IE: Als wir uns das letzte Mal zum Interview getroffen haben, hast du voller Begeisterung von deiner Ausbildung am ETI erzählt, dich selbst über dein eigenes Durchhaltevermögen gewundert, aber auch in einem Nebensatz erwähnt, dass du jetzt noch nicht sagen könntest, was in einem Jahr sein wird. Dieses Interview liegt genau ein Jahr zurück. - Wie sieht es heute mit deiner Begeisterung und deinem Durchhaltevermögen für die Schauspielausbildung aus?
Daniel: Ich bin immer noch erstaunt, dass ich noch da bin auf der Schule, dass ich da noch soviel an Zeit investiere. Aber ich merke, je mehr ich Zeit investiere, desto mehr hab ich das Gefühl, dass ich noch mehr Spaß daran habe, wirklich Schauspiel zu machen. Ich merke einfach, dass diese Theater- und Schauspielschule mir sehr, sehr gut tut. Nicht nur künstlerisch, auch persönlich. Ich werde immer lockerer auch bei Sachen, die nichts mit der Schauspielerei zu tun haben oder mit dem Gesang, sondern auch, was mit freundschaftlichen Beziehungen zu tun hat und dieses Gruppenverhalten. Das hat mir früher oft gefehlt. Ich hatte ja nicht so eine Jugend wie andere junge Leute, sondern damals mit 17/18 war ich ja gleich voll drin. Ich hatte keine Studenten um mich, ich habe meine Kinderpflegerausbildung damals ja abgebrochen. Ich hatte keine Erfahrungen, was Diskotheken anbelangt und mit anderen jungen Leuten rumzuziehen. Das hab ich jetzt so für mich nachgeholt. Und das macht einfach Spaß. Das ist so toll, mit so jungen Leuten zu arbeiten, die mir sogar noch viel beibringen können, obwohl ich schon viel länger in dem Geschäft bin. Und ich habe tolle Dozenten, ich hab tolle Leute, mit denen ich arbeite. Ja, und jetzt hab ich die Hälfte rum, ich hab noch bis Ende 2018 und wenn ich das überstehen sollte, dann bin ich einfach auch glücklich darüber. Aber ich glaube, je näher das Ende rückt, umso trauriger werde ich. Man gewöhnt sich auch einfach an die Gruppe und alles.
IE: Was würde dir heute am meisten fehlen, wenn du dich vor 1 1/2 Jahren nicht dazu entschlossen hättest, die Schauspielausbildung zu machen?
( -Erfahrungen - Gewohnheiten - Fähigkeiten usw)
Daniel: Mir würde vor allem menschlich etwas fehlen, dieses Einlassen können auf ein System, auf eine Dynamik. Ich hatte früher oft so dieses "in den Tag hinein leben". Klar, ich musste auch meine Sachen in Ordnung und die Firma am Laufen halten, Konzerte geben usw., aber da ist nichts Neues passiert. Da war immer dieselbe Struktur, da wurde man gebucht, man war mal bei RTL oder mal da oder mal dort, aber jetzt habe ich für mich so ein Ziel - und das ist, auf der Theaterbühne zu stehen. Das ist einfach mein Ziel, das WILL ich. Ich will kein Hollywoodstar werden, ich bin auch nicht hier, um den Leuten oder den Medien irgendwas zu beweisen - ich bin hier, um einfach Theater zu spielen. DAS macht mir Spaß, dieses echte, lebendige Spielen auf der Bühne ist für mich das Tollste, was es im Moment gibt. Neben dem Gesang, ich liebe es natürlich auch, zu singen, das ist ganz klar meine Berufung.
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Trotzdem ist das Theater einfach der Mittelpunkt, den ich im Moment habe. Und das will ich gerne machen.
IE: Du hast im Interview mit der Bildzeitung davon gesprochen, dass es nach dem Studium dein Ziel sei, klassisches Theater zu spielen. Was macht für dich das Besondere am klassischen Theater aus?
Daniel: Klassisches Theater hat immer auch sehr viel mit dem Milieu, mit dem Bürgertum, zu tun und es ist sehr nah am Volk, auch wenn teilweise auch der Adel damals viel Einfluss gehabt hat, bei Shakespeare usw. Aber trotzdem sind es Geschichten, die auch heute noch passieren. Das moderne Theater kann auch spannend sein, ich hab hier beim letzten Monologabend an der Schule auch ein modernes Stück von Falk Richter präsentiert, aus dem Stück "Trust". Das war auch interessant - aber ich finde klassische Sachen haben meist auch mit dem eigenen Leben zu tun, auch wenn die Stücke oft sehr alt sind. Auch die griechische Antike hatte schon viel mit sich selber zu tun, dieses Aufgeben, dieses Kämpfen, die ganzen Liebesgeschichten, Familiedramen, das ist im Theater alles oft so nah an dem, was wir selber erleben jeden Tag. Der Text ist halt anders, weil die Leute damals anders gesprochen haben. Es gibt aber mittlerweile auch klassische Stücke, die ins Moderne umgesetzt wurden, auch das kann man machen. Ich finde diese Stücke einfach spannend. Ich finde Leute wie Goethe, Schiller und so toll, die machen mich an.
IE: Das Theater gilt als Spiegel der Gesellschaft. In unserer heutigen Gesellschaft gibt es eine Menge zu spiegeln. Kann klassisches Theater dafür auch heute noch ein Instrument sein?
Daniel: Ja, logo. Ich seh das an meinen Mitschülern, die sind teilweise 18/19 und auch die finden sich wieder. Gerade in der heutigen Zeit, wo der Populismus immer präsenter wird und die Leute sich auch wieder sehr schnell verführen lassen - eben genau deswegen sollte man mehr Theater gucken.
IE: Was hat sich bisher in der Ausbildung als deine größte Stärke herauskristallisiert?
Daniel: Das kann ich gar nicht sagen - da musst du meine Dozenten fragen (lacht).
IE: Was glaubst du, was würden deine Dozenten sagen?
Daniel: Ich glaube, alles was ich jetzt sagen würde, würde gegen mich verwendet werden (lacht), das möchte ich jetzt so gar nicht sagen.
IE: Inzwischen gab es schon drei öffentliche Präsentationen, bei denen ihr als Klasse die Ergebnisse der zurückliegenden Szenenstudien auf die Bühne gebracht habt. Die vierte steht kurz bevor. Kannst du uns ein wenig über den Weg erzählen, den ihr geht, bevor so eine Präsentation steht?
Daniel: Ich hab dieses Mal zum ersten Mal eine wirklich große Rolle bekommen, eine sehr präsente Rolle, die im Fokus steht. Wir haben zwei Stücke, die wir aufführen.
Fortsetzung
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