In Thailand führt er seit Wochen die Charts an – Daniel Küblböck. Seinen vollen Namen kann dort zwar niemand aussprechen, aber seinen Hit „You drive me crazy“ kennt jeder. Nun war Daniel Küblböck für acht Tage zu Gast im Land des Lächelns und wurde dort als der Superstar schlechthin gefeiert. Der Programmdirektor des Thailändischen Senders Channel 5, Paris Atirekanond, sagt ihm eine Karriere in ganz Asien voraus.
Dass Daniel Küblböck in Deutschland so viele Gegner hat, kann sich dort niemand vorstellen.
Und doch ist es so, bei kaum einer Person in Deutschland gehen die Meinungen und Reaktionen so sehr auseinander wie bei Daniel Küblböck.
Seine zahlreichen Fans lieben seine Musik nicht nur, weil er eine außergewöhnliche Stimme hat und weil er die Lieder auf seine eigene Weise interpretiert. Er berührt die Menschen mit seinem Gesang. Er legt all seine Emotionen in seine Stimme, wenn er ein Lied singt und das Publikum hört nicht nur zu, es lebt seine Musik mit ihm. Wenn Daniel gelegentlich mal ein Ton entgleist, stört das niemanden, denn wichtiger als hundertprozentig lupenreine Töne ist, dass ein Lied Seele hat.
Für seine Gegner ist sein Gesang schlichtweg grauenhaft. Ein Sänger muss die Töne treffen, die auf dem Notenblatt stehen. Immer. Und wenn er das nicht tut, sollte er nicht singen.
Seine Fans mögen Daniel für seine Natürlichkeit. Weil er sich gibt, wie er sich in dem Moment auch fühlt. Dafür, dass er den Mut hat, gesellschaftliche Regeln auf Sinn zu hinterfragen und nicht nach ihnen zu leben, wenn sie ihm nicht sinnvoll erscheinen. Sie bewundern, welch reife, weise Aussagen er in so jungem Alter bereits macht und seine „küblböck‘schen“ Satzkreationen dabei machen ihn für sie nur noch liebenswerter.
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Daniels Gegner halten ihn einfach für dumm. Weil er nicht in grammatikalisch perfekt ausformulierten Sätzen spricht. Sie halten ihn für albern, weil er herzhaft lacht, wenn ihm danach ist, egal wo und vor wem er sich gerade befindet. Sie fühlen sich provoziert, weil er sich so gibt, wie er es für richtig hält und nicht, wie es vermeintliche gesellschaftliche Normen vorschreiben.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Was Daniel Küblböck betrifft, ist es damit nicht getan.
Tritt er vor einem Publikum auf, welches nicht zu seiner Zielgruppe gehört, buhen manche oft bereits, bevor er die Bühne überhaupt betritt. Dass Daniels Erfolg beweist, dass es genug Menschen gibt, deren Geschmack er entspricht, hindert seine Gegner nicht daran, ihm auf diese Weise als Mensch und Künstler keinerlei Respekt entgegenzubringen.
Befindet sich Daniel Küblböck in der Öffentlichkeit, werden ihm von Passanten nicht selten Beleidigungen hinterher gerufen.
Ist er zu Gast in einer Fernsehsendung, füllen sich die oft dazugehörigen Internetforen anschließend seitenweise mit Einträgen. Sowohl von Fans, als auch von Gegnern, die Daniel Küblböck zwar schon vorher unmöglich fanden, aber dennoch gerade auf den Auftritt gewartet hatten, anstatt den Fernseher auszuschalten.
Für diesen ihm teilweise entgegenschlagenden Hass, jedoch verbunden mit drängendem Interesse an seiner Person, hat Daniel Küblböck selbst keine richtige Erklärung: „Sie würden niemals weg schauen und das verstehe ich nicht so ganz...“
Um etwas mehr Klarheit in die Frage der Fans „Wie kann man jemanden wie Daniel nur so hassen?“ und in die Frage der Gegner „Wie kann man so jemanden nur gut finden?“ zu bringen, hat „Im Endeffekt“ mit Personen beider Gruppen Interviews geführt.
Nicole Krayer
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