New York, 27. Juni 1969. Eigentlich ist es eine Nacht wie viele zuvor.
Doch in den frühen Morgenstunden zum Samstag ereignet sich etwas, dass
noch Jahre später in aller Munde sein wird; einen weltweit bedeutenden
Gedenktag nach sich zieht. Eine Minderheit steht auf. Wehrt sich.
Die Anhänger der homosexuellen Szene der Christopher Street lehnen
sich in dieser Nacht massiv gegen staatliche Willkür und den Polizeiterror,
den sie seit Jahren ertragen haben, auf. Die Ausschreitungen in
dieser Nacht, die im Szenelokal "Stonewall-Inn" mit einer fast routinemäßigen
Razzia beginnen, werden zur Geburtsstunde einer Emanzipations- und
Bürgerrechts-bewegung, aus der in den nächsten Jahren eine weltweite
politische Massenbewegung wird.
Die "Stonewall-Rebellion" der Homosexuellen im Jahr 1969 dauerte insgesamt nur 45 Minuten und endete äußerst
blutig mit mehreren Schwerverletzten und 13 verhafteten Personen.
Jedoch ging die Kunde, dass die "Gays" sich zu wehren begonnen hatten,
wie ein Lauffeuer durch die Szene. Parolen wie "Support gay power!",
"Drag power!", "They invaded our rights", "Gay is good" und immer
wieder "Gay Power!" finden sich am Ort des Aufbruchs noch Tage später
auf Häuserwänden. Es kommt weiterhin immer wieder zu Ausschreitungen
zwischen Schwulen, Lesben und der Polizei. Der Funke, der in jenen
Tagen vom Stonewall-Inn auf die Christopher Street übersprang, ging
von dort aus um die ganze Welt.
In Deutschland begann man in den frühen 70er Jahren Straßenumzüge zum Gedenken an das Ereignis der
Christopher Street zu veranstalten. Seit Ende der 70er laufen sie
offiziell unter der Bezeichnung CSD (Christopher Street Day). Innerhalb
der nächsten 20 Jahre entwickelte sich der CSD kontinuierlich. Waren es zu
Anfang nur einige hundert Teilnehmer/innen, die gegen
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ihre gesellschaftliche Diskriminierung und die Akzeptanz ihrer Lebensform
demonstrierten und auch nur wenige Besucher, welche die Straßenumzüge besuchten, hatte
sich der Christopher Street Day bereits Mitte der
90er zu einem Großereignis entwickelt. In Köln zum Beispiel reifte
eine Community heran, der Kölner Lesben- und Schwulentag, (inzwischen
Veranstalter des CSD), die sich zum Ziel setzte, die Umzüge fest
zu etablieren. Heute zählt der Kölner CSD nach dem Kölschen Karneval
und dem Ringfest sowohl zu den drei größten Veranstaltungen in der
Rheinmetropole als auch zum größten Event seiner Art in Europa.
Der Kampf um Anerkennung und Akzeptanz in der Gesellschaft ist über
die Jahre hinweg für die Schwulen und Lesbenszene der gleiche geblieben.
Die Straßenumzüge spiegeln dabei nicht die Gewalt der Ausschreitungen
vom 27. Juni 1969 wieder. Im Gegenteil. Die Teilnehmer/innen möchten
mit ihren Umzügen Lebensfreude und Stolz zum Ausdruck bringen. Und
jedes Jahr wird auch hier, ähnlich wie in den altbekannten Karnevalsumzügen,
ein anderes Thema aufgegriffen, das zur weiteren Etablierung der
Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen in unsere Gesellschaft beitragen soll.
Inzwischen hat sich der CSD europaweit, ja, sogar
weltweit manifestiert. Zum europäischen CSD, dem "EuroPride", als
auch zum "WorldPride", bewerben sich die einzelnen Metropolen der
Länder jedes Jahr um die Ausrichtung der Veranstaltungen. Rund um
die Straßenumzügen haben die Veranstalter inzwischen ein großes
Rahmenprogramm, bestehend aus politischen Diskussionen, kulturellen
Programmen sowie Partys und zahlreiche andere Veranstaltungen geschart.
Unter
www.queer.de/gaypride2006 finden sich für alle Interessierten alle deutschlandweiten CSD-Termine.
Nico Lang · Foto: ColognePride
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