Die Welt zu Gast in Deutschland
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30. Juni 2006 – Hamburg: Italien – Ukraine 3:0
Ein Italiener wollte seiner langjährigen, aus der Ukraine stammenden Freundin
an diesem Tag einen Heiratsantrag machen, wenn Italien gewinnen
würde. Und sie gewannen…
4. Juli 2006 – Dortmund: Deutschland – Italien 0:2
Einige deutsche Fußballfans schworen sich nach dem verlorenen Spiel gegen Italien:
"Wir essen ein Jahr lang keine italienischen Gerichte mehr!"
Ob sie ihr Versprechen wirklich wahr machen?
8. Juli 2006 – Stuttgart: Deutschland – Portugal 3:1
Für den dritten Platz passte das Lied "54, 74, 90, 2006" natürlich nicht mehr.
Also schrieben die Fußballfans "Sportfreunde Stiller" kurzerhand
das Lied um und so heißt es nun "54, 74, 90, 2010".
9. Juli 2006 – Berlin: Italien – Frankreich 6:4
Knapp 500000 Fußballfans feierten alleine in Berlin das große Finale zwischen
Italien und Frankreich. Natürlich feierten für die Sieger Italien
auch die Deutschen mit, denn wie in den Wochen zuvor bewiesen diese
echte Gastfreundschaft.
Deutschland hat seinen Traum bei dieser WM zwar vorzeitig ausgeträumt, aber was wäre, wenn es nicht schon
eine neue Weltmeister-Formel geben würde: 1990 + 1974 - 1954 = 2010…
Jasmin De Stefano
Fotos: Christin Litzendorf
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Jobcenter - hier werden Sie geholfen!
Herr M. packte seine Sachen. Sein letzter Arbeitstag war zu Ende, ab morgen
würde er arbeitslos sein. Nicht wegen einer Kündigung - man hatte
ihm einfach nur keinen unbefristeten Arbeitsvertrag gegeben. Jahrelang
gab es lediglich einen Zeitvertrag von der Firma, für 1- 1,5 Jahre
höchstens - nur nicht zu lange! Und irgendwann eben nicht mehr.
Das ist nicht unüblich. Viele Firmen schließen keine dauerhaften
Arbeitsverträge mehr ab, um ihre Mitarbeiter schnell wieder loswerden
zu können und um keine Abfindungen zahlen zu müssen. Da wird auch
schon mal eine ganze Abteilung geschlossen, um sie an anderer Stelle
wieder zu eröffnen - mit billigeren Arbeitskräften.
Herr M. hatte sich pünktlich arbeitslos gemeldet, drei Monate vor Ablauf des Arbeitsvertrages
muss das erledigt sein beim Arbeitsamt - ach nein, das nennt sich
ja jetzt "Jobcenter". Als aber nun die erste Zahlung fällig war,
bekam er einen gehörigen Schrecken: Um eine beachtliche Summe hatte
man sein Geld gekürzt, weil er sich angeblich zu spät arbeitssuchend
gemeldet hatte. Natürlich lässt sich so was ja belegen, das Jobcenter
vermerkt sich selbstverständlich, wann man erschienen ist. Nur wenn
der Antrag auf Arbeitslosengeld vom Jobcenter verschlampt wurde
und man nichts nachweisen kann, dann wird's schwierig. Sehr schwierig!
Dann kommt viel "Papierkrieg" auf einen zu! Zumindest machte es
Herrn M. um eine Erfahrung reicher: Vertraue niemandem! Künftig
würde er sich solche wichtigen Sachen, wie den Zeitpunkt der Arbeitslos-Meldung
belegen und sich von allem eine Kopie geben lassen.
Herr M. durchsuchte nun die Stellenangebote in Zeitungen und im Internet. Schrieb fleißig
Bewerbungen, soweit es überhaupt Angebote gab, die für ihn in Frage
kamen. Und seine Ansprüche schrumpften mit jeder Absage. Dabei waren
die Gründe für die Absagen oft ähnlich: Wer Mitte 40 ist, der ist
ganz einfach zu alt!
Aber es gibt ja noch das Jobcenter!! Die beraten
den Arbeitslosen, haben Angebote, suchen gemeinsam mit ihm nach
Lösungen - das jedenfalls ließe der Name vermuten ... tatsächlich
gab es in dem gesamten Jahr, in welchem Herr M. ALG I empfing, eine
einzige Beratung dieser Art. Diese Beratung dauerte ganze fünf Minuten
und bestand aus ein paar aufmunternden Worten und drei Angeboten
für Zeitarbeit - von denen zwei schon vergeben waren. Nun ja, vielleicht
hatte man wichtigere Dinge zu tun? Z.B. sich mit Herrn M. weiter
zu streiten wegen der angeblich verspäteten Meldung - das ganze
Jahr durch! Wer sich hier keinen Anwalt leisten kann - und das können
Arbeitslose in der Regel nicht - der muss entweder von vornherein
aufgeben, oder aber er hat eine gute Bekannte mit Jurastudium, wie
es glücklicherweise bei Herrn M. der Fall war.
Fortsetzung
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