Chris Heath, Robbie Williams: Feel
Einen finanziell äußerst großzügigen Menschen, der aber auf Gier und Ausnutzung allergisch reagiert. Einen Star mit selbstsicherem Auftreten, der dennoch große Ängste und Unsicherheiten hat. Wie sehr dieser sensible, zur Traurigkeit und Einsamkeitsgefühlen neigende, bindungsängstliche und sprunghafte Künstler an seinem (Berufs-)leben manchmal leidet, wird eindrucksvoll vermittelt.
"Ich sehe das so...Meine Mutter hat mich sehr geliebt, und meine Großmütter haben mich auch sehr geliebt, und wenn mein Vater da war, hat er mich auch sehr geliebt. Ich bin nie sexuell missbraucht worden. Ich bin nie belästigt worden. Ich war nur-ich weiß, das klingt so, dass man kotzen möchte-, ich bin beschissen sensibel. Ich bin sensibel zur Welt gekommen." (S. 52)
Der Leser erfährt aber auch, mit welcher Energie, Kreativität und zuweilen Akribie Robbie Williams seine Musik betreibt, seitdem Drogen und Alkohol aus seinem Leben verbannt sind.
Er erfährt, wie Williams komponiert, textet und Musikelemente verarbeitet. Welche musikalischen Vorbilder und Musikvorlieben er hat, in welcher Atmosphäre und mit welchen Leuten er gerne arbeitet und wie er in seinem Beruf wahrgenommen werden möchte. Robbie Williams war keinesfalls jemals nur der "Tänzer von Take That", war nie "nur" ein Boyband-Typ. Der Vollblutmusiker und Entertainer schlummerte offenbar schon immer in ihm. Er ist ein sehr talentierter Mensch, musikalisch, gedanklich und sprachlich kreativ, phantasievoll und originell. Ein Mann, der dennoch oder gerade deshalb keine Scheu davor hat, ein Entertainer zu sein. In einem japanischen Interview wird Robbie Williams gefragt, warum es seiner Meinung nach keine Entertainer mehr gäbe, wie er sie auf dem Album "Swing When You're Winning" verkörpert ? Er antwortet:
"Verglichen mit Presley, Sinatra, Dean Martin oder Freddie Mercury wissen die Leute heute genau, was sie tun und haben Angst, irgendetwas zu machen, was lächerlich wirken könnte. (...) Ich glaube, aus diesem Grund gibt es nicht mehr viele Entertainer, große Showmänner. Ich habe auch Angst, dass ich albern wirken könnte, aber ich mache es dann doch im Namen der leichten Unterhaltung..." Er lacht. "Es gibt keine Elvisse mehr. Keine Frank Sinatras... Es gibt mich, der von allen gestohlen hat. (...) Im Entertainment hört man seit ungefähr zehn Jahren immer denselben, wichtigen Satz 'Bleib natürlich'. Bleib natürlich ? Nein ! Hat kein Mensch gemacht. Stattdessen gab es Phantasie und Romantik, Orte, an die man flüchten konnte. Nichts war echt, alles war unecht. Zum Vorteil der Unterhaltung und des eigenen Lebensstils. Und das finde ich wunderbar..." (S. 148)
Wer "Feel" liest, erfährt viel. Was Robbie Williams über die Branche, über Fans, Groupies, Gott, Familie, Kollegen, Fußball, Presse, Sucht, Drogen, Freunde, Liebe, Homosexualität, Ruhm, Öffentlichkeit und Wohltätigkeit denkt, um nur einige Aspekte zu nennen.
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Was ihn verletzt, was ihn verunsichert, wovon er träumt, was er sich für die Zukunft wünscht, wie er seine Stärken und Schwächen einschätzt, welche Dämonen ihn plagen, welche Lebensoptionen er für möglich hält.
Chris Heath hat viele Mosaiksteinchen gesammelt und ein berührendes Buch geschrieben. Der Leser bekommt eine Ahnung vom Menschen Robbie Williams, der mit sehr viel Mut anderen Menschen Einblicke gewährt in sein persönliches und künstlerisches Sein. Ein wertvolles Buch, das nachdenklich macht und besonders geeignet ist für Menschen, die sich ehrlich für Mitmenschen interessieren. Kein Buch für Voyeure, sondern eines für mitfühlende Zeitgenossen. Robbie Williams ist wahrlich kein Heiliger, aber ein Mensch, dem man nach der Lektüre in vielerlei Hinsicht großen Respekt zollt. Dazu muss man längst nicht mit all seinen Handlungen übereinstimmen.
Mia · Bild: Amazon
Chris Heath, Robbie Williams: Feel
Gebundene Ausgabe, 672 Seiten, Rowohlt
Erscheinungsdatum: 4. Oktober 2004
ISBN: 3498029800
CD-Rezension
Visions of Atlantis - Cast away
Wenn man als Musiker aus dem Heavy Metal-Bereich in der aktuellen Musik -Szene erfolgreich sein möchte, dann geht das am besten mit sinfonischem Metal. Was bei Bands wie Nightwish oder Within' Temptation funktioniert, ist auch beim neuen Werk von "Visions of Atlantis" gelungen. Die Österreicher veröffentlichen mit "Cast away" ihr zweites Studio-Album und schliessen musikalisch an die eben erwähnten Bands an, ohne zu sehr als Plagiat rüber zu kommen, wobei die Band selbst u.a. Nightwish als musikalischen Einfluss angibt. Eine Kostprobe dessen gab es schon mit der Vorab-Single "Lost".
Ein ähnlich hittauglicher Song ist "Send me a light". Jedes Stück lebt vom abwechselnden Gesang zwischen Mann (Mario Plank) und Frau (Nicole Bogner), wobei letztere für die höheren Töne zuständig ist. Einzig die traumhaft schöne Ballade "Winternight" wird von Nicole alleine gesungen. Selbst bei schnelleren Stücken wie "State of Suspense" oder "Lemuria" liefern beide eine souveräne Leistung ab. Somit wird auf dem Album eine Menge Abwechslung, beim Gesang und Tempo, geboten.
Doch das ist noch nicht alles, auch großartige Orchester & Chor-Parts gibt es zu hören, vor allem bei "Cast away", "Realm of Fantasy" und "Pharaoh's Repentance". Alle Songs sind sehr melodiös und mit tollen Synthesizerklängen eingearbeitet. Es sind zwar mit dem Rausschmeisser "Last shut of your eyes" nur neun Songs auf dem Album, aber keinen davon kann man als Ausfall bezeichnen. Qualität statt Quantität. Wir freuen uns aufs nächste Album.
Pascal Wrage · Bild: Amazon
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