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Erlebnisberichte 5/19
Februar 2006
Denn ... ich bin ein Rebell!
wieder in die Reihen: „Ist denn niemand bereit?“, und dann seufzt er verzweifelt ein langes “Ist denn niemand berrrrrreeeeeiiiiit von Euch?“... Wommms, mich hypnotisiert er damit, und ich bin plötzlich bereit, zu was auch immer. ... Mann, Daniel, supergut. Ich kann kaum aufhören zu klatschen.
Er erklärt uns, warum er sich manchmal hasst und fragt, ob wir das auch kennen? Alles Gefühle, bekannte, und der Mut, dazu zu stehen. Klar kennen wir das. Ich denke an meine eigene Schlechtigkeit. Viele Menschen schämen sich für ihre Negativität, er nicht. Sie scheint für ihn genauso dazu zu gehören, wie die positive Energie, und so macht er aus seinem Hass ein Lied. Ich schüttle mich, schüttle alles, was man schütteln kann. Ich mochte das Lied nicht so gern auf dem Album. Er hat es mir durch das Konzert wirklich nahe gebracht, genau wie „Einsamkeit“.
Was ich nicht mehr weiß, ist, wie gesagt, die Liedreihenfolge und wann er was sagte, aber ich weiß noch, wie stimmungstötend ich die lange Pause fand. Ganz seltsame softe Musik wurde gespielt, die die Stimmung in den Keller brachte. Da müssten in der Pause rockige, fetzige Klänge her, damit der Fluss bleibt. Ich plädiere dringend für die Ärzte, die Toten Hosen, ACDC u.ä.
Ich weiß nicht mehr, mit was er nach der Pause begonnen hat, mit „Roboter“? Könnte sein. Auch dieses Lied gefällt mir live großartig und noch viel besser, als auf der CD. Ich denke an das Bild des kleinen grauen Roboters mit dem großen roten Herzen, was mein Sohn Daniel letztens gemalt hat. Und wenn ich Daniel da oben singen sehe und höre, inbrünstig, die Töne so klar und laut, durchdringend, da kommt bei mir sein Schmerz an, keine richtigen Freunde zu haben, vielleicht nie gehabt zu haben. Da kommt bei mir die alte Vergangenheit hoch, Umzüge, Entwurzelung, immer wieder und wieder - und er geht aber weiter und weiter, traut sich immer noch, seine Gefühle zu fühlen, Sehnsüchte, Schmerz, Wut, sein Herz. Wie genial, dass er alles nun ausdrücken, ausleben kann, von Innen nach Außen transportieren durch seine Töne, seine Musik.
Und dann lächelt er viel sagend, und die E-Gitarre fetzt los - und ich fetze los und muss echt ein bisschen aufpassen, nicht vom Podest zu knallen. Meine nacktem Zehen krallen sich in diese Holzleiste, die die Begrenzung ausmacht, ich schmeiße meinen Kopf, klammere mich an die Headbangerin neben mir und wir fuchteln wild durcheinander. Daniel grinst und rockt auch. ... „Wenn der Tag zu Ende geht, spür ich ein Kribbeln im Bauch“ ... - mein absolutes Lieblingslied - „Frei von allem, frei von Grenzen“ das spür ich jetzt auch, es ist so schön, so auszuflippen, sich so gehen zu lassen ... rrrrrrebelllllieren ... rrrrrrrrrebellliiiieeeren ... denn: ... Ich bin ein Rebell! Ich finde das Lied so geil, den Text stark, die Töne, einfach super! ... Am liebsten würde ich rebellieren, gegen alles und nichts, vielleicht auch gegen mich. ... Ja, das kenn ich doch. Ha, sich selbst immer wieder Beine stellen, rebellieren und zwar GEGEN und gar nicht merken,
Ich hass mich dass man sich selbst beschneidet und die Unfreiheit noch untermauert. Rebellieren - Kraft hat das, Unbezähmbarkeit und Stärke, Zähigkeit steckt in der Rebellion und irgendwann ... kann die Rebellion dann FÜR sein, konstruktiv werden. Nach langem Kampf GEGEN kommt der Punkt des FÜR, und das ist so schön dann, bejahend, kreativ, kraftvoll - ein großes JA! Ich wünsche es dir sehr, Daniel , ach was, ich wünsche nicht mehr, ich bin mir sicher, du gehst und zwar genauso, wie es für dich stimmt, deinen Weg, dein Tempo, deins einfach ... - du lieber, kleiner, großer Rebell!
Er sagt, er hat zwei Coversongs heute dabei, und dieses jetzt wäre ein sehr, sehr persönlich gesungenes Lied, was ihm sehr wichtig wäre. Es ist „Flugzeuge“, und schon da unterbrechen wir ihn mit  Jubeln, Applaus, Kreischen und auch einem kollektiven Aufstöhnen, schon auf eine Art ein „Oh, bitte nicht!“. Er singt los, schön und klar, voller Schmerz, mindestens so schön wie in Eggenfelden. Nie, nie mehr mag ich Grönemeyers Version. Ich hätte nicht gedacht, dass mir heute doch noch so unvermittelt eine Träne runter läuft. Ich wische mir zwei-, dreimal die Augen, und Daniel wischt sich auch eine Träne ab. So sieht es zumindest einmal aus. „Niemand, der nie da ist, wenn man ihn am nötigsten braucht!“ das klingt so tief enttäuscht, so knurrig und tief-aggressiv singt er da. Ich find´s gut so, so kommt Kraft und Energie an diese wunde Stelle, ein Sich-Wehren. Ich denk so, vielleicht bist Du nur so kämpferisch jetzt, weil die Wunde noch blutet. ... „Gib mir mein Herz zurück!“ Wie viele haben Dir nach Eggenfelden ihr Herz geschenkt! Ich muss schmunzeln, obwohl meine Augen schwimmen, wieder bin ich bereit, mein Herz zu verschenken und nicht mehr zurück zu fordern. Eine unbeschreibliche Süße strahlt Daniel aus, ich finde ihn immer noch unwiderstehlich zauberhaft.
„Warum“ ist auch richtig zum Mitgehen und gefällt mir auch live noch besser. „Gefühle kann man nicht kontrollierrrrrn, vor allem nicht bei mir.“ ... und das, Daniel, finde ich, ist genau das Schöne bei dir. Danke dafür! ... Auch „Der Traum“ ist toll, nur bei „Fußballweltmeisterschaft gewinnt“, verweigere ich immer noch das Mitsingen. ...
Ein String fliegt auf die Bühne, und Daniel kichert: „Ein Stringtanga! Jetzt werden wir schon mit Unterwäsche beworfen.“ Er erzählt, dass er „nichts mehr drunter hat“ mit süffisantem Lächeln ... Eine sagt, er soll noch einen Witz erzählen, und da sagt er, er kann nur noch 'nen bayerischen, aber „den versteht ihr nie im Leben“. Ich finde das so herrlich, er erzählt ihn trotzdem, und natürlich verstehen wir ihn, er bayert ein bisschen dabei. Ich liebe das. Ich könnte ihm wirklich auch viele Stunden lang beim Witze erzählen zuhören und mich unglaublich gut unterhalten fühlen, besser als von manch einem so genannten Comedian.
Dann spricht er sehr ernst und sehnsuchtsvoll von seinen Gefühlen, spricht von seiner Einsamkeit. Er erzählt uns, wie traurig er es findet, dass niemand da ist, wenn er nach Hause kommt. Er wünscht so sehr jemanden, mit dem er kuscheln kann! Alles raunt:  „Och ...“, einige rufen:
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 9 · © 2003 - 2006 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe