Daniel im Interview
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Im ersten Stück stehe ich sehr im Fokus und das war für mich auch mal neu, auch mal eine Rolle zu übernehmen, die letztendlich das ganze Stück bestimmt. Das fand ich für mich spannend und neu. Sonst hatte ich immer so Nebenrollen und hab viele Sachen gemacht, die damit zu tun hatten, dass sie den Hauptdarsteller mitgeführt haben und glänzen lassen. Und jetzt muss ich halt selber versuchen, dass das Drumherum sich auf mich einlässt, wie ich es spiele. Das ist jetzt für mich auch neu, aber das macht auch sehr viel Spaß. Ich hab auch viel gekämpft, die Texte, die ich lernen musste; nächste Woche hab ich noch eine Gesangsprüfung. Ich arbeite eigentlich jeden Tag an mir und das ist auch etwas, das mich so glücklich macht, dass ich mit meinen bald 32 Jahren dann über 15 Jahre auf der Bühne stehe und sage, ich arbeite immer noch an mir. Das wird ja nicht langweilig, ich möchte schon weiter auf der Bühne stehen und später dann eben auch mit Theater. Das ist halt der Weg und das Ziel. Das wird auch hart, es gibt ja unglaubliche viele tolle Schauspieler, die gut sind und die natürlich alle ihre Chancen nutzen. Es gibt auch viele Männer, die gut sind, da muss man schon kämpfen dann.
IE: Gehst du auch selbst noch ins Theater?
Daniel: Ja, ganz viel. Morgen geh ich ins Deutsche Theater, da guck ich mir Kafka an: Ein Käfig ging einen Vogel suchen. Ich guck mir viele Sachen an.
IE: Kannst du diese dann noch vollkommen unvoreingenommen genießen, oder hast du durch die Ausbildung einen ganz anderen Blickwinkel dafür bekommen?
Daniel: Natürlich guckt man auf den Mund, auf den Ausdruck, wie redet jemand. Man weiß auch viel mehr, warum jemand auf der Bühne das so macht, wie er es macht. Die Technik, die dann dahinter steckt, wird uns ja letztendlich jeden Tag hier an der Schule gelehrt. Da kannst du natürlich auch ganz klar und deutlich erkennen, wer ein Laienschauspieler ist und wer nicht. Es gibt aber auch ganz gute Schauspieler, die das nicht studiert haben, das ist sehr unterschiedlich, aber diese bestimmten Techniken erkennst Du dann schon. Jemand, der Schauspiel studiert hat wird einfach mit der Sprechstimme ganz anders arbeiten. Wenn du ins Theater gehst und guckst dir Profischauspieler an, dann erkennst du das schon ganz deutlich, was die gelernt haben oder halt nicht. Aber es ist nicht so, dass man das Stück dann weniger genießt - aber sowas bemerkt man dann eben schnell, wir haben ja jeden Tag damit zu tun.
IE: Über den Beruf des Schauspielers hat John Steinbeck in seinem Buch „Die Reise mit Charley – Auf der Suche nach Amerika“ geschrieben:
„All die sterilen Wunder des Kinos und Fernsehens und Radios werden es nicht schaffen, ihn zu verdrängen, - einen lebendigen Menschen im Austausch mit einem lebendigen Publikum“ - Wie wichtig ist deiner Meinung nach das Publikum wirklich für einen Schauspieler?
Daniel: (sucht nach dem richtigen Wort: "Brauchen" gefällt ihm nicht, da mit "brauchen" immer etwas
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Ungesundes verbunden sei). Man sollte nicht zu sehr darüber nachdenken, ob man das Publikum "braucht", sondern sich freuen, wenn es da ist. Und wenn es das annimmt, was man macht und was man tut, das ist dann eine Freude, die man letztendlich haben sollte und haben kann. Es gibt aber auch Schauspieler, denen es total egal ist. Ich bin schon so jemand, wenn ich rausgehe und das Publikum freut sich, dann freu ich mich auch. Aber man sollte auch nicht dem Publikum zu sehr gefallen müssen. Man sollte versuchen, etwas mitzugeben, sowohl politisch als auch gesellschaftlich, das ist eigentlich die Aufgabe des Schauspielers.
IE: Deine vorerst letzten Konzerte stehen unmittelbar bevor. Möchtest du deinen Fans zu diesem Thema noch etwas mit auf den Weg geben?
Daniel: Ich will jetzt hier keine große dramatische Rede halten, es ist alles nicht so dramatisch, sondern einfach der Lauf des Lebens. Es heißt ja auch nicht, dass ich jetzt mein ganzes Leben lang keine Konzerte mehr mache. Jetzt im Moment brauche ich meine Zeit für mich, um mein Studium zu überstehen und mich auf das Theater zu konzentrieren oder vielleicht später auch an Castings teilzunehmen. Mal schauen, wo sich das Ganze dann hinbewegt. Ich will jetzt hier nicht die Trauerrede halten, dafür bin ich auch viel zu sehr Musiker. Ich liebe die Musik und ich liebe meine Lieder und ich liebe auch das Publikum, das ich im Laufe der Jahre immer wieder beglücken durfte mit meiner Musik. Deswegen wäre es jetzt auch fehl am Platz, zu sagen, das ist jetzt weg oder so. Das ist nicht so. Ich habe mir letztens nochmal meine ganze Discografie angeguckt, diese ganzen Konzertreihen, die ich gemacht und organisiert habe und dann festgestellt: ich habe ja soviel gemacht! Ich hab mir dann andere Homepages von anderen Künstlern angeguckt, die haben hier und da mal ne Tour und dann mal wieder gar nichts... Also ich hab wirklich viel gemacht und da bin ich stolz drauf. Es ist mir wichtig, dass es so gewesen ist und dass ich jetzt da bin, wo ich bin. Aber es war halt auch heftig und für mich auch manchmal eine psychische Belastung. Dieses immer wieder funktionieren müssen und dem Publikum aufs Neue zu gefallen, die Frage ob das Publikum etwas annimmt oder nicht annimmt, diese Belastung war dann auch da. Und dieser Doppelbelastung kann ich mich im Moment gerade nicht stellen. Wenn ich für meine Fans etwas mache, dann will ich zu 100% dabei sein.
Das Interview mit Daniel führte P. Grabienski
am 18.03.2017 vor dem Konzert in Berlin
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