Gedanken über Mut
Was verbirgt sich hinter Mut für mich?
Wenn ich an Mut denke, fällt mit zuerst der kleine Mut ein, der mich täglich begleiten will. Diese leise Stimme, die mich bestärkt, meine eigene Meinung zu öffnen, sie rauszulassen auch gegen Angst und Widerstände.
Es ist oft nicht so leicht, auf den Mut zu hören, denn ich habe die Erfahrung gemacht, es ist einfacher auf der allgemeinen Meinungswelle mitzuschwimmen. Dann bleib ich gefahrlos im gleitenden Schutz der Mehrheit. Ich komme scheinbar schmerzfrei davon, wenn da nicht dieses nagende Gefühl in mir wäre, das mir mein Gleichgewicht raubt, das nicht weicht und beständig darauf pocht: „Das bist doch nicht du“!
Wenn der Mut siegt, verlasse ich auf der Stelle die Sicherheit der tragenden Menge und steh alleine da und bin auf mich selbst gestellt. Ich gebe mich preis mit eigenen Gedanken und Emotionen, zeige mich transparent und werde angreifbar. Kann zum Objekt der Konfrontation werden, die dazu verleiten mag, sich an mir zu reiben.
Der Mut hätte keine Chance, wenn da nicht das entscheidend, stärkende Bewusstsein spürbar würde und mir vertrauensvoll sagt: „Du hörst auf deine eigene Stimme, wie schön.“
Jedes Mal, wenn ich mir selbst die Hand reiche und zu mir stehe, erlaube ich dem Mut zu wachsen, der mir hilft autonom und frei zu leben. Ich spüre festen Boden unter den Füßen und den Spaß in mir vibrieren, manchmal auch rebellisch zu sein.
Am meisten begeistert mich der Rebell in Daniel. Ich freue mich unbändig, dass dieser Widerstand und Biss in ihm wohnt, ohne feindselig werden zu müssen, weil er aus der Sicherheit in ihm selbst geboren wurde. Da empfinde ich wie Daniel und diese Verbindung rührt mich immer wieder ganz tief. Und wenn er „Ich bin ein Rebell“ singt, werden alle Lebensgeister, die Unabhängigkeit wollen, neu und stark aktiviert. Hach, ist das fantastisch.
Ich habe für mich erkannt, dass es einen entscheidenden Unterschied gibt zwischen Kampf und Widerstand. Der Kampf ist immer mit Krieg verbunden, es wird hin und her geschlagen, jeder will siegen. Der Kampf kann uferlos und endlos sein und ohne Lösung.
Der Widerstand ist wie ein Fels in der Brandung, er steht unumstößlich.
Er sagt: Ich gehe meinen Weg, ob es dir oder einem lieben Gott gefällt, oder nicht. Lass mich durch, wenn du mich bezwingen willst, musst du mich töten. Der Widerstand kämpft nicht, er ist ein fester Bestandteil. Die Erlaubnis dazu stammt aus der hundertprozentigen Überzeugung des freien Willens. Wenn es sein muss, auch als einzige Stimme gegen den Rest der Welt. Der Widerstand bahnt neue Wege
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Mut zum Sprung ins Publikum. Daniel beim "Stage-Diving" am 27.12.2005 in Berlin/Kesselhaus.
Diese Erkenntnis hat viel mit dem großen Mut gemeinsam. Dieser Mut ist die Kehrseite der Verzweiflung. Es ist der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt und kein Schlupfloch zum Ausweichen. Ich stehe an der Wand und muss mich mir selbst stellen. Zu verlieren hab ich nichts mehr. Da angekommen zu sein setzt viel Erleben voraus. Alle Möglichkeiten hab ich versucht, Wege in alle Richtungen bin ich gegangen, mein Bestes hab ich gegeben, doch alles richtet sich gegen mich. Machtlos und chancenlos fühlt es sich an, was da passiert. Nichts geht mehr – surrender!
Nein, es ist nicht das Ende. Ich bin nur auf meinem persönlichen Grund angekommen. Der Tiefpunkt ist gleichzeitig der Gipfel der Wende. Denn genau an diesem Punkt wird der „Phönix aus der Asche“ geboren. Das Alte losgelassen und ein neuer Widerstand entspringt, der eigenes Leben fördert, schützt und stärkt. Durch den ich fähig werde, mich gegen den Wind zu stellen durch Persönlichkeit und dem klaren Blick Eigenes zu erkennen.
Dann gehen alle Einflüsse von Außen, erst mal durch meinen eigenen Filter. Werden sortiert, durchleuchtet und geprüft. Der Wegweiser dazu wird genährt durch meine innere Stimme, die auch gleichzeitig die Verbindung zum kosmischen Leben ist. Sie leitet und führt mich und ist als brennendes Licht in mir spürbar. Sie transportiert sich weiter bis in meinen Geist, wird dort als Gedanke erkennbar, der mich fähig macht zu handeln.
Ich liebe es, wenn Daniel wie in einem TV Interview sagte:
„Ich höre erst auf zu singen, wenn man mich hier mit Gewalt von der Couch wegträgt!“
Ja, da ist er, dieser Widerstand, der so überzeugend sagt:
Ich lass mich nicht aufhalten!
Da ist es das eigene Feuer, das nur eine Möglichkeit zulässt:
I did it my way! Denn ich gehöre nur mir!
Fortsetzung
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