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Erlebnisberichte 3/19
Februar 2006
Denn ... ich bin ein Rebell!
Gesicht dazu, als er den tollen Applaus und Jubel entgegen nimmt. Er winkt hier und da in die Menge, sieht hier und da ein bekanntes Gesicht, grinst und nickt und zwinkert und nimmt, wie immer, Kontakt auf. Vielleicht, so kommt es mir vor, nimmt er sogar mehr Verbindungen auf als sonst, durch die Autogrammstunden.
Es geht hin- und her ... er singt und zeigt sein Innerstes, und das löst in mir meines, und ich lass es zurückfliegen, spüre und drücke es durch den Körper wieder aus. Seine Geschichte, Gefühle, Empfindungen haben viel mit meinen zu tun, mit unser aller Gefühle, und diese persönlichen Texte lösen in mir viel mehr als ein You Drive Me Crazy-Text von Bohlen, obwohl der zu seiner Zeit genauso stimmig und klasse war natürlich. Aber jetzt und hier bin ich wirklich begeistert. Ich weiß die Liedreihenfolge nicht mehr, es wird in meinem Bericht vieles durcheinander gehen, aber ich weiß eines: Mich erreicht er immer wieder an diesem Abend , immer wieder aufs Neue.
Daniel Küblböck (Müchen 26.11.2005) / Foto: Hannelore Milsman
Bei „König von Deutschland“ singt er einmal den alten, eigenen Text, und bei jedem Wort des umgedichteten Textes juchzen wir und brüllen SEINE Worte laut mit. Er grinst: Kübi, der Erste, jawohl!!! Ich fühle mich total stolz auf ihn. So, als würde mein großer Sohn da stehen jetzt. Grad haben wir noch kurz gequatscht, vorige Woche in Berlin, fast normal irgendwie, normale kleine Sätze, und jetzt steht er da auf der Bühne, singt so klasse seine selbst kreierte Musik und 800 paar Hände strecken sich ihm enthusiastisch wippend entgegen. Wouwhhhh, ist das nicht einfach grandios und wunderbar? Ich freu mich so, dass es so ist, und ich finde seine rockige, fetzige Kämpfernatur, die aus seinem neuen Album spricht, sehr
Ich hass mich anziehend, begeisternd, und ich spüre meinen Kampfgeist und meine Wildheit und meinen Bock auf Unangepasstheit und Auflehnung, Individualität und Freiheit - den Rebellen in mir.
In den Pausen erzählt Daniel Witze - dabei kommt für mich der bezaubernde, zarte, kindische Süße wieder so durch, aus alten Zeiten. ... Ich flippe aus, wie er immer selbst schon lacht, gluckst, nicht weiterreden kann. Ich muss lachen, lange bevor ich weiß, wie der Witz enden wird. Er hat eine unnachahmliche Art, völlig unperfekt, sich über sich selbst amüsierend, über seine Vergesslichkeit, über seine Unbeherrschtheit, über den Narren in sich, über den Witz des Lebens überhaupt. Hey, er lacht, und ich lach mit. Ich denke nicht daran, das Leben bierernst zu nehmen. Und für mich ist das Kontaktaufnahme pur. Er grinst in die Reihen, in die Gesichter, ich muss ihm einfach eine Kusshand zuwerfen. ... Zuckersüß weist er charmant darauf hin: „Oh, wir haben vielleicht doch ein paar Unter-12-jährige hier. Könnt ihr euch bitte die Ohren zuhalten?“ Am meisten schütte ich mich aus vor Gackern bei dem Witz mit der 97jährigen, die dann schließlich, ohne mit der Wimper zu zucken, ihren 27jährigen Liebhaber im Zweifelsfalle sterben lassen würde. Hier muss er immer wieder ansetzen, lacht selbst so quietschig dabei in Anbetracht der Pointe, die noch folgen wird. Leider vergisst er darüber irgendwann alles und muss japsend feststellen: „Ich laber einen Mist. Jetzt hab ich den Witz vergessen.“Ich schüttle mich echt. Und er fängt noch mal von vorne an. Wer kennt die Ärzte live? Die machen das ähnlich auf der Bühne, quatschen los, reißen Witze, sind einfach Kumpels, mit denen man gleich in der Bar ein Bier trinken wird. Mir ist das ausgesprochen angenehm und nah. Und wirklich sagt Daniel auch, lasst uns nachher an der Bar einen trinken. In dem Moment glaub ich sogar, ja, das geht, das machen wir. Ok, das geht ja auch, wie ich glücklicherweise schon einmal erleben durfte, und er ist einfach dann ein ganz normaler, stinknormaler Mensch wie du und ich. Vielleicht ist er so sehr Mensch und so offen darin, dass dieses Naheliegende, völlig Natürliche, schon wieder etwas Besonderes ist.
Ich freu mich über seine „normalen“ Klamotten. Das passt. Passt super, auch die schlichte Performance. Er legt ganz viel Gewicht in die Stimme und sagt das auch so an. Ich denk an die „ALTEN Zeiten“: Das war auch stimmig damals, alles hat seine Zeit, die rosa Anzüge, der Flitter und Glitter, gerougte Wangen, Reifenspielchen, hopsende sexy Tänzerinnen, ein sich wälzender übersexy Daniel im Konfettiregen, alles vorbei, erstmal. ... Jetzt - ein anderes Bild: kein bisschen Schnickschnack, kein bisschen Gemache, keine Spielchen ... ein klarer, einfacher, männlicher, ehrlicher Typ da oben auf der Bühne - kraftvolle Natürlichkeit statt Effekthascherei. Für mich sagt er aus: Hier steh ich. Das bin ich jetzt. Das mach ich jetzt. Das sing ich jetzt. Das ist jetzt so. Und wenn ... und wenn es Dir nicht schmeckt, dann lass es. Es ist meins, genauso wie die Silberröckchen und Zauber-spielchen, und ich steh dazu  (wenn  auch  ganz  bestimmt
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 9 · © 2003 - 2006 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe