Emotionen aus dem Himmel
Fortsetzung von Seite 2
etwas ganz besonderes, ein
Lied zum ersten Mal zu hören, noch dazu live. Und wenn man noch
nicht weiß, was einen erwartet. Ich bin total begeistert.
Noch nie war mir jemand so ähnlich, so wie du ...
Noch nie war mir jemand näher, so wie du ...
Denn du bist für mich Liebe ...
Der letzte Song vor der Pause ist "Born in Bavaria". Nichts hält uns mehr an
unseren Plätzen. Erst jetzt wird mir bewusst, dass das Publikum
sehr gesittet ist. Wir klatschen im Takt und singen lauthals mit.
Die Jugendlichen vor mir wissen immer noch nicht so recht, was sie
von alledem halten sollen. Von Daniel und seinen Fans.
Als die Pause beginnt, laufe ich aus
dem Saal heraus. Die Jugendlichen gehen vor mir her, ich bekomme
Wortfetzen mit. Sie wundern sich darüber, dass das alles neue Lieder
sind und fragen sich, wo denn die ganzen alten Hits wie "You drive
me crazy" sind. Ich muss lachen und gehe schnell vorbei. Zurück
im Saal, unterhalte mich ein wenig mit anderen Faniels. Dann geht
es auch bald schon wieder weiter. Die erste Reihe ist jetzt noch
leerer als vor der Pause, die Jugendlichen sind nicht mehr da.
Es geht mit "Liebe Nation" los. Mir gefällt besonders der Anfang gut und
vor allem die Umsetzung durch die Instrumente. Das Lied ist langsamer
als sonst, hört sich gut an, passend zum Unplugged. Danach folgt
"Aliens". Daniel sagt, dass es schwer war, dieses Lied unplugged
umzusetzen, da es normalerweise mit viel Technik gemacht ist. Ich
kann es mir auch kaum vorstellen, wie sich das anhören soll. Es
klingt ein bisschen jazzig, ich mag das.
Ich düse mit den Aliens durch Raum und Zeit ...
Ich weiß nicht, wohin ...
Weiter geht es mit "Unchained melody". Viele hatten sich dieses Lied für Haag gewünscht
und ich kann mich noch gut an die Enttäuschung erinnern, als es
nicht gespielt wurde. Und jetzt kommt es so unvermittelt und plötzlich.
Kein Vergleich zu allen Malen, an denen er dieses Lied schon live
gesungen hat. Es ist wieder Gänsehautfeeling angesagt, ja, er lebt
seine Töne. Und wie er sie lebt! Schade, dass die Jugendlichen aus
der ersten Reihe nun nicht mehr da sind, denn jetzt folgt "You drive
me crazy". Das Publikum steht wieder auf und singt mit. Die Version
ist auch wieder jazzig angehaucht und wie alle diese jazzig angehauchten
Lieder hat mir das sehr gut gefallen. Dieses Lied ist für mich so
zeitlos. Kaum vorzustellen, dass Daniel damals der selbe Mensch
war wie heute. Danach "Your song", ich bin wieder zu Tränen gerührt.
Das sind wahre Emotionen direkt aus dem Himmel. Ich kann meine Gedanken
kaum ordnen, weiß nicht, was ich denken soll. Möchte gleichzeitig
weinen und lachen, weil es so schön ist. Ich möchte für immer hier
sitzen und zuhören. Hier gehöre ich jetzt hin, hier und nirgendwo anders.
It´s a little bit funny this feeling inside ...
Nach dem Lied kommt superschön "Der Traum", hier gefällt mir auch besonders
die Umsetzung mit den
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Instrumenten sehr gut. Ich finde, dieses Lied
wird immer besser. Irgendwie spüre ich einen Hauch von Märchen,
die Querflöte bestärkt dieses Gefühl, dass man sich gerade mittendrin
befindet. Mitten in einem Traum, aus dem man nie mehr aufwachen
möchte. Dann kommt "Ich werde dich finden". Daniel singt das Lied
mit so viel Gefühl wie noch nie. Es folgt eine Ankündigung, zu der
Daniel erzählt, dass er gerne skaten geht und das nächste Lied geschrieben
hat, als er noch kleiner war. Dann beginnt er "Skating in the wind"
zu singen. Irgendwie höre ich das Lied heute ganz neu, mit ganz anderen Ohren.
Skating in the wind, skating in the sun ...
The sea reflects the sky while I´m passing by ...
Danach kommt die Bandvorstellung. Zuerst Daniels Gitarrenlehrer, der ihn auf
der Gitarre begleitet. Daniel erzählt, dass es nicht immer leicht
war und die beiden sich wirklich zusammenraufen mussten. Ich beobachte
den Umgang der zwei miteinander und finde es schön zu sehen, dass
so viel Vertrauen zwischen den beiden zu herrschen scheint. Es
werden dann auch die anderen Musiker vorgestellt. Am Schluss die
Backgroundsänger. Christina, die nur drei Tage Zeit hatte, die
ganzen Texte zu lernen und Rob, der ein Mann mit Schwung ist,
wie Daniel erzählt. Insgesamt habe ich ein sehr positives Gefühl,
was diese neue Zusammensetzung angeht. So verschieden und doch
so vereint und imstande, etwas wahnsinnig Tolles zu leisten.
Weiter geht es mit einem weiteren neuen Song von Daniel, der "Fliegen"
heisst. Daniel begleitet sich auch hier wieder mit der Gitarre.
Ich schlucke, der Text berührt mich. Doch scheint alles viel zu
viel zu sein, um direkt nach dem ersten Mal hören zu behalten.
Wieder kämpfe ich mit den Tränen, die kommen wollen, aber nicht können.
Ich musste lernen um zu fliegen, um in dieser Welt zu überstehn ...
Ich musste lernen um zu fliegen, um nicht alleine im Dunkeln zu stehn ...
Zugaberufe ertönen, als Daniel und die Band die Bühne verlassen.
Wir wollen jetzt noch nicht gehen. Irgendwann
kommt Daniel wieder und kündigt ein Kinderlied an mit den Worten,
dass man die eigene Kindheit auch nicht vergessen darf. Er singt
mit Christina zusammen im Duett. Ich kenne dieses Lied noch nicht,
aber es klingt leicht und schwungvoll. Das endgültig letzte Lied
ist "You´ve got a friend", das Daniel zusammen mit Rob im Duett
singt. Daniel singt so wunderschön, ein letztes Mal heute. Ich
bin gerührt und spüre, gleich müssen wir gehen. Ich bin überwältigt
von all den Emotionen, die in mir ausgelöst werden können durch
nur ein einziges Konzert.
Auf dem Nachhauseweg kann ich mich nur
schwer auf den Verkehr konzentrieren, möchte nicht Kilometer um
Kilometer mich von diesem Ort des Glücks entfernen müssen. Immer
wieder heißt es Abschied nehmen.
Doch immer, wenn ich nach Hause fahr, ist das Glück vorbei ...
Immer, wenn ich ohne dich bin, ist das Kribbeln weg ...
Text: Julia Mühlens · Foto: Karin Tamcke
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