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Gesellschaft & Medien 6/6
Juni 2007
Die Welt verändern
Social Entrepreneurs und die Kraft neuer Ideen
Unter anderem der Aufbau und die Funktion der Grameen Bank des letztjährigen Friedensnobelpreis-trägers Muhammad Yunus wird in dem Buch "Die Welt verändern" von David Bornstein beschrieben.
"Die Welt verändern" handelt von Menschen, die soziale Probleme in großem Maßstab lösen. Die meisten von ihnen sind nicht berühmt. Sie sind weder Politiker noch Industrielle. Es gibt Ärzte, Anwälte und Ingenieure unter ihnen. Andere sind Unternehmensberater, Sozialarbeiter, Lehrer und Journalisten. Wieder andere haben als Eltern angefangen. Man findet sie über den ganzen Globus verstreut - in Bangladesch, Brasilien, Ungarn, Polen, Südafrika und den Vereinigten Staaten. Gemeinsam ist ihnen die Rolle der Sozialen Neuerer, der Social Entrepreneurs. Sie haben zündende Ideen, wie sie das Leben vieler Menschen verbessern können, und sie haben diese Ideen in Großstädten, Ländern und manchmal sogar weltweit verwirklicht.
In unseren Medien hört und liest man von ihnen leider viel zu selten, wenn überhaupt. Einzig Mohammad Yunus, dem im Dezember 2006 für sein Werk der Friedensnobelpreis verliehen wurde, schaffte es in die Gazetten dieser Welt. Worin genau das Besondere seiner Tätigkeit bestand, wissen jedoch die wenigsten. Yunus ist ein Wirtschaftswissenschaftler aus Bangladesh, der sich schon vor fast 40 Jahren tatkräftig für die Schaffung eines unabhängigen Staates Bangladesh einsetzte. Yunus als die treibende Kraft verfasste zusammen mit Freunden Texte für die Weltöffentlichkeit und organisierte Demonstrationen, immer in dem Bewusstsein, es für die hungerleidenden Menschen in seinem Land zu tun. Bangladesh erlangte schließlich 1971 seine Unabhängigkeit.
1983 gründete Yunus die Grameen Bank. Nach einer großen Hungersnot in Bangladesch suchte Yunus seit 1976 nach einer Lösung, um die Situation der Armen in dem Land zu verbessern. Seine Beobachtungen zeigten, dass die armen Menschen für ihren wirtschaftlichen Erfolg nur ein kleines Kapital brauchten, um Materialien oder Rohstoffe für ihr Handwerk zu erwerben. Da sie aber Kredite nur von Geldverleihern mit Wucherzinsen aufnehmen konnten oder von ihren Rohstofflieferanten abhängig waren, erwirtschafteten die ärmsten Menschen trotz harter Arbeit kaum einen Gewinn. Die großen Banken waren aufgrund fehlender Sicherheiten nicht bereit, armen Menschen Kredite zu gewähren.
Yunus begann damit, zunächst sein eigenes Geld zu verleihen. Mit Erfolg: Es wurde ihm zurückgezahlt! Daraufhin begann er ein System zu entwickeln, welches die Kreditnehmer durch persönliche Bindung an die Rückzahlung ihrer geliehenen Gelder band. So wurden in Dörfern Kredite nur angeboten, wenn kleine Gruppen von Dorfmitgliedern dazu bereit waren füreinander zu bürgen. Hatte die erste Gruppe ihren Kredit eine Weile lang regelmäßig zurück gezahlt, erhielt die nächste Gruppe
ihren Kredit. So war eine pünktliche, regelmäßige Rückzahlung der Kreditraten im Sinne aller gewährleistet, was zudem noch die Dorfgemeinschaft stärkte. Yunus erreichte auf diesem Weg, dass über 90 Prozent seiner Kredite zurück gezahlt wurde. Bedingungen zur Kreditvergabe stellte er übrigens zwei: Der Antragsteller musste genau definieren, was er mit diesem Geld anfangen wollte – und der Erwerb von Fernsehgeräten war verboten.
Das Konzept und der Erfolg der Grameen Bank stellt sich heute folgendermaßen dar:
Im August 2006 hatte die Bank nach eigenen Angaben 6,61 Millionen Kreditnehmer, davon 97 % Frauen. Die Gesamtsumme des bisher verliehenen Geldes beläuft sich auf über 2,75 Milliarden Dollar. Die Bank unterhält 2.226 Zweigstellen mit 18.795 Mitarbeitern, die über 70 % (71.371) der Dörfer in Bangladesch betreuen. 98,85 % der vergebenen Kredite werden wieder zurückgezahlt. Seit 1995 bedarf die Bank keinerlei Finanzhilfen von außen mehr, die Einnahmen stammen komplett aus den Kreditrückzahlungen, welche von den Kreditnehmern selber betreut werden. Somit befindet sich die Bank zu 90 % im Besitz der Kunden, zu 10 % im Besitz des Staates. Das Konzept der Bank wird heute in 60 Entwicklungsländern angewandt.
(Quelle: Wikipedia.de)
Muhammad Yunus ist nur eines der vielen faszinierenden Einzelbeispiele für soziales Engagement, welches der kanadische Autor David Bornstein in seinem Buch zu einem überraschenden Gesamtbild verknüpft: Einer der weltweit am schnellsten wachsenden Sektoren ist die Zivilgesellschaft, ein nicht staatlicher und nicht privatwirtschaftlicher Bereich. Faktoren wie die internationale Vernetzung, die Globalisierung, die weltweit ansteigenden Chancen für Bildung, sie alle tragen dazu bei, dass sich rund um den Globus immer mehr Menschen dafür einsetzen, die Lebensverhältnisse ihrer Mitmenschen zu verbessern.
Foto: Amazon
Foto: Amazon
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: (978)3608944112
2.Aufl. Februar 2006
Fünf Jahre lang hat David Bornstein recherchiert und Gespräche mit sozialen Unternehmen und mit Sozialunternehmen auf der ganzen Welt geführt. Herausgekommen ist ein Bericht, der zum Nachdenken anregt und zum eigenen Engagement. Und eine Aufforderung, durch diese, unsere Welt mit weit geöffneten Augen zu gehen - egal, wo wir uns auf diesem, unseren Planeten gerade befinden.
Text: Corinna Kahl
 
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