Vom richtigen Umgang mit dem Welpen...
Fortsetzung von Teil 1
Sie haben sich entschieden? Sie wollen es wagen? Dann beherzigen Sie bitte folgende Ratschläge, auf dass Sie und der Welpe ein lange und schöne Zeit miteinander verbringen können.
Den Welpen zu erziehen ist ein schwieriges Unterfangen. Übersprudelnd vor Temperament hat er ständig neue Ideen, die er partout direkt in die Tat umsetzen möchte. Nicht alles wird Ihnen gefallen, aber haben Sie Nachsicht – er ist jung, möchte sich ausprobieren und seine Welt erobern. Verschonen Sie ihn mit Moralpredigten, diskutieren Sie lieber seitenlang in den dafür vorgesehenen Internet-Foren über Ihre Bedenken. Denn glauben Sie uns: jeder Erziehungsversuch ist sowieso zwecklos, ein Welpe macht immer nur das, was er möchte. Und das ist gut so, nur so kann er sich optimal entwickeln!
Wichtig ist auch die Ernährung. Der Welpe mag am liebsten Pizza, Magnum-Eis und Apfelschorle. Gegen die Apfelschorle ist nichts einzuwenden, aber etwas mehr Obst und Gemüse wäre schon angebracht – so ein Jungspunt braucht viele Vitamine, damit er keine Mangelerscheinungen bekommt.
Natürlich benötigt der Welpe auch eine Menge Bewegung. Die verschaffen Sie ihm am besten, indem Sie ihm eine Bühne zur Verfügung stellen, auf der er sich nach Herzenslust austoben kann. Voraussetzung dafür ist die richtige Musik – Opernarien sind eher ungeeignet.
Wenn Sie ihn spazieren führen, sollten Sie bedenken, dass auch der Welpe Wert auf das korrekte Outfit legt. Er liebt fröhliche Farben, aber auch Schwarz und Weiß stehen ihm hervorragend. Achten Sie darauf, dass er bei kühler Witterung nicht ständig bauchfrei herumläuft, auch wenn der Welpe ein wirklich hübsches Bäuchlein hat.
Die Fellpflege entpuppt sich als recht aufwändig. Der Welpe liebt es, sein Aussehen öfters mal zu verändern. Lassen Sie ihm den Spaß und frisieren ihn nach seinen Wünschen, mal Zopf, mal hochgesteckt - so wie er es möchte. Auch wenn Sie seine langen Haare am liebsten als ungebändigte Löwenmähne sehen.
Der Welpe wird Ihr Leben verändern. Sie werden viele neue Menschen kennen lernen, die ebenfalls ganz begeistert von dem Welpen sind. Gemeinsam mit anderen Welpenfreunden werden Sie weite Fahrten auf sich nehmen, nur um dann auf irgendwelchen Plätzen herum zu stehen, weil sich der Welpe genau dort gerne Bewegung verschaffen möchte. Das kann unter freiem Himmel bei brütender Hitze oder auch Regen sein und ein anderes Mal in mehr oder weniger stickigen Hallen. Sie werden Ihren Tagesablauf danach abstimmen müssen, wann es wieder Zeit ist, sich mit dem Welpen zu beschäftigen. Auch die Urlaubsplanung muss genau überlegt werden.
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Nicht zu unterschätzen sind die Kosten, die der Welpe verursacht. Denn natürlich möchten Sie als Welpenfreund erkannt werden, was nicht unerhebliche Ausgaben bei der Beschaffung von Burlington-Socken, Miss Sixty-Shirts oder Schottenröcken erforderlich macht.
Preiswerter, dafür mit einigem Arbeitsaufwand verbunden, ist die Herstellung großer, bunter Hundemarken, die dann allerdings nicht der Welpe, sondern Sie selbst tragen und auf denen solche Sachen stehen wie „Bleib so wie du bist“ oder „Wir sind stolz auf dich“. Blinkende Leuchtherzen sind vor allem in den dunklen Wintermonaten als Erkennungszeichen sehr nützlich.
Ein weiterer Kostenfaktor sind all die Dinge, die der wahre Welpenfreund für sein eigenes Wohlbefinden braucht. Als da wären: wohlriechende Duftstoffe, bevorzugt die Geruchsvarianten „fun“, „crazy“, „romantic“ und „secret“; diverse Jugendzeitschriften mit schönen Welpen-Postern; einen Wackel-Daniel oder einen Motz-Daniel, der so schön spricht, wenn man ihn drückt; ein Handy, um auch weit entfernt lebende Welpenfreunde per Liveschaltung daran teilhaben zu lassen, wenn der Welpe seine Stimme erklingen lässt. Nicht zu vergessen: ein gutes Welpenbuch wie z.B. „Ich lebe meine Töne“, eine Sternenhimmel-CD, um sich selber besser kennen zu lernen sowie stimmungsvolle Musik. Besonders bewährt hat sich dabei Liedgut, dass sich hinter den geheimnisvollen Abkürzungen YDMC, HB, TLST und PE verbirgt.
Um sich mit anderen Welpenfreunden austauschen zu können, ist des Weiteren unbedingt die Anschaffung eines PC samt Internetanschluss vonnöten. Es empfiehlt sich, eine DSL-Flatrate zu beantragen – die so eingesparten Online-Kosten können dann Sinnvollerweise für unsinnige Votings per Handy verpulvert werden, in denen es z.B. darum geht, ob der Welpe Bundeskanzler werden soll. Oder ob Gurken als Welpenfutter geeignet sind.
Unbedingt notwendig ist ein guter Farbdrucker, um die 164385720 Welpenfotos auszudrucken, die allmählich die Festplatte des PC verstopfen.
Leider kann es auch passieren, dass Sie Menschen begegnen, die Ihren Welpen nicht mögen. Weil er fröhlich, frei und außergewöhnlich ist und so gar nicht in deren eigenes graues Weltbild passt. Diese Begegnungen werden für Sie nicht einfach sein. Besinnen Sie sich dann auf Ihren „Welpenschutz-Instinkt“, bekennen Sie sich zu Ihrem Welpen, verteidigen Sie ihn gegen dumme Bemerkungen und lassen Sie sich nicht beirren. Denn wenn Sie alle Ratschläge konsequent befolgen, werden Sie noch viele Jahre lang Freude an Ihrem Welpen haben – und das ist das bisschen Mühe doch wert, oder?
Inge Radinger Zeichnung: Susanne Schulz-Bouchir
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