Queer as Folk
Fortsetzung von Seite 2
Verbindungen natürlich auch gibt, zeigt Queer as Folk unzensiert und provokant "schwules" Leben,
Sexualität, gesellschaftliche Ablehnung, Drogen- und Alkohol-probleme
und das oftmals bereits in Vergessenheit geratene Thema AIDS.
Das amerikanische Produzentenduo Cowlip (Ron Cowen und Daniel Lipman)
adaptierten zur Umsetzung der Serie den ursprünglich britischen
Erfolgshit aus dem Jahr 1999. Im prüden England schaffte es Queer as Folk
jedoch nicht lange in den Medien zu überleben. Bereits nach
der ersten Staffel forderten konservative Tageszeitungen und Institutionen
den Boykott der Serie. Cowlip ist es jedoch gelungen, nicht allein
durch die grandiose Besetzung der Charaktere und deren schauspielerischer
Leistungen, die Serie zu einer hochgelobten, erfolgreichen Produktion
zu machen. Auch der Mut der Schauspieler (90% der Besetzung ist
heterosexuell orientiert) im prüden Amerika eine homosexuelle Rolle
einer TV-Serie, mit der man wohl ein Leben lang identifiziert wird,
wird von Kritikern, Fans und selbst Feinden der Serie hoch anerkannt.
Auch deutsche Medien reagierten bisher erfreulich positiv auf den Start der Serie.
Quotenmeter.de: Als ProSieben den Start der US-Serie
Queer as Folk ankündigte, staunten viele nicht schlecht darüber,
denn die Serie dreht sich um fünf schwule Freunde. Anders aber als
in Will & Grace und Absolut relativ ist dies keine Comedyserie,
sondern eine Dramaserie, die ungeschminkt und ehrlich das Leben
in einer Gay-Community aufzeigen soll. Im eher prüden Amerika lief
die Serie allerdings nur auf dem Pay-TV-Sender Showtime.
Spiegel: Mit Queer as Folk und The L-Word starten auf ProSieben zwei
US-Serien, die in ihrer Heimat für reichlich Kontroversen gesorgt
haben: Unverstellter wurde homosexuelle Liebe und gleichgeschlechtlicher
Sex im Fernsehdrama noch nicht thematisiert.
Sprecherin ProSieben: "Vor vier, fünf Jahren hätten wir die Serie wohl noch
nicht gezeigt. Schwule und Lesben sind aber mittlerweile in der
Öffentlichkeit voll akzeptiert. Warum sollten wir sie also im Fernsehen
nicht so zeigen, wie sie sind, wie sie sich selbst sehen? Das ist auch für Heteros interessant."
Und schaut man sich im Internet nach
der Serie um, findet man in Google bereits 7.160.000 Einträge. Da
findet man neben den Websites der TV-Sender bereits unzählige Fanpages,
Foren und sogar in der Online-Enzyklopädie Wikipedia findet man
alles rund um die Sendung und den Cast. Sieht man sich auf den Seiten
einmal genauer um, begegnet man immer wieder den Themen Diskriminierung,
Toleranz und Akzeptanz und fragt sich, ob es im Jahr 2006 wirklich
immer noch eine Rolle spielt, welche sexuellen Vorlieben ein Mensch
hat, damit er in der Gesellschaft
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akzeptiert ist, ob es immer noch sein muss, dass eine TV-Serie über Homosexuelle auf einen Sendeplatz
geschoben wird, an dem es ja nicht allzu viele mitbekommen. Man
fragt sich, warum immer noch mit dem Finger gezeigt wird und ProSieben
nun als "Schwulensender" tituliert wird. Und ob es nicht eigentlich
egal sein sollte, ob ein Mensch homo-, bi- oder heterosexuell ist.
Einer der Haupt-charakter, Michael Novotny (gespielt von Hal Sparks)
sagt in einer Folge: "Being different is what makes us all the same."
"Wir sind alle verschieden – und das haben wir alle gemeinsam."
Schaut man sich die Folgen der Serie Queer as Folk einmal vorurteilsfrei
an, bemerkt man schnell: Die Probleme Homosexueller sind die gleichen,
wie die der Heterosexuellen. Der große Unterschied ist jedoch: Heterosexuelle
müssen sich neben ihren alltäglichen Problemen nicht auch noch mit
Diskriminierung, Anfeindungen und dem Ausschluss aus der Gesellschaft
zurechtfinden und für ihre Gleichberechtigung kämpfen.
Bleibt nun abzuwarten, ob ProSieben auch nach der ersten Staffel weiterhin den Mut findet,
sich als "Schwulensender" bezeichnen zu lassen und auch die zweite,
bereits eingekaufte Staffel ausstrahlen wird oder ob die offensichtlich
immer noch intolerante Gesellschaft ihren Standpunkt gegenüber Homosexuellen
wieder einmal durchsetzen wird.
Nico Lang · Foto: Pro7
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