Der saubere Weg in die Charts
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Eine weitere Voraussetzung für das Einfliessen der CD - Absätze eines Geschäfts in die Wertung der Charts ist ein repräsentatives Plattenangebot beim Händler. Das bedeutet, Neuheiten müssen regelmäßig im Angebot enthalten sein und der gesamte Musikbestand muss kontinuierlich zum Kauf zur Verfügung stehen.
Diese zu erfüllenden Bedingungen dienen dem Zweck, der Chartmanipulation vorzubeugen. Natürlich ist es damit alleine noch nicht getan. Um zu vermeiden, dass Stützkäufe stattfinden, hat Mediacontrol in Zusammenarbeit mit dem phonographischen Bundesverband ein komplexes Anti-Klumpungssystem erarbeitet. Das System registriert, wenn in einer Region oder auch nur einer einzelnen Filiale auffällige Mengen der gleichen CD verkauft werden und sich die Verkäufe von anderen Regionen oder Filialen dadurch erheblich unterscheiden. Selbst wenn eine kleinere Menge gleicher CDs auf einmal an der Kasse bezahlt wird, ist nicht gesichert, dass diese auch alle für die Charts zählen. Was auffällig ist, wird in der Chartwertung heruntergerechnet. Vor allem in Großfilialen wie Saturn oder Mediamarkt müssen bis zu acht Kunden die gleiche CD kaufen, bis überhaupt eine davon für die Charts zählt, schreibt der STERN. Bei Einzelhändlern hingegen stehen die Chancen bei weitem besser, dass ein Kauf auch wirklich zählt.
Dieses Ausfilterungssystem ist auch eine plausible Erklärung dafür, wieso die Gesamtchartplatzierungen einer Platte im Endeffekt nichts über die wirklichen Verkaufszahlen einer CD aussagt.
Sowohl Mediacontrol, als auch der Phonoverband halten sich sehr bedeckt, was genaue Details der Chartermittlung angeht. So erhielten wir bei unserer Recherche vom Phonoverband beispielsweise keine konkrete Antwort auf die Frage, welche Gewichtung ein heruntergeladener Song im Verhältnis zu einer ganzen gekauften Single hat. Man könne dazu keine pauschale Information geben, weil das von Woche zu Woche verschieden sei - um Manipulation schwieriger zu machen.
Aber so gut durchdacht dieses ganze System wirkt, die Ereignisse um David Brandes' Chartmanipulation zeigen, dass es doch möglich ist, mit etwas Geschick die Charts mit Stützkäufen zu beeinflußen. Auch wenn es aufgrund der Hetze der Branche gegen Brandes und seine Manipulation momentan den Anschein machen könnte, sowas sei in der Geschichte der Charts noch nie vorgekommen, ist das weit gefehlt. Tobias Elsäßer von der ehemaligen Boygroup "Yell 4 you" erklärte selbst in einem Interview, dass seine Band ihre eigenen CDs gekauft habe, um die Charts zu beeinflussen. So schwer sei das nicht gewesen. Man habe einfach nicht in Großmärken die CDs gekauft, sondern in kleinen Geschäften, und man habe die Käufe nicht auf eine Region beschränkt, sondern flächendeckend in Deutschland mit Teams gearbeitet, um allgemeines Interesse an der Platte vorzutäuschen.
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Auch Plattenhändler sind involviert in diese Vorgehensweisen. So äußerte sich ein norddeutscher Händler gegenüber dem STERN dahingehend, dass es nicht selten vorkommt, dass Promoter und Vertreter von Plattenfirmen bei ihm anrufen, mit dem Auftrag, eine bestimmte Single mehrmals täglich über den Kassenscanner zu ziehen und einzeln abzurechnen. Am Ende der Woche holt der Auftraggeber die CDs dann ab.
Und selbst der Geschäftsführer des Phonoverbandes kann eine Manipulationsmöglichkeit der Charts nicht vollständig ausschließen: "Mit Kenntnissen von Details, Geld und gut organisierten Infrastrukturen ist es möglich, das Chartsystem zu manipulieren."
Problematisch bei dem Ausfilterungssystem von Mediacontrol ist überdies, dass damit keineswegs nur Manipulationskäufe durchs Raster fallen. Bei einem Künstler wie Daniel Küblböck, dessen Veröffentlichungen oft nur schwer im Handel erhältlich sind, entstehen natürliche "Klumpungen" allein schon dadurch, dass die CDs nur in solchen Läden gekauft werden können, die sie überhaupt führen - damit aber Gefahr laufen, nicht gezählt zu werden, weil das Geschäft nicht repräsentativ ist. Mehrfachkäufe gelten ohnehin als "verdächtig wirkende Klumpungen" und werden vom System ausgefiltert. Zweifellos ein sinnvoller Ansatz zur Verhinderung von Manipulation - betroffen ist aber auch beispielsweise der Fan, der CDs für andere Fans mitbesorgt, weil diese vor Ort keine Kaufmöglichkeit haben.
Für Fans eines Künstlers, die ein berechtigtes Interesse daran haben, dass ihr CD-Kauf auch für die Charts gewertet wird, erweisen sich diese Maßnahmen also unter Umständen als Bumerang - da trifft es die Falschen und das kann sicher nicht der Sinn eines gerechten Chartermittlungssystems sein. Repräsentativ ist das System ohnehin nicht: Wer in einem der rund 1800 Läden kauft, die nicht an das System angeschlossen ist, wird gar nicht erst gezählt.
Wir halten also fest: Damit CD - Käufe für die Charts zählen, muss das Geschäft an das PhonoNet - System angeschlossen sein. Ein Indiz dafür ist z.B. ein Aushang der Mediacontrol - Charts.
Als herauszufilternde "Klumpung" kann u.U. schon gelten, wenn jemand gleichzeitig mehrere CDs für Freunde mitkauft.
Mehrfachkäufe bei Internetshops zählen ebenfalls als "Klumpung".
Der Kauf in großen Mediencentern wie z.B. SATURN wird geringer gewichtet als in kleineren Musikgeschäften.
Internetdownloads zählen nur dann für die Charts, wenn sie von einer deutschen Mail-Adresse mit der Endung .de ausgehen.
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