Interview mit dem Veranstalter Dr. Zierden
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Das war irgendwo zwischen Pizzen an der Tiefkühltruhe oder an der Bar oder so etwas - Lokalpolitiker, ehemalige ältere Lehrer und so weiter, die sich förmlich beeilt haben zu sagen, wie toll es war - von denen man das altersmäßig schon gar nicht erwartet hätte.
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Also negative Reaktion provoziert doch immer auch positive Reaktion, und dialektisch gesehen hat das auch seinen Sinn dann. Okay …
IE: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben, Herr Dr. Zierden, alles Gute Ihnen, und weiterhin viel Erfolg für das Eifel-Literatur-Festival!
Interview: Gila Mahlberg
Fotos: Gila Mahlberg; Nicky Gruber, www.danielkueblboeck.info
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Endlich ist es soweit. Ich entferne das gestrige Blatt meines Abreißkalenders. Das Warten hat ein Ende.
Freitag, 02.07.2004
Wir fahren nach Prüm. Noch nie habe ich dem Schulschluss meiner Jasha so entgegengefiebert. 12:25 Uhr, Ende der 5. Stunde. 10 Minuten später springt sie völlig außer Puste vom Fahrrad. Ich glaube, sie ist geflogen. Die Fahrt kann beginnen. Innerhalb der ersten halben Stunde sammeln wir alle Mitfahrer ein (Greeneyes, Zitrolina und Eli). Prüm - wir kommen.
Im Auto steigt die Vorfreude und Nervosität auf das bevorstehende Ereignis ins Unermessliche. Staus und wolkenbruchartige Regenfälle kratzen am Nervenkostüm. Hält der Routenplaner, was er verspricht? Bringt er uns auf direktem Weg ohne sinnlose Irrfahrten an unser Ziel? Zwischendurch ein paar Sonnenstrahlen. Wegweiser, die Daniel uns schickt?
Endlich! Ortseingang Prüm - Schulzentrum rechts. Wir sind am Ziel. Beim Einlass bekommen wir unsere Lose, mit denen man ein Backstage-Treffen gewinnen kann. Kurz nach 18 Uhr werden die Gewinner bekannt gegeben. Mein Los verfehlt um 2 klitzekleine Nummern, doch ich freu mich über alle strahlenden Gesichter, die ungeduldig auf den Zugang zum Backstagebereich warten.
19:00 Uhr: Nach einer wundervollen Begrüßungsrede des Veranstalters, Herrn Dr. Zierden, incl. Schweigeminute für die verstorbene Julia Boenisch (man kann eine Stecknadel fallen hören), erklingen die ersten Töne von "Teenage Tears". Daniel ist noch nicht auf der Bühne, aber seine Töne erfüllen den Raum. Standing Ovations bei einer CD!!! Die Schulaula wird plötzlich zum Wohnzimmer, durchflutet von wohliger Wärme. Das Event, auf das wir alle so lange gewartet haben, kann beginnen. Dann schiebt sich der Vorhang vorsichtig zur Seite, und Daniel, ganz in Schwarz, bewegt sich leicht und locker wie eine Feder mit seinem Buch in der Hand zu seinem Platz. Tosender Beifall. Anfänglich merkt man ihm seine Nervosität an. Doch schon nach den ersten vorgetragenen Zeilen ist der Knoten geplatzt.
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Er fühlt sich sichtlich wohl, liest mit einer Hingabe, als hätte er nie etwas Anderes getan.
Daniel ist ganz er selbst, und das Publikum hört gespannt zu. Durch eine perfekte Kapitelauswahl wird die Lesung zu einer Mischung aus Witz, ein wenig Selbstironie, aber auch vielen traurigen Passagen, die sehr zum Nachdenken anregen ... Er erzählt von seiner Stimme, die ihm Gott so gegeben hat, wie sie ist; von seinen Tönen, die er einfach nur lebt, ohne Perfektionismus und Gesangsausbildung; von einer guten Freundin, die ihn für viel Geld an die Medien verkaufte, weil er plötzlich nicht mehr "nur der Mensch" Daniel, sondern der "Star Daniel Küblböck" ist. Er erwähnt auch, dass das Buch kein Racheakt an seiner Mutter ist, und dass er ohne sie nicht der wäre, der er heute ist. Und da Daniel zu sich selbst steht, so wie er ist, bringt er auch den Mut auf, über seine erste Liebe zu einem Jungen zu sprechen.
Beeindruckt haben mich seine spontanen, offenen und ehrlichen Antworten auf viele z.T. tiefgründige Publikumsfragen. Er wirkt dabei nie unsicher, sondern geht perfekt und gekonnt auf die jeweilige Frage ein. Viele schöne Bilder haben sich dabei in mein Gedächtnis eingebrannt:
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