Mein Weg zu Daniel
Fortsetzung von Seite 15
Daniel war mir sicherlich damals schon sympathisch, doch wirklich Ernst nahm
ich ihn nicht. Er schaffte es tatsächlich unter die letzten Zehn,
was aus meiner Sicht nicht auf seinen gesanglichen Fähigkeiten beruhte
sondern auf der Tatsache, dass er ein "lustiger Vogel" war. Ich
gebe offen zu, dass ich Daniel damals genau so sah, wie RTL ihn
dem Fernsehpublikum zu Unrecht verkaufte.
Ich hielt Daniel gesangstechnisch
für den schwächsten Teilnehmer,allerdings fand ich die Buh-Rufe,
die er einstecken musste, ungerecht. Davon einmal abgesehen , käme
Buhen für mich nie in Frage. So etwas tut man einfach nicht. Was
mir gefiel, war Daniels Mut, mit dem er sich dem Publikum entgegenstellte-
ein richtiger Kämpfer. Er hatte den Biss, den man in diesem "Haifischbecken"
benötigte. Er könnte es schaffen. Als Judith ausschied, war ich
erst einmal sehr enttäuscht, doch machte ihr Ausscheiden meinen
Blick für Daniel frei. Immer mehr wurden mir seine Qualitäten bewusst.
Daniels Auftritte begeisterten mich zunehmend. Er gab einfach alles,
wirbelte mit einem Temperament über die Bühne, das Seinesgleichen
sucht- und riss mich mit. Seine Stimme gefiel mir noch immer nicht
wirklich, doch im Grunde genommen war das gar nicht schlimm: Singen
kann man schließlich lernen, Daniel jedoch hatte das "gewisse Etwas",
das in keinem Lehrbuch beschrieben ist. Gegen ihn wirkten technisch
bessere Sänger wie Juliette oder Alexander langweilig und farblos.
Als Daniel mit "My way" bewies, dass er auch bereit war, stimmlich
an sich zu arbeiten, war ich überzeugt: Wenn einer diese Show gewinnen
sollte, dann nur er. So etwas wie ihn hatte ich noch nie zuvor gesehen.
Judith hatte dem Druck nicht stand halten können, doch Daniel boxte
sich durch. Er war einfach grandios- ein begnadeter Künstler mit
dem Willen zum Erfolg.
|
Kurz und gut- Daniel schlich sich in mein
Herz, unbemerkt und von mir lange nicht zur Kenntnis genommen. Als
ich mir bewusst wurde, wie viel ich von ihm hielt, hatte er sich
bereits fest in meinem Herzen verankert. Als es um den Einzug ins
Finale ging, rief ich zum ersten Mal für Daniel an. Ich konnte sein
Ausscheiden genauso wenig verhindern, wie ich zuvor sein Weiterkommen
unterstützt hatte.
Was bleibt? Ich halte Daniel nach wie vor für
einen außerordentlich talentierten Künstler und für einen mutigen
Menschen mit einem großen Herzen. Diese Einschätzung hängt nicht
von irgendwelchen äußeren Faktoren ab: Letztendlich ist Daniels
Frisur und Outfit nebensächlich. Es ist auch nicht entscheidend,
ob er sich männlich oder weiblich gibt oder mit wem er seine Freizeit
verbringt. Alles das ist allein seine Privatangelegenheit. Mein
Urteil hängt auch nicht davon ab, wie oft ich Daniel im Fernsehen
sehe oder seine Konzerte besuche. All das ist letztendlich nebensächlich
und ändert nichts an der Tatsache: Wenn Daniel auf der Bühne steht,
wird etwas von dem sichtbar, was ihn ausmacht: Ein großer Künstler
mit einem wahnsinnigen Talent. Wenn er auftritt, lässt er den Zuschauer
einen Moment in sein Herz blicken.
Seine stimmliche Entwicklung seit DSDS ist enorm. Jeder der eine Video-Aufzeichnung von Daniel
bei DSDS mit seinen heutigen Live-Auftritten vergleicht, wird dies
bestätigen können. Außerdem mag ich seinen Humor und seine Spontanietät.
Daniel bringt mich zum Lachen. Ich bin nicht traurig, wenn ein Konzert
vorüber ist, sondern ich freue mich darüber, dass ich dabei sein konnte.
Daniel wird seinen eigenen Weg gehen und das ist auch gut
so. Was ich mir für Daniel am meisten wünsche, ist, dass er irgendwann
einmal die Anerkennung erfährt, die er schon so lange verdient hat.
Susanne Schulz-Bouchir
|
Meine Schwiegertochter Zèlia ist Brasilianerin. Jedes Jahr fliegt sie mit ihrer
kleinen, deutschen Family über den großen Teich und besucht ihre
alte Heimat. Ab geht’s von Frankfurt nach Sao Paulo. Im gleichen
Moment, indem sie im Flieger sitzt, sind ihre Gedanken und die Seele
bereits vorausgeeilt und Brasilien ist trotz des 12-stündigen Flugs
ganz nahe. Wie jedes Mal ist auch Daniels Musik wieder im Gepäck.
Die Kids bei ihr daheim waren damals schon gleich für Daniel entflammt
und finden den deutschen "Ninjo" aufregend und seine Musik total
cool. "You Drive Me Crazy" ist textsicher. Die Teenies sind mit
ihrem natürlich wilden Temperament ganz locker und aufgeschlossen
und, was das Schönste ist, völlig unvoreingenommen begeistert von
dem Musiker aus Übersee. Das erstaunt mich kein bisschen. Denn weit
weg vom Einfluss der Presse und Medien kann Daniel frei und individuell
empfangen werden mit seiner ganzen Dynamik, dem glüh-
|
enden Zündstoff und der typisch kraftvollen Präsenz seiner Stimme. Daher erreicht
er jeden auf seine eigene Weise, ohne Stimmungsmache von außen und
seine Musik kann zur schwungvollen Triebfeder werden und Fans machen.
So sollte es eigentlich sein, dann stimmt’s ja auch.
Brasilien, das Land der Superlative, ist mit seinen über 8,5 Millionen Quadratkilometern
das fünft größte Land der Erde – 24 Mal größer als Deutschland
und 190.000 Mal größer als Eggenfelden. Als mir diese Dimension
bewusst wurde, konnte ich mich gut hineindenken, was Zèlias Schwester
während ihres Besuchs hier bei uns meinte: "Deutschland sieht
aus wie eine Puppenstube. Es ist sehr schön, hier möchte ich bleiben".
Zèlias Flug endet in Sao Paulo, der größten Stadt Brasiliens mit unvorstellbaren
20,5 Millionen Einwohnern, da ist ja Rio de Janeiro mit seien "verschwindenden"
11 Millionen fast Provinz. Alter Freund!
Fortsetzung
|