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Esoterik 2/7
März 2005
Das innere Kind
unterdrückt werden, auch wenn die liebenden Eltern alles menschenmögliche tun, damit es ihrem Kind gut geht. Im Laufe der Lebenszeit fühlt jede( r) irgendwann sein Vertrauen missbraucht, wird zurück gewiesen, bekommt Angst, Scham- und Schuldgefühle und ein Gefühl der Wertlosigkeit breitet sich aus. Nicht selten wird an einer solchen Stelle der Kontakt zum „Inneren Kind“ gekappt. Man will den Frust, den Schmerz und die Verletzzungen verständlicherweise nicht mehr spüren, Erwachsenen werden wird verwechselt mit Tapferkeit, Härte und cool sein. Tatsächlich erwachsen werden, das bedeutet aber viel mehr, als Verdrängung, nämlich Frustrationen und das Leid des Lebens würdevoll tragen zu können, weiterhin tief fühlend, aber nicht kollabierend im Leid. Erwachsen werden heißt, selber Verantwortung zu übernehmen für sein Glück, Wohlbefinden, für alle inneren Anteile, auch für das innere Kind zu sorgen, denn: es ist immer noch da! Es wird uns nie verlassen, so alt wir auch werden. Und es sehnt sich , je weniger glücklich der Mensch lebt, nach seinem alten, wunderbaren Zustand zurück, nach seinem strahlenden, ekstatischen, empfindsamen ursprünglichen Wesen, nach Berührung und Liebe und es wird ärgerlich, wenn dies eine unerfüllte Sehnsucht bleibt.

Wenn wir uns versehentlich wehtun, z.B. stoßen und Schmerz empfinden, dann kommen wir sofort mit dem inneren Kind in Berührung, da wir Hilflosigkeit fühlen und Bedürftigkeit, Schwäche. Unser Verhältnis zum „inneren Kind“ können wir erkennen, wie wir uns dann verhalten. Fluchen wir über diese plötzlichen Gefühle, über dieses Missgeschick? Ärgern uns und spüren Wut? Kochen Emotionen hoch? Werden wir sauer und ungeduldig? Verdrängen wir den Schmerz und gehen schnell zur Tagesordnung zurück? Oder reagieren wir wie mit einem geliebten Kind, dass sich verletzt hat? Trösten wir uns? Streicheln wir die verletzte Stelle? Pusten wir sanft? Übernehmen wir liebevoll Verantwortung und kümmern uns um unser zartes inneres, erschrockenes Kind?

Je unglücklicher der „Erwachsene“, umso bedürftiger ist das „innere Kind“, umso unglücklicher, denn natürlich hängt alles zusammen. Genau wie ein reales Kind kann das „innere Kind“ sehr trotzig und bockig werden, unglaublich gierig und bedürftig, sich sehr einsam fühlen, ignoriert, missverstanden und aggressiv werden.. So wiederum kann es aus seinem nicht beachteten Schattendasein unser Leben immer wieder negativ beeinflussen. In der Energie- und Körperarbeit führt der Weg zum tiefen Fühlen, zur Herzenskraft und Liebe durch das Tal der Tränen, die das innere Kind weint, denn auch ursprüngliche grenzenlose Freude, Natürlichkeit und Urvertrauen ins Leben hängen mit dem inneren Kind zusammen. Wird es ignoriert, weil die eigene Verletzlichkeit nicht gefühlt werden darf, dann wird es auch schwierig, dauerhaft die wunderbaren ursprünglichen Kräfte der Seele zu fühlen.
In der Meditationsarbeit geben wir diesem kleinen zarten Wesen in uns einen guten Platz im großen Herzensraum, wir erbarmen uns gütig und kümmern uns um das innere Kind, wir pflegen den Kontakt. Wir können das, denn wir sind jetzt selbst keine Kinder mehr, die tatsächlich abhängig sind, und noch gefüttert werden müssten und angewiesen auf äußere Umstände. Im Yoga suchen wir z.B. immer wieder unsere wunderbaren ursprünglichen Fähigkeiten und benehmen uns bewusst wieder wie die Kinder: wir hopsen, schütteln uns, schaukeln, wiegen uns, ziehen Grimassen, lachen und bewegen uns kindisch....wir schlüpfen in die Körper von Tieren und albern herum. Wir lösen Verkrampfungen, das Feste und Hartgewordene im Körper auf, wir üben Entspannen statt Anspannen, Loslassen statt Festhalten und Vertrauen statt Kontrollieren. Wir singen und tun alles, um wieder ins Lachen und in die Leichtigkeit zu kommen. Das sicherste Indiz dafür, dass eine Yogastunde gut ausgeführt wurde, ist „grundlose Freude“, die spätestens am Ende der Stunde einsetzt. Jeder kennt aber auch ohne eine geführte Yogastunde die Freude, wenn gelacht wird, alles plötzlich leicht wird und gelöst, die Freude wie Sektperlen im Körper aufsteigt und das ist genau die kindische, ursprüngliche Energie und der beste Beweis dafür, dass bei allem Frust und Verletzungen, bei allen Enttäuschungen des Lebens, bei jedem Menschen diese ursprüngliche Kraft da ist, unberührt von allem gewesenen , immer da, hinter anderen Energien verborgen, aber letztendlich immer da....

Wir Faniels wissen gut darum, denn wir erleben „grundlose Freude“, wenn wir Daniel sehen und hören. Seine Töne, sein Wesen, erinnern uns unter anderem an unsere eigenen „inneren Kinder“, an diesen inneren Schatz, den wir alle in uns tragen. Viele konnten auf Konzerten und Events schon oft in einer überraschenden Hemmungslosigkeit und Natürlichkeit sein, Gefühle von Verletzlichkeit zulassen, Lebenslust und tiefe Freude. Er selbst ist in meinen Augen , so erwachsen er auch geworden ist, immer noch auch Kind, der empfindsame, neugierige, offene und lustige mitreißende Junge, dem der Schalk aus seinen Augen blitzt UND der erwachsene Mann, der sagt: „Man muss sich auch mal selbst loben. Das ist ganz wichtig!“ und seinem kleinen inneren Jungen mit Lippenstift auf den Spiegel schreibt: „Daniel, Du bist gut, wie Du bist!“

Der berühmte Dalai Lama erwiderte kürzlich auf die Frage eines Reporters, ob er jemals bezweifelt habe, der Auserwählte zu sein und seiner großen Aufgabe überhaupt gewachsen: „No, no, es war mir egal. Die Leute setzten mich auf den Thron? Ja gut, da sitz ich. Übernehme meine Verantwortung UND habe Spaß. Wissen Sie, ich bin nicht jemand, der immer sehr ernst ist.“ Dabei lachte er sein hohes, kehliges, sich spiralförmig steigerndes Dalai-Lama-Lachen und die berühmte Dalai-Lama-Brille vibrierte lustig auf seiner Nase.
Bettina Lietz
Foto: Carolin Lefferts
 
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