Denn ... ich bin ein Rebell!
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„Nimm mich!“. Er lächelt ein bisschen verlegen und sagt weiter: „
... und mit dem man Sex haben kann.“ Und überhaupt, grad zur Weihnachtszeit
fänd er das ganz schlimm, aber er habe keine Zeit . Er arbeitet soviel.
Und dann fragt er sich immer: „Ob die/der Richtige vielleicht heute
dabei ist?“ Und guckt in die Reihen. Natürlich melden sich viele,
und Daniel lacht. Ich weiß nicht mehr, ob dann „Einsamkeit“ kam. Da
sollen wir mitsingen. „Kennt ihr denn den Text schon?“ Na klar - und
er sagt dann, wie er sich das vorstellt: „Ich singe: Ich bin die Ebbe,
und ihr singt ...“ und WIR sofort: „Ich bin die Flut.“ Das geht ganz
gut, und plötzlich liebe ich auch dieses Lied.
Ich glaube, dann folgte „Ich werde Dich finden“. Und dazu sagt
er, er möchte jetzt gleich „hochemotionale“ Reaktionen sehen,
und wir sollen Feuerzeuge rausholen und Wunderkerzen und „Waaas?
Haben die euch das abgenommen? Na, so eine Sauerei.“, und dann
legt er los. ... Oh Mann, ich hab die Hand auf dem Herzen, und
seine laute, klare Stimme dringt durch und durch, seine Botschaft
kommt bei mir an. Ich bin zum Glück umgeben von vielen Gleichgesinnten.
... „Wenn ich in den Himmel schau ...“ wir wiegen uns hin- und
her - ... „auch wenn der Weg nicht leicht ist„ ... Lieber Daniel,
wer von uns weiß nicht, wie schwer gerade DEIN Weg ist? Ich hatte
aber schon zuerst gedacht, es ist ein bisschen Kitsch in diesem
Lied, auch ein bisschen überromantisches Übertreiben. Aber jetzt,
wo ich es dich singen sehe und spüre, leibhaftig vorgetragen ...
ich glaub' s dir ja. Tut mir leid, ich glaubs dir ... jetzt, jedes
einzelne Wort. „Felsen und hohe Mauern werd ich für Dich überquern“
ist ein ehrlicher, entschiedener Schwur, und mir wird heiß und
kalt. Träumen wir nicht immer alle immer wieder mal davon, dass
jemand uns so anschaut und es tatsächlich so ernst meint, wenn
er ruft: „Ich werde Dich finden“? Gerade als ich denke, ok, die
Stelle hast Du auch überlebt, singt er genau den Absatz mit den
Felsen und hohen Mauern noch mal, noch mal so tief und mitreißend
- in den eigenen Gefühlsstrudel reißt er mich, in den eigenen
Mix aus Sehnsucht und Schwüren und dem Gefühl, alles dafür tun
zu wollen, diese Sehnsüchte zur Erfüllung zu bringen. Und dann,
am Schluss, steht er ruhig, nicht zerbrochen, sein ernstes, schönes
Gesicht haucht ausdrucksvoll: „Ich werde Dich finden! ... Ich
werde Dich finden!“... Ja, Daniel, du wirst sie/ihn finden. Ja,
bitte, wirst du. Jemand, der zu dir passt, muss sich irgendwann
angezogen fühlen, und auch dieser unsichtbare Faden wird dann
zu dir führen. Wir klatschen wie verrückt, wir trampeln, wir pfeifen,
wir kreischen. Er sagt immer wieder: „Danke. Dankeschön.“ Wir hören nicht
auf zu jubeln. Wir starren uns gegenseitig in die schwimmenden Augen, knuddeln und
stöhnen rum: „Ohhhh, war das schön. Ohhh, war das schön, hammermässig
gut gesungen.“ Und dann gehen wir gleich in Zugabe-Rufe über, die
Musiker wollen gehen, sind schon fast weg, Daniel steht noch da,
sagt was, sie drehen um, setzen sich, ich glaub, „Liebe Nation“
jetzt noch mal. Ich bin froh über das neuerliche Gerocke, wild und
heftig jetzt, das ist genau
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richtig, nachdem ich innerlich jetzt
so aufgewühlt wurde. Es ist eine so geile Stimmung, selbst die beiden
langhaarigen Securities glotzen ein bisschen belämmert aus der Wäsche.
Die drei Gitarristen/Bassisten stehen dicht zusammen und rocken
mit ihren Instrumenten im Gleichtakt vor und zurück, GEIL! (Jetzt
müssten nach meinem Geschmack dazu nur noch ein paar lange Haare
fliegen ...). Auch der „Rebell“ wird beim zweiten Mal noch wilder,
und auch hier bekommen wir Stellen zum Mitsingen. Der ganze Saal
tobt und reißt die Fäuste wild hoch: „Denn ... ich bin ein Rebell.“
Ich bin schon heiser, schreie trotzdem ganz laut, als Daniel die
Hand hebt, mit den Fingern wedelt: „Lauter! Los kommt! LAUTER!“
„Ich bin ein Rebell!!!“ Kreisch ... boah, wie geil!
Foto: Anja+Sandra/www.daniel-fans.de
Schweißüberströmt bin ich, als Daniel sich bedankt und die Autogrammstunde ankündigt,
wir jubeln noch länger rum, ich fand es sehr toll! Ich suche die
verstreuten Sachen zusammen und hocke mich glücklich erschöpft auf
den Hocker mit meiner Jacke. So kann ich noch ein paar Bildchen
machen, ganz von Weitem, wie Daniel sich noch mal unter seine Faniels
mischt, sich knuddeln, fotografieren lässt, unterschreibt, lächelt,
strahlt ... immer weiter ...
Auf der fast zweistündigen Taxifahrt in unser Nachtquartier nach der wunderbar organisierten ASP,
schaue ich in die kalte Nacht, auf die schneebedeckten Felder, kuschle mich in
meinen dicken Schal, und die Frage klingt in mir nach, Daniels Frage:
„Wonach steht Euch der Sinn?“ Ich denke an den Rebellen im Tarot.
Der Rebell im Tarot fordert uns auf Mut zu zeigen, die Verantwortung
für uns, so wie wir sind, zu übernehmen und unsere Wahrheit zu leben
... Das gilt natürlich nicht nur für die Rebellen selbst, sondern
auch für alle, die einem Rebell begegnen ... Ich kenne einen, der
zeigt wirklich Mut, der übernimmt die Verantwortung für sich, so
wie er ist, mit allen Ecken und Kanten und Macken und Marotten ...
in aller Wandelbarkeit und aller Entwicklung, Tief- und Rückschlägen
und Höhen, und ... der lebt seine Wahrheit. Wonach steht Euch der
Sinn? Mir steht der Sinn danach, es ihm gleich zu tun, Mut zu zeigen,
die Verantwortung für mein Leben zu übernehmen und meine Wahrheit
zu leben. Ja, danach steht mir der Sinn.
Bettina Lietz · Fotos: lennah
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