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Gesellschaft & Medien 4/11
Mai 2006
New York, 27. Juni 1969. Eigentlich ist es eine Nacht wie viele zuvor. Doch in den frühen Morgenstunden zum Samstag ereignet sich etwas, dass noch Jahre später in aller Munde sein wird; einen weltweit bedeutenden Gedenktag nach sich zieht. Eine Minderheit steht auf. Wehrt sich. Die Anhänger der homosexuellen Szene der Christopher Street lehnen sich in dieser Nacht massiv gegen staatliche Willkür und den Polizeiterror, den sie seit Jahren ertragen haben, auf. Die Ausschreitungen in dieser Nacht, die im Szenelokal "Stonewall-Inn" mit einer fast routinemäßigen Razzia beginnen, werden zur Geburtsstunde einer Emanzipations- und Bürgerrechts-bewegung, aus der in den nächsten Jahren eine weltweite politische Massenbewegung wird.
Die "Stonewall-Rebellion" der Homosexuellen im Jahr 1969 dauerte insgesamt nur 45 Minuten und endete äußerst blutig mit mehreren Schwerverletzten und 13 verhafteten Personen. Jedoch ging die Kunde, dass die "Gays" sich zu wehren begonnen hatten, wie ein Lauffeuer durch die Szene. Parolen wie "Support gay power!", "Drag power!", "They invaded our rights", "Gay is good" und immer wieder "Gay Power!" finden sich am Ort des Aufbruchs noch Tage später auf Häuserwänden. Es kommt weiterhin immer wieder zu Ausschreitungen zwischen Schwulen, Lesben und der Polizei. Der Funke, der in jenen Tagen vom Stonewall-Inn auf die Christopher Street übersprang, ging von dort aus um die ganze Welt.
Foto: ColognePride
In Deutschland begann man in den frühen 70er Jahren Straßenumzüge zum Gedenken an das Ereignis der Christopher Street zu veranstalten. Seit Ende der 70er laufen sie offiziell unter der Bezeichnung CSD (Christopher Street Day). Innerhalb der nächsten 20 Jahre entwickelte sich der CSD kontinuierlich. Waren es zu Anfang nur einige hundert Teilnehmer/innen, die gegen
ihre gesellschaftliche Diskriminierung und die Akzeptanz ihrer Lebensform demonstrierten und auch nur wenige Besucher, welche die Straßenumzüge besuchten, hatte sich der Christopher Street Day bereits Mitte der 90er zu einem Großereignis entwickelt. In Köln zum Beispiel reifte eine Community heran, der Kölner Lesben- und Schwulentag, (inzwischen Veranstalter des CSD), die sich zum Ziel setzte, die Umzüge fest zu etablieren. Heute zählt der Kölner CSD nach dem Kölschen Karneval und dem Ringfest sowohl zu den drei größten Veranstaltungen in der Rheinmetropole als auch zum größten Event seiner Art in Europa.
Der Kampf um Anerkennung und Akzeptanz in der Gesellschaft ist über die Jahre hinweg für die Schwulen und Lesbenszene der gleiche geblieben. Die Straßenumzüge spiegeln dabei nicht die Gewalt der Ausschreitungen vom 27. Juni 1969 wieder. Im Gegenteil. Die Teilnehmer/innen möchten mit ihren Umzügen Lebensfreude und Stolz zum Ausdruck bringen. Und jedes Jahr wird auch hier, ähnlich wie in den altbekannten Karnevalsumzügen, ein anderes Thema aufgegriffen, das zur weiteren Etablierung der Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen in unsere Gesellschaft beitragen soll.
Foto: ColognePride
Inzwischen hat sich der CSD europaweit, ja, sogar weltweit manifestiert. Zum europäischen CSD, dem "EuroPride", als auch zum "WorldPride", bewerben sich die einzelnen Metropolen der Länder jedes Jahr um die Ausrichtung der Veranstaltungen. Rund um die Straßenumzügen haben die Veranstalter inzwischen ein großes Rahmenprogramm, bestehend aus politischen Diskussionen, kulturellen Programmen sowie Partys und zahlreiche andere Veranstaltungen geschart.
Unter www.queer.de/gaypride2006 finden sich für alle Interessierten alle deutschlandweiten CSD-Termine.
Nico Lang · Foto: ColognePride
 
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