Denn ... ich bin ein Rebell!
Fortsetzung von Seite 4
wieder in die Reihen: „Ist denn niemand bereit?“, und dann seufzt er verzweifelt ein
langes “Ist denn niemand berrrrrreeeeeiiiiit von Euch?“... Wommms, mich hypnotisiert
er damit, und ich bin plötzlich bereit, zu was auch immer. ...
Mann, Daniel, supergut. Ich kann kaum aufhören zu klatschen.
Er erklärt uns, warum er sich manchmal hasst und fragt, ob wir das auch kennen?
Alles Gefühle, bekannte, und der Mut, dazu zu stehen. Klar kennen
wir das. Ich denke an meine eigene Schlechtigkeit. Viele Menschen
schämen sich für ihre Negativität, er nicht. Sie scheint für ihn
genauso dazu zu gehören, wie die positive Energie, und so macht
er aus seinem Hass ein Lied. Ich schüttle mich, schüttle alles,
was man schütteln kann. Ich mochte das Lied nicht so gern auf dem
Album. Er hat es mir durch das Konzert wirklich nahe gebracht, genau wie „Einsamkeit“.
Was ich nicht mehr weiß, ist, wie gesagt, die Liedreihenfolge und wann er
was sagte, aber ich weiß noch, wie stimmungstötend ich die lange
Pause fand. Ganz seltsame softe Musik wurde gespielt, die die Stimmung
in den Keller brachte. Da müssten in der Pause rockige, fetzige
Klänge her, damit der Fluss bleibt. Ich plädiere dringend für die
Ärzte, die Toten Hosen, ACDC u.ä.
Ich weiß nicht mehr, mit was er
nach der Pause begonnen hat, mit „Roboter“? Könnte sein. Auch dieses
Lied gefällt mir live großartig und noch viel besser, als auf der
CD. Ich denke an das Bild des kleinen grauen Roboters mit dem großen
roten Herzen, was mein Sohn Daniel letztens gemalt hat. Und wenn
ich Daniel da oben singen sehe und höre, inbrünstig, die Töne so
klar und laut, durchdringend, da kommt bei mir sein Schmerz an,
keine richtigen Freunde zu haben, vielleicht nie gehabt zu haben.
Da kommt bei mir die alte Vergangenheit hoch, Umzüge, Entwurzelung,
immer wieder und wieder - und er geht aber weiter und weiter, traut
sich immer noch, seine Gefühle zu fühlen, Sehnsüchte, Schmerz, Wut,
sein Herz. Wie genial, dass er alles nun ausdrücken, ausleben kann,
von Innen nach Außen transportieren durch seine Töne, seine Musik.
Und dann lächelt er viel sagend, und die E-Gitarre fetzt los - und
ich fetze los und muss echt ein bisschen aufpassen, nicht vom Podest
zu knallen. Meine nacktem Zehen krallen sich in diese Holzleiste,
die die Begrenzung ausmacht, ich schmeiße meinen Kopf, klammere
mich an die Headbangerin neben mir und wir fuchteln wild durcheinander.
Daniel grinst und rockt auch. ... „Wenn der Tag zu Ende geht, spür
ich ein Kribbeln im Bauch“ ... - mein absolutes Lieblingslied -
„Frei von allem, frei von Grenzen“ das spür ich jetzt auch, es ist
so schön, so auszuflippen, sich so gehen zu lassen ... rrrrrrebelllllieren
... rrrrrrrrrebellliiiieeeren ... denn: ... Ich bin ein Rebell!
Ich finde das Lied so geil, den Text stark, die Töne, einfach super!
... Am liebsten würde ich rebellieren, gegen alles und nichts, vielleicht
auch gegen mich. ... Ja, das kenn ich doch. Ha, sich selbst immer
wieder Beine stellen, rebellieren und zwar GEGEN und gar nicht merken,
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dass man sich selbst beschneidet und die Unfreiheit noch untermauert.
