zurück zur Startseite
Erlebnisberichte 2/19
Februar 2006
Denn ... ich bin ein Rebell!
„Dieser Mann hat Kraft und Autorität - ein Meister seines eigenen Schicksals. Auf den Schultern trägt er das Symbol der Sonne, die Fackel in der Hand steht für das Licht seiner eigenen Wahrheit, die er sich hart erkämpft hat. Ob reich, ob arm - der Rebell ist ein Kaiser, denn er hat die Ketten der gesellschaftlichen Prägungen und Meinungen gesprengt. Er formt sich selbst, wobei er alle Regenbogenfarben zulässt und aus den dunklen formlosen Ursprüngen seiner unbewussten Vergangenheit ausbricht. Nun wachsen ihm Flügel, um zum Himmel aufzusteigen. Sein Wesen ist rebellisch, nicht, weil er gegen jemanden oder irgendetwas kämpft, sondern weil er seine wahre Natur erkannt hat und entschlossen ist, danach zu leben. Sein Tier ist der Adler, der Bote zwischen Himmel und Erde. Der Rebell fordert uns auf, Mut zu zeigen, die Verantwortung für uns, so wie wir sind, zu übernehmen und unsere Wahrheit zu leben.“ (aus: Zen-Tarot von Osho)
Nachts, wenn die Raben schlafen, ziehen wir unsere Koffer zum Berliner Flughafen. Wieder einmal werden wir München anfliegen, dieses Mal, um den bayerischen Rebellen in seinem ersten Konzert mit den eigenen, selbst komponierten deutschen Tönen zu erleben. Schön ist die Vorstellung, dass jetzt überall in Deutschland verstreut wieder alle Faniels starten und wir uns alle morgen treffen werden. Ich freu mich auf unser Fanielgewebe. Im Auto läuft „Liebe Nation“, sehr laut, und mein Mann summt mit. Ihm gefallen die neuen, rockigeren Töne sehr, und er hält mit dieser Meinung auch im Freundeskreis nicht hinter dem Berg. Das freut mich natürlich ganz besonders.
Wir landen im Schnee und gondeln mit der Bahn weiter zu unserer Freundin aufs Land, wo wir die nächsten zwei Nächte schlafen werden. Sie wird dann mit Anderen wieder während des Berlin-Konzerts bei mir wohnen. Schön sind diese Verbindungen, diese Freundschaften, die durch Daniel entstanden sind und sich immer mehr vertiefen.
Am Vorabend des Konzerts sitzen wir wieder in der urigen Szene-Kneipe im Ort und essen Pizza. Der Wirt vermutet langsam einen Hexenzirkel, der sich hier regelmäßig versammelt und kann beruhigt werden, dass es sich „nur“ um Konzertgänger handelt. Als wir ihm sagen, auf welche Konzerte wir hier immer wieder gehen, will er unbedingt diese CD. Natürlich wird ihm die Tage eine rum gebracht. Er sagt: „Wenn´s ma gfoid, spui es do herin a“, und wir freuen uns schon darauf, das nächste Mal zu den Klängen von „Liebe Nation“ zu essen ... Auch der Osterhofener Stammtisch am Bahnhof , an den wir uns am nächsten Mittag zum Aufwärmen auf einen Grog dazusetzen dürfen, staunt nicht schlecht, wo die hübschn Madln alle herkommen und wo sie alle hinwollen ...
In München vor der Halle angekommen, tauchen wir ein ins Gewimmel der bekannten Gesichter ... der IE-Stand wird als erstes geknuddelt und sich gratuliert, dass wir es - trotz einiger Widrigkeiten - wieder geschafft haben, die  IE8   pünktlich   zum   Konzert  zum   Verkauf  anbieten  zu
Ich hass mich können. Mit einem ganz besonderes schönen Glühweinbecher steh ich da und umarme immer wieder liebe, vertraute Gesichter - und auch einige neue - und genieße das bunte Treiben.
Der Einlass dann ist eine Katastrophe, bei der es auch mir nicht gelingt, die positive Energie durchgängig zu bewahren, jedenfalls nicht bis ganz zum Schluss.
Aber irgendwann bin ich endlich drin. Samt Jacke und dickem Rucksack stehe ich erschöpft da, blicke mich um und sehe rechts neben der Bühne ein Podest. Ich lege meine Sachen auf einen Hocker. Nach und nach nehmen immer mehr Faniels dieses Podest ein. Es scheint ok zu sein, dass wir uns dort ausbreiten, also rücke ich meinen Rucksack unter den Hocker und stelle mich auf die frei gewordene Stelle. Eine Supersicht tut sich mir auf. Ich zieh die hohen Schuhe noch aus und werde das Konzert barfuss verbringen, damit die hinter mir mehr sehen werden. Ansonsten genieße ich diesen geilen Platz und die freie Sicht auf die nahe Bühne - ein seltenes Vergnügen, da ich mich noch nie am Vortag angestellt habe ...
Ich drehe mich um, sehe die vielen bekannten Gesichter und freu mich, dass wir uns immer noch regelmäßig treffen, und ich sehe viele neue, unbekannte Gesichter und wünsche Daniel von Herzen, er möge viele neue Leute für sich und seine Musik gewinnen können.
Und dann geht es los: Die Band nimmt Platz und spielt die ersten fetzigen Gitarrenklänge von „Liebe Nation“. Die alte bekannte Woge der Freude zischt durch die Menge, durch die Leute, die Halle, und dann kommt Daniel auf die Bühne und singt sofort los. Hach, wie aufregend, das erste Konzert mit seinen Liedern, seinen Texten. Ich finde, er sieht sehr gut aus. Die Haare mag ich ja lieber lang, aber er hat so einen frechen Haarschnitt, eine Art Irokesen ohne was ausrasiert zu haben, sieht ein bisschen punkig aus, mir gefällts, und es passt zu ihm und den rockigen Tönen. Er steht in einfachen Klamotten auf seiner Bühne ... die ersten Reihen reißen die Arme hoch, wir auch ... „Liebe Nation, ich hab was zu sagen“, wir reißen beide Arme hoch und springen und schleudern die Haare, und mein altes Rockerherz hüpft sehr begeistert. Wir schwingen die Hüften und den Hintern, und vergessen ist alle Anstrengung. Daniel seufzt leidenschaftlich und inbrünstig. ... Liebe Nation ... juchz ... wouwhhh, er singt so gut ... bewegt euren Hintern und hört auf zu klagen. ... Wir haben lange aufgehört zu klagen und rocken rum, und mir gefällt dieses Kraftvolle so.
Bei den durchdringenden E-Gitarren-Klängen löst sich was in mir. Er hält das Mikro zu uns, grinst, guckt im Wechsel wieder betont ernst-grimmig und wir kreischen: „...bitter...bitterböse!“, gröhlen laut mit und sein Bassist reißt die Arme hoch und klatscht über dem Kopf. Sofort jubeln wir und machen es ihm nach: Hände überm Kopf zusammen klatschen und kreischen, und dann brausen wir ganz doll los, als er sein erstes Lied zu Ende gesungen hat.  Ich  seh  ihn   ruhig   stehen   und   sein   erleichtertes
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 9 · © 2003 - 2006 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe