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Aktuelles/Kommentare 19/25
September 2010
Tour-Abschluss ... in Dortmund
nahm auf der Bühne vor drei von der Decke herabhängenden Leinwänden ihren Platz ein. So spartanisch diese Dekoration auf den ersten Blick auch wirkte, sie sollte sich während des Konzertes im Zusammenspiel mit den verschiedensten Farb- und Lichteffekten als sehr wandlungsfähig erweisen und die jeweilige Stimmung der Lieder unterstreichen.
Unter großem Applaus kam Daniel Küblböck wenig später auf die Bühne, jugendlich stylisch gekleidet, mit trendiger Kurzhaarfrisur.
Dortmund_16 · © Christin Hasemann (Im Endeffekt)
Schon nach den ersten Songs war klar: Daniel hatte sich nach und nach einem Wandel unterzogen. Vorbei schien die Zeit, in der er, auf dem Barhocker sitzend und mit seriösem Sakko zum gegelten Haar, seine Jazz- und Bluessongs zelebrierte.
Hier war ein „neuer“, „frischer“ Daniel zu sehen, der wie losgelöst auf der Bühne herumwirbelte und mit sexy Tanzeinlagen seine Fans verrückt machte. Wäre da nicht diese kraftvolle, voluminöse Männerstimme gewesen, man hätte etwas an den Küblböck von DsdS-Zeiten zurückdenken können.
Die Fans genossen es sichtlich, noch einmal die Songs der letzten Touren zu hören und bei "Hold on", "A thousand times" oder "Rehab" hielt es keinen mehr auf den Stühlen, alles tanzte, klatschte und sang die Refrains mit. Beim Gospelklassiker "I will follow him" geriet das Publikum völlig aus dem Häuschen, das Depot-Theater wurde zum amerikanischen Gottesdienst.
Wer geglaubt hatte, Daniel würde nach den ersten 10 Songs im ca. 30 Grad heißen Theater erschöpft sein, wurde in der zweiten Konzerthälfte eines Besseren belehrt. Der quirlige Sänger schien jetzt erst mal richtig loszulegen, lief im rot-weiß gestreiften T-Shirt und mit lässiger Schlabberjeans auf die Bühne und brachte mit dem Black Eyed Pees-Song "I got a feeling" die Konzerthalle förmlich zum Kochen.
Wie schafft es ein Sänger unter ständigem Hüpfen und Tanzen, noch dermaßen tonsicher und kräftig zu singen, dass man den Song nie wieder im Original, sondern nur noch von Daniel hören möchte? Da war es wieder, dieses Temperamentbündel von früher.
Daniel hatte Mühe, sein Publikum bei ruhigen Songs wie "Let it be" oder dem Grönemeyerlied "Der Weg" auf die Sitze zurückzubekommen und zur Ruhe zu ermahnen,
Dortmund_22 · © Christin Hasemann (Im Endeffekt)
denn bei diesen Songs versank er plötzlich völlig in sich gekehrt in seiner Musik, und man hätte eine Stecknadel fallen hören können – bis zum tosenden Applaus nach dem letzten Ton.
Der Titelsong von seinem Album „Liebe Nation“ riss dann alle wieder von ihren Plätzen und Küblböck ließ seinen riesigen Chor verschiedene Textzeilen alleine singen.
Es war beeindruckend zu spüren, wie bei diesem Konzert der Sänger nicht nur mit der Band, sondern mit dem gesamten Publikum zu einer Einheit verschmolz.
Nur wenig Kommunikation mit den Fans unterbrach an diesem Abend den musikalischen Rausch, in dem Daniel sich befand und mit dem er den ganzen Saal ansteckte. Jeder fühlte und erlebte die Songs – Worte waren hier nicht nötig.
Zum Konzertende bekamen die Fans ein besonderes „Zückerchen“: einen Song von der im September in Berlin startenden neuen Tour unter dem Albumtitel „Schrebergarten“. Mit "Kannst du nicht verzeihen" offenbarte Daniel einen Einblick in seine musikalische Zukunft, die vorerst von selbstgeschriebenen, deutschen Songs bestimmt sein wird. Es ist ein kraftvolles und trotzdem melancholisches Lied, das unter die Haut geht und sofort die Herzen der Fans eroberte, wie die Reaktion zeigte. Daniel strahlte vor Glück, hatte er doch den Geschmack seiner Fans wieder einmal getroffen.
Wie bei allen Küblböck-Konzerten, verlangte das Publikum nach Konzertschluss lautstark nach Zugaben, und bekam sie in Form einer deutschen Version des Klassikers "My Way", wie sie Harald Juhnke seinerzeit sang. Dieser Text schien Daniel wie auf den Leib geschrieben, handelt er doch von Höhen und Tiefen eines Sängers, von Fehltritten und einem stetig treuen Publikum.
Auch wenn er zuvor noch einmal mit "I got a feeling" das Theater zum Tollhaus machte, wurde es bei "My Way" ganz still und andächtig im Saal. Mit der einen Zugabe nicht genug, kam Daniel mit dem Soulfood Orchestra erneut auf die Bühne und genoss ein zweites Mal sichtlich die Begeisterung für sein Premierenlied "Kannst du nicht verzeihen".
Es hat an diesem Abend wohl nur eines gegeben, was die Fans ihrem Daniel schwer verzeihen konnten: die lange Sommerpause bis zum nächsten Konzert.
Ulrike Schlichtherle
Fotos: Christin Hasemann (Im Endeffekt)
 
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