Rebellieren - Kraft hat das, Unbezähmbarkeit und Stärke, Zähigkeit
steckt in der Rebellion und irgendwann ... kann die Rebellion dann
FÜR sein, konstruktiv werden. Nach langem Kampf GEGEN kommt der
Punkt des FÜR, und das ist so schön dann, bejahend, kreativ, kraftvoll
- ein großes JA! Ich wünsche es dir sehr, Daniel , ach was, ich
wünsche nicht mehr, ich bin mir sicher, du gehst und zwar genauso,
wie es für dich stimmt, deinen Weg, dein Tempo, deins einfach ...
- du lieber, kleiner, großer Rebell!
Er sagt, er hat zwei Coversongs heute dabei, und dieses jetzt wäre ein sehr,
sehr persönlich gesungenes Lied, was ihm sehr wichtig wäre. Es ist
„Flugzeuge“, und schon da unterbrechen wir ihn mit Jubeln, Applaus, Kreischen und
auch einem kollektiven Aufstöhnen, schon auf eine
Art ein „Oh, bitte nicht!“. Er singt los, schön und klar, voller
Schmerz, mindestens so schön wie in Eggenfelden. Nie, nie mehr mag
ich Grönemeyers Version. Ich hätte nicht gedacht, dass mir heute
doch noch so unvermittelt eine Träne runter läuft. Ich wische mir
zwei-, dreimal die Augen, und Daniel wischt sich auch eine Träne
ab. So sieht es zumindest einmal aus. „Niemand, der nie da ist,
wenn man ihn am nötigsten braucht!“ das klingt so tief enttäuscht,
so knurrig und tief-aggressiv singt er da. Ich find´s gut so, so
kommt Kraft und Energie an diese wunde Stelle, ein Sich-Wehren.
Ich denk so, vielleicht bist Du nur so kämpferisch jetzt, weil die
Wunde noch blutet. ... „Gib mir mein Herz zurück!“ Wie viele haben
Dir nach Eggenfelden ihr Herz geschenkt! Ich muss schmunzeln, obwohl
meine Augen schwimmen, wieder bin ich bereit, mein Herz zu verschenken
und nicht mehr zurück zu fordern. Eine unbeschreibliche Süße strahlt
Daniel aus, ich finde ihn immer noch unwiderstehlich zauberhaft.
„Warum“ ist auch richtig zum Mitgehen und gefällt mir auch live
noch besser. „Gefühle kann man nicht kontrollierrrrrn, vor allem
nicht bei mir.“ ... und das, Daniel, finde ich, ist genau das Schöne
bei dir. Danke dafür! ... Auch „Der Traum“ ist toll, nur bei „Fußballweltmeisterschaft
gewinnt“, verweigere ich immer noch das Mitsingen. ...
Ein String fliegt auf die Bühne,
und Daniel kichert: „Ein Stringtanga! Jetzt werden wir schon mit
Unterwäsche beworfen.“ Er erzählt, dass er „nichts mehr drunter
hat“ mit süffisantem Lächeln ... Eine sagt, er soll noch einen
Witz erzählen, und da sagt er, er kann nur noch 'nen bayerischen,
aber „den versteht ihr nie im Leben“. Ich finde das so herrlich,
er erzählt ihn trotzdem, und natürlich verstehen wir ihn, er bayert
ein bisschen dabei. Ich liebe das. Ich könnte ihm wirklich auch
viele Stunden lang beim Witze erzählen zuhören und mich unglaublich gut unterhalten fühlen,
besser als von manch einem so genannten Comedian.
Dann spricht er sehr ernst und sehnsuchtsvoll von seinen Gefühlen, spricht von seiner
Einsamkeit. Er erzählt uns, wie traurig er es findet, dass niemand
da ist, wenn er nach Hause kommt. Er wünscht so sehr jemanden, mit
dem er kuscheln kann! Alles raunt: „Och ...“, einige rufen:
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