Kolumne:
Zeit zum Aufräumen
„Der hat in seinem Leben noch nix gerissen“, „Absolut null Talent“, „Dem geht's doch nur um die Kohle“, „Kann definitiv nicht singen“
Auf solche und ähnliche Kommentare stößt man immer wieder mal in vereinzelten Communitys, wenn man sich auf Daniel Küblböck-Newssuche durchs "WWW" googelt - ein bisweilen zweifelhaftes Vergnügen, dem ich mehrmals täglich nachgehe.
Und jedes Mal kann ich angesichts solcher Vorurteile und Unwahrheiten nur noch den Kopf schütteln. Menschen wie du und ich, die, ohne sich einmal wirklich auseinanderzusetzen, andere abschmettern, die auf ihrer einmal festgelegten Meinung beharren, möge da kommen, was wolle. Das Thema "Daniel Küblböck" ist dabei ganz sicher kein Einzelfall.
Ich bin informiert über Daniels Karriere, verfolge täglich alle Neuigkeiten um ihn. Ich kenne seine Anstrengungen, seine Arbeit an sich selbst, sehe seine gewaltige Entwicklung in den vergangenen acht Jahren.
Daniel hat noch nie ein stupide einstudiertes Konzertprogramm runter gerasselt - jedes einzelne ist neu und anders. Spontaneität wird groß geschrieben - ein mitreißender Entertainer, der zudem Stimme bekommen hat. Eine kraftvolle, facettenreiche Stimme.
Das weiß ich, das wissen seine Fans - und die allermeisten Medien haben es inzwischen auch längst begriffen, suchen manche auch gelegentlich noch verzweifelt nach Aufhängern, die dann ersatzweise nichts mehr mit seiner musikalischen Leistung zu tun haben.
Daniel hat sich alles, was er leistet und bietet, selbst erarbeitet - Sponsoren oder tatkräftige Plattenfirmen: Fehlanzeige. Er nahm Gesangsunterricht, er hat eine eigene Plattenfirma und seine Medienagentur mit mehreren Angestellten - sich auf andere zu verlassen bringt nichts, das hat er gelernt.
Seine Veranstaltungen organisiert und finanziert er selbst, er fungiert als sein eigener Chef und er legt das Business-Outfit vollständig ab, wenn er auf der Bühne steht - wenn er sich mit Leib und Seele seiner Musik hingibt, sein Talent als Tänzer unter Beweis stellt und die Fans zum Feiern und Spaß haben animiert.
Daniel Küblböck ist 25 Jahre jung.
Man muss ihn nicht mögen. Auch seine Musik nicht. Man muss niemanden mögen, die Menschen sind verschieden und so unterschiedlich sind auch die Ansichten.
Aber haben wir deshalb das Recht, andere herabzuwürdigen, zu disqualifizieren, ohne uns wenigstens einmal zu bemühen, uns ein aktuelles und faires Bild zu verschaffen?
Bildet man sich seine Meinungen nur einmal im Leben - und legt sie dann in irgendeiner Schublade ab, um sie bei Bedarf unverändert wieder auf den Tisch zu knallen?
Eine Meinung, die man sich sowieso schon nicht alleine aus Tatsachen und objektiver Sicht bildet, sondern die meist beeinflusst wird durch das Assoziieren eigener Erfahrungen und Erlebnisse?
Ich gucke auf mich selbst, auf meinen eigenen Alltag - darauf, wen ich wohl selbst zuletzt aus einer solchen Schublade gekramt habe, mit Stempeln, wie „dumm“, nervig",“ „eingebildet“, „unfähig“ oder ähnlichem versehen.
Wie viele Leute von der Promiwelt bis hin zur allernächsten Umgebung schmettern wir alle tagtäglich ab mit unseren vorgefassten Meinungen und Vorurteilen, ohne ihnen eine echte Chance einzuräumen?
Haben wir im Laufe der Zeit zu sehr die Gabe verloren, objektiv oder wenigstens einigermaßen fair zu urteilen? Vielleicht, weil es einfach bequemer ist, sich keine erneuten Gedanken zu machen?
Ich glaube, es wird Zeit, öfters mal unsere großen und kleinen Schubladen auszumisten - um Platz zu schaffen für Neues. Denn wer weiß, mit welchen Stempeln versehen wir selbst schon ad acta gelegt wurden.
Silvia Ditten