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Aktuelles/Kommentare 2/18
Mai 2006
Konzertblüten
Daniel erzählt vom Tokio Hotel-Konzert in
Nürnberg:

„Also ein Gekreische war da, das könnt ihr euch nicht vorstellen.“
„Was ich mir da gedacht habe, da bin ich ja richtig seriös geworden dage-gen. Wirklich! Ich heute mit Krawatte und Schlips! Auf jeden Fall, meine Damen und Herren, wir machen lieber weiter. Ich erzähl mal wieder nur Scheiße.“
„Das Einzige: das mit der U-Bahn versteh ich nicht ganz. Dass die des da so aufreißen und dann wieder zumachen – und wieder auf. Also das ist für mich ein Rätsel mit der U-Bahn. Ich frag mich, wo fahrt ihr denn da hin? In was für einen Bezirk? Wie weit geht denn das noch hier? Das ist doch nicht zu glauben!“
„Ich bin wirklich ein abso-luter Fan von der Gegend, nur mit der U-Bahn, da müssen wir heute noch reden, mit der U-Bahn. Wie das so zustande kommt?! Aber das bekommen wir noch hin, auch wenn wir den Bür-germeister von Leipzig holen müssen. Ich glaub ich mach ein Lied: 'Die U-Bahn nach nirgendwo'.“
„Ich kann nicht immer 17 sein, auch kommt irgend-wann mal der Bart.“
„Der Bart kratzt über-haupt nicht. Ja, ohne Scheiß. Hebt doch mal einen raus hier. Das wollen wir mal hier testen. Und ich knutsch dich jetzt und dann sag’s doch mal.“
Daniel: „Hat’s gekratzt?“
Fan: „Ne“
Daniel: „Ein Applaus hier.“
Wir sehen uns in Passau!
Bei „Ich gehöre nicht jedem“ fragt Daniel sehr ernst :“Wonach steht euch der Sinn? Der Sinn….der Sinn….der Sinn….“ Wer es zulässt, wird hier zurückgeworfen auf den eigenen Sinn, Lebenssinn, die eigenen Ziele, Pläne, Vorhaben, Selbstverwirklichung. „Macht es Sinn, was Du lebst?“ scheint Daniel zu fragen, wieder die linke Hand am Gürtel, am Bauch. Er lächelt, tänzelt und summt zum Schluss :“Dädäpdädäp“. Dadurch wird alles wieder leicht und locker.
"Rebell" rockt er und springt auf der Bühne herum, schlägt die Hände über dem Kopf zusammen . Auch „denn…ich bin ein Rebell“ wiederholt er zum Schluss so eindringlich und oft, sein Publikum stimmt ein: „ ....der versucht, was anders zu machen.“ Und auch dieser Satz wird zum Mantra, ja, nicht nur Daniel versucht, was anders zu machen……
Foto: Nicky Gruber
Foto: Nicky Gruber
Weich und verletzt zeigt er sich bei „Flugzeuge im Bauch“, hält die geballte, linke Faust auf seinem Herzen, zieht die Augenbrauen hoch, wechselt dann wieder die freie Hand zum Bauch, in dem die Flugzeuge wohl rütteln. Er lässt seine Faniels singen: „Gib mir mein Herz zurück….“ - und schaut fast zärtlich- lauschend ins Volk. An anderen Stellen seines Programms dagegen grunzt er aggressiv: „Klappe!“ oder „RRRuhe!“ in die Menge. Bei „Warum“ fragt er so dramatisch und eindringlich-ernst immer wieder :“Tut es dir jetzt leid?“, dass man sich fragt, ob einem etwas leid tun müsste….Dann wieder scherzt er, flachst und spielt , setzt ein zugeworfenes Kuscheltier ganz vorsichtig und liebevoll auf eine Box und im selben Atemzug kündigt er an, dass es gleich richtig rockig wird und frau aufpassen soll, dass die Stützstrümpfe nicht rutschen. Er steht mit einem zugeworfenen Dildo in der Hand und empört sich ein bisschen gespielt, dass sei eine Frechheit, um sich kurz darauf in einen unschuldigen, sechs Jahre alten Bengel zu verwandeln, der mit sanftem Dackelblick und schief gelegtem Kopf verkündet: „Ich bin klein, mein Herz ist rein, soll niemand drin wohnen als Jesulein.“
Immer wieder taucht er in die unterschiedlichsten Emotionen und Rollen und nimmt sein Publikum mit. Er beantwortet Fragen aus den Zuschauerreihen, amüsiert sich über eine Irokesen-Frisur in der ersten Reihe: “Da kann man ja Käsewürfel aufspießen!“ und ruft immer wieder „Ich liebe Dich auch. Ich liebe euch alle!“ ins Publikum. Es ist schon wirklich etwas Besonderes, wie Daniel und seine Faniels miteinander agieren und sich die Bälle zuwerfen . Das Konzert wird getragen von dieser ganz besonderen Stimmung, die sich in fast vier Jahren des Miteinanders entwickelt hat - Vertrautheit und die Gewissheit, ein gutes Stück Weg zusammen zurückgelegt zu haben, viele Konzerte zusammen erlebt zu haben, viele Situationen geteilt und hartnäckig zueinander gehalten zu haben. Untereinander sind viele Freundschaften gewachsen und all das macht das Besondere und Phänomenale aus. Mancher Witz des Abends hat Insider-Charakter, den nur die Fanilie verstehen kann...So ist es schon fast naheliegend und total passend, dass Daniel nach zwei fetzigen Zugaben und einer tiefen Verbeugung Arm in Arm mit den sympathischen Jungs seiner Band tatsächlich noch zur AfterShowParty in die nebenan liegende X-Point-Halle kommt. Er gehört auch irgendwie wirklich mitten hinein in seine Fans, auch wenn er letztendlich nicht jedem gehört, nur sich selbst…. An jedem Konzertabend teilt er ein Stückchen seinen Lebens mit der FaNilie und wenn er mit ihnen zum krönenden Abschluß noch die gleiche Tanzfläche teilt, ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit wohl kaum mehr zu übertreffen. Beim „Rebell“ steht Daniel tanzend auf seinem Stuhl und die Faniels flippen auf der Tanzfläche aus und singen im Chor: “….der versucht was anders zu machen.“
Als ein wundervoller Abend in Passau sich dem Ende neigt, bleibt das pulsierende Gefühl, dass wir alle weiter versuchen werden, etwas anders zu machen und dass wir uns alle, der Tradition folgend, nächstes Jahr wieder in Passau treffen wollen, mit dem Rebellen natürlich.
Bettina Lietz · Titelfoto: Nicky Gruber
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 10 · © 2003 - 2006 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe