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Gesellschaft & Medien 1/2
Februar 2011
Sicher im Netz? - Was man über soziale Netzwerke wissen sollte!
Heute habe ich mich spaßeshalber „gegoogelt“, also meinen Namen in die weltweit größte Suchmaschine eingegeben. Was gibt das Netz, das bekanntlich nie vergisst, über mich preis? Da ist zunächst der Link zu meiner – unbearbeiteten – Homepage mit einem Bild meiner Katze. Es erscheint weiterhin die Pressemitteilung, die ich vorletzte Woche über einen Nachrichtendienst verschickt habe. Mit meiner E-Mailadresse, aha, deshalb erhalte ich seit einer Woche so viele Spam-Mails! Mein Foto wird gleich mehrfach gefunden, zuallererst natürlich über mein XING-Profil. Dort steht auch, wie ich mich beruflich definiere. Eine weitere E-Mailadresse aus meiner Studentenzeit taucht auch auf – 1996 hatte ich einmal ein paar Beiträge auf einer amerikanischen Mailingliste verfasst. Die gibt es immer noch! Das Netz vergisst wirklich nichts. Weitere Einträge betreffen die „Im Endeffekt“, sowie zwei weitere Stationen meiner beruflichen Karriere. Nicht mehr erscheint dagegen mein Eintrag bei Facebook. Das habe ich in meinen dortigen Privatsphäre-Einstellungen so festgelegt. Nichts Peinliches von mir im Netz. Und auch nichts Privates. Sich im Netz und in sozialen Netzwerken zu bewegen, ohne unerwünschte Spuren zu hinterlassen, ist also möglich. Man muss nur ein paar einfache Regeln befolgen.
Facebook sowie sieben weitere deutschsprachige soziale Netzwerke (wie Xing, StayFriends, MySpace etc.) wurden letztes Jahr von der Stiftung Warentest zum Thema Datenschutz getestet – mit teilweise verheerenden Ergebnissen. Die Datenschützer gaben sich mit Erlaubnis der Netzwerke als Hacker aus und versuchten, an sensible Userdaten heranzukommen. Vier Netzwerke, darunter auch Facebook, verweigerten von vornherein ihre Zustimmung zu diesem Test und wurden dafür gleich mit einem „Datensicherheit mangelhaft“ abgestraft. Bei den übrigen war es für die Tester häufig ein Leichtes, sich in das System einzuhacken und an die Userdaten heran zu kommen – was vorrangig auch an den viel zu leichten Passwörtern lag, die die User vergeben hatten, vor allem, wenn sie die Netzwerke mit mobilen Geräten nutzten. Weiterhin wurde der Umgang der Userdaten getestet, die Datensicherheit, Nutzerrechte, Jugendschutz und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs). Besonders Facebook und Linkedlin sammelten Minuspunkte im Bereich Nutzerrechte – sie gewähren den Nutzern nur höchst eingeschränkte Rechte wie zum Beispiel an ihren hochgeladenen Fotos, räumten hingegen sich selbst ausführliche Rechte ein, die Daten der Nutzer weiterzugeben. Was nur logisch ist, wenn man sein Geld mit zielgruppenorientierter Werbung verdient. Und noch vor knapp anderthalb Jahren hatte Facebook versucht, in geänderten AGBs ein ewiges Recht auf von Usern eingespeiste Daten wie Texte oder Bilder zu erhalten, was dann aber von Datenschützern erfolgreich verhindert werden konnte. Immer noch gilt jedoch, dass der User das geistige Eigentum an einem Bild verliert, sobald er es auf sein Facebookprofil hochlädt.
Ein Problem mit dem Jugendschutz haben alle Netzwerke, die es auch Jugendlichen ermöglichen, sie zu nutzen. Hier ist es fast unmöglich, das tatsächliche Alter der Nutzer
zu kontrollieren, da Jugendliche in der Regel erst mit 16 Jahren einen Personalausweis erhalten. Laut einer Studie der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen nutzen 68 Prozent aller Jugendlichen soziale Netzwerke, und zwar durchschnittlich zwei Stunden am Tag. Und fast jeder von ihnen hat bereits Erfahrungen mit Cyber-Mobbing gemacht, mit Belästigungen im Netz oder durch das Veröffentlichen unerwünschter Fotos. Natürlich sind die Netzwerke bemüht, jugendgefährdende Inhalte zu löschen – aber so etwas dauert. Das Fazit der Stiftung Warentest: Ein Netzwerk, welches Informationsaustausch und Datenschutz unter einen Hut bringt, gibt es noch nicht. Also müssen die User selbst aktiv werden, sich klar machen, wie sie sich darstellen, und was sie im Netz von sich preis geben wollen – und was nicht. Auf alle Fälle ist zu empfehlen, nur wenige persönliche Daten weiterzugeben, und Berufliches von Privatem zu trennen. Ein vom Bundesverband Digitale Wirtschaft herausgegebener Leitfaden gibt weitere Tipps, die dabei helfen, böse Überraschungen zu vermeiden.
Wie bewege ich mich also sicher in sozialen Netzwerken? Zunächst einmal muss ich mir darüber klar sein, was ich von meinem sozialen Netzwerk erwarte: Möchte ich mich beruflich präsentieren, Kontakte knüpfen, Aufträge erhalten oder vergeben? Oder mich mit Freunden oder meiner Familie austauschen? Möchte ich alte Freunde wiederfinden? Oder einfach nur anonym mit vielen anderen gemeinsam spielen? Wer soll mich kontaktieren dürfen? Wer darf meine Einträge lesen? Und wo kann ich all das in meinem Netzwerk einstellen?
Wer sich hauptsächlich beruflich zeigen möchte, ist bei Xing gut aufgehoben, wer gern alte Freunde wiedertrifft, sucht bei StayFriends oder bei StudiVZ, wer sich mit Freunden und Familie auch international austauschen möchte, kommt trotz aller Vorbehalte nicht um Facebook herum. Bei einer beruflichen Präsentation lässt es sich nicht vermeiden, zumindest einige persönliche Daten anzugeben. Und auch wer von alten Freunden gefunden werden möchte, kommt nicht drum herum, seinen Klarnamen preis zu geben. Wer dagegen lieber anonym spielt, sollte die Verwendung eines Pseudonyms in Erwägung ziehen. Guten Freunden kann man dies ja bekannt geben.
Die Wahl eines guten Passworts ist unerlässlich: Es sollte mindestens acht Zeichen enthalten, und Buchstaben, Zahlen und ggf. Sonderzeichen umfassen. Passwörter, die den eigenen Namen, Geburtstagsdaten von Lebensgefährten oder den Namen des Haustiers enthalten, sind von professionellen Hackern in der Regel in ein paar Sekunden geknackt: Moderne Programme benötigen dafür nur einen Mittelklasserechner, der bereits in der Lage ist, 30 Millionen (!) Passwörter in der Sekunde zu testen. Diese Programme gehen so vor, dass sie zunächst alle wahrscheinlichen Möglichkeiten abklopfen, also tatsächlich existente Worte und Wort-Zahlen-Kombinationen durchprobieren. Erst danach wenden sie sich den unwahrscheinlicheren Kombinationen zu. Wird bei der Wahl eines achtstelligen Passworts aus willkürlichen Zeichen auf Sonderzeichen
 
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