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November 2007
Interview mit DJ Woelckchen von countrymusic24.com.
IE: Wie groß schätzt du die deutsche Countryszene bzw. ist eine deutliche Fansteigerung in den letzten Jahren bemerkbar?
Foto: Birgit Walter alias DJ Woelckchen DJ Woelckchen: Fangen wir mit dem zweiten Teil der Frage an. Es gibt eine Verlagerung der Countryszene, d.h. es gibt zum einen die Countryfans, die die Musik lieben und es gibt die Fans, die gerne Line-Dancen. Wobei sich bei dem Line-Dance die Countrymusic mit Popmusik mischt. Eine Steigerung der Fangemeinde kann man demnach nicht explizit festellen, da sich die Line-Dancer mit den Country-Liebhabern mischen. Es ist aber festzustellen, dass es in den letzten zwei, drei Jahren auch immer wieder Countrysongs in den Medien für Werbezwecke genutzt werden und dass wir im letzten Jahr mit Texas Lightning offensichtlich einen kleinen Aufschwung erzielen konnten. Der erste Teil der Frage ist natürlich schwerer zu beantworten.
IE: Vielleicht sollte ich die Frage etwas umformulieren. Glaubst du, dass es sich für Countrystars (Topstars wie Faith Hill oder Shania Twain mal ausgenommen) lohnt in Deutschland zu touren oder fehlt da doch die entsprechend große Fangemeinde?
DJ Woelckchen: Ich denke schon, dass es sich lohnen würde, wenn die entsprechende Werbung durch den Veranstalter an den richtigen Stellen gemacht würde. Ich möchte ein aktuelles Beispiel nennen: Mark Knopfler war am 10.09.2007 in Berlin. Es waren 150 Leute dort. Es hat keiner aus der Countryszene, oder sagen wir, kaum jemand etwas davon gewusst, weil eben keine entsprechende Werbung in den einschlägigen Medien gemacht wurde. So wurde von dem Konzert am gestrigen Tage durch einen Newsletter durch das deutsche Mark Knopfler Team berichtet. Und solange diese Werbung nicht läuft, lohnt es sich auch nicht für einen US-Star oder ähnliches hier auf Tour zu gehen. Es gibt mehrere Countryfachzeitschriften, genauso wie es in fast jedem großen Sender eine wöchentliche Countrysendung gibt, wo man entsprechende Werbung machen könnte. Aber das wird halt von den meisten Veranstaltern sträflich vernachlässigt. Also die Fangemeinde fehlt nicht, sondern das Manko liegt an der Bekanntmachung.
IE Gibt es ein Country-Mekka in Deutschland? Quasi das Gegenstück zu Nashville?
DJ Woelckchen: Ich denke, es gibt sehr verschiedene Countryszenen in Deutschland. Hier in Berlin und Brandenburg boomt halt mehr der Line-Dance und beispielsweise im Süden Deutschlands, wie z.B. bei den Country- & Westernfriends Koetz, boomt mehr die Bluegrass-Musik bzw. Musik zum Zuhören und Tanzen. Des weiteren gibt es noch eine Hobbyistenszene, die ihre eigenen Feste veranstaltet und sich eigentlich etwas von der Countryszene distanziert. Die Countrymusic ist halt sehr breit gefächert und demnach auch stark verlagert in verschiedene Richtungen. Ein Gegenstück zu Nashville, um auf deine Frage zurückzukommen, gibt es glaube ich
nicht. Da in den USA die Countrymusic einen ganz anderen Stellenwert hat. Sie wird dort schon alleine in den öffentlich-rechtlichen Sendern gespielt. Wenn es überhaupt in Deutschland so etwas wie ein Mekka gibt, dann könnte man höchstens die Countrymusicmessen so bezeichnen.
IE: Gibt es regelmäßige Countryfestivals in Deutschland, wo sich auch ein Großteil der Szene trifft?
DJ Woelckchen: Ja, es gibt sehr viele Countryfestivals in Deutschland. Es gibt kleinere und es gibt natürlich auch die großen Festivals, wie beispielsweise das Festival des Country & Dance Club Prignitz in Wittenberge zu Pfingsten, Geiselwind, bei den Country & Western Friends Koetz usw. und ganz besonders nicht zu vergessen die beiden Countrymessen, die jährlich im Februar und November stattfinden.
IE: Welche Countrystile sind in Deutschland besonders beliebt?
DJ Woelckchen: Ich denke in Deutschland ist zum einen der Bluegrass, Cajun und Tex Mex sehr beliebt, aber auch die Oldtime-countrymusic wird sehr gerne gehört. Nicht zu vergessen der Newcountry wie Toby Keith, Montgomery Gentry, Brad Paisley and so on. Auch gibt es eine relativ große Fangemeinde deutschsprachiger Countrymusic. Garth Brooks ist mit Sicherheit einer der beliebtesten Countrystars in der Countrymusicszene sowie auch Alan Jackson.
IE: Du hast ja schon Countrymagazine angesprochen. Was für Informationsmöglichkeiten gibt es denn in Deutschland für Fans bzw. wie wichtig ist die Plattform "Internet" für die Countryszene und natürlich auch deren Musiker?
DJ Woelckchen: Fangen wir mit dem Printmagazinen an: die größte Fachzeitschrift, die auch schon seit ca. 20 Jahren existiert und überregional erscheint, ist die "Western Mail", die sowohl für Fans als auch für Musiker, Veranstalter und sonstige geeignet ist. Es gibt ferner weitere kleine regionale Zeitschriften. Das Internet ist in der heutigen Zeit mittlerweile ein Muß, ohne das man wahrscheinlich kaum noch kann. Es gibt dort diverse Countryportale, wo sich sowohl Fans als auch Künstler als auch Veranstalter über die Countryszene umfangreich informieren können. Die Plattform Internet halte ich für eine sehr sehr wichtige Informationsquelle, da diese global ist. Als Künstler würde ich sowohl in der Western Mail als auch im Internet mich informieren und ggf. die Werbung schalten. Des weiteren gibt es ja auch uns, www.countrymusic24.com. Wir sind der einzige Country-Internetradiosender in Deutschland. Also das Medium Internetradio, womit man gezielt die Countryfans anspricht.
IE: Wie steht euer Webradio bzw. eure Radiocommunity zu bekannten "Countrypoppern" wie Shania Twain oder Faith Hill? Spielt ihr die allgemein, nur die country-lastigen Songs oder gar nicht?
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 14· © 2003 - 2007 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe