständnis gestoßen.
Jedoch hatte er sich etwas bewahrt, was die meisten
Menschen im Laufe ihres Lebens verlieren, obwohl sie sich wünschen es bewahren zu können: Die Fähigkeit, Kind zu sein, die Hoffnung, etwas bewirken zu können, der feste Glaube daran, dass es möglich ist, Menschen vor dem Verhungern zu retten, Kriege zu beenden, die Umwelt zu schonen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Dafür hat er sich eingesetzt. Er hat mehr gespendet als jeder andere Prominente, hat Waisenhäuser und Krankenstationen besucht, Kinder beschenkt und in vielen seiner Lieder versucht, auf all das Elend in der Welt aufmerksam zu machen.
Seine Musik hat eine Brücke geschlagen zwischen Weißen und Schwarzen, die Grenzen zwischen den Rassen verwischt. „Billie Jean“ wurde als erster Musikclip eines Schwarzen auf MTV gespielt. Er hat Musikgeschichte geschrieben und beeinflusst bis heute viele andere Künstler in ihrer Musik und ihrem Tanzstil. Michael Jackson ist zeitlos und hat vieles hinterlassen, was ihn unsterblich macht.
Er war ein Künstler, wie es keinen zweiten gab und je geben wird. Er ist gestorben, gerade als er seine „This is it“-Tour plante, mit der er es der Welt nach vielen Jahren erneut zeigen wollte.
© MJJ Productions
Das Schicksal hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber zumindest bekommt er nun wenigstens im Tod die Anerkennung und den Respekt, den er verdient hat.
Michael hat seinen Fans und der Welt vieles gegeben.
Sein ganzes Leben hat er in der Öffentlichkeit verbracht, ohne Privatsphäre und oft auch ohne den nötigen Respekt seitens der Medien.
Für seinen Ruhm hat er einen hohen Preis bezahlen müssen.
Obwohl er von Millionen Menschen geliebt wurde, war Michael einsam.
Es bleibt zu hoffen, dass nun, wenn auch erst im Tod, Michael endlich seinen Frieden gefunden hat.
Text: Charlotte Müller
Foto: © MJJ Productions
Zeichnung: Nina Wiatrowski
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 19 · © 2003 - 2009 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe