And now the end is near
Fortsetzung von Seite 4
Bald darauf gehen wir wieder in den Saal und die Vorspeise steht
auf den Tischen. Ich picke nur ein paar Tomaten raus, da ich generell
keinen Salat esse. Als Hauptgang gibt es später Putensteak mit Reis
und Gemüse. Anschließend schnell nochmal ins Foyer flitzen, bis
uns jemand rein ruft, dass es gleich losgehen soll. Vor lauter Essen
und dieser ungewohnten Situation hätte ich das Wichtigste beinahe
vergessen...
Wieder startet Daniel mit "The lady is a tramp". Er
wirkt immer noch sehr erkältet, aber trotzdem glücklich und zufrieden,
total im Einklang mit sich selbst. Sein Lachen kann er gleich zu
Beginn nicht unterdrücken ... es ist immer wieder so schön, dieses
Strahlen zu sehen! Es folgte "All of me", welches ich auch sehr
schön finde und "Good time". Das Publikum scheint mir heute sehr
zurückhaltend zu sein, alle sitzen brav an ihren Plätzen und scheinen
zusammen mit Daniel in einer völlig anderen Welt zu sein. Daniel
kündigt "Entflammte Freundschaft" an und erzählt, dass dieses Lied
auf das neue Album kommt. Ich hoffe wirklich, dass er dieses Lied
durchbringt, denn für mich ist das ein wahnsinnig schöner Song,
den ich immer und immer wieder hören möchte. Bei "I've got you under
my skin" kommt eine Kellnerin in den Saal und bleibt in der Tür
stehen. Ich frage mich, was sie wohl denkt über Daniel und über
uns, über den Rahmen, in dem das Konzert stattfindet. Scheinbar
gefällt es ihr, denn sie bleibt für mehrere Lieder dort an ihrem
Platz stehen. "Unchained melody" hat Daniel total gefühlvoll gesungen
und am Schluss ohne Instrumentalbegleitung wunderschön weiter gesungen.
Gänsehautfeeling pur. Daraufhin folgt "As time goes by", ebenfalls
wieder super interpretiert. Während des Liedes merke ich, dass man
dabei so völlig loslassen kann. Einfach die Musik und den Gesang
genießen und gleichzeitig nachdenken über die Dinge, die einem im
Kopf herumspuken.
Danach erzählt uns Daniel, dass es gleich in der
Pause Erdbeeren als Dessert geben wird und meint, er hätte schon
probiert. Im gleichen Atemzug sagt er: "Mein Bauch wächst und wächst..."
Ach Daniel, du bist gut so, wie du bist!! Ich wusste, dass nun "You
drive me crazy" kommen sollte. Deshalb bin ich erst etwas verwundert,
als Daniel meint, es würde ein Lied kommen, welches wir bestimmt
alle nicht kennen. Am Schluss haben wir mit Daniel zusammen weiter
gesungen. Nach dem Lied meint Daniel plötzlich ganz erschrocken
zu dem Trompeter: "Iiiiiih, was machst du denn da?" und stellt entsetzt
fest, dass Wasser auf den Boden tropft. Der Trompeter erklärt ihm,
dass er die Trompete entleeren muss und Daniel ruft sogar nach einem
Eimer, denn "sonst haben wir gleich eine Überschwemmung hier".
Das letzte Lied vor der Pause ist "Cheek to cheek". Daniel erzählt wieder,
dass er Ella Fitzgerald zuerst für einen Mann gehalten hat und erklärt uns,
dass Gerald ja ein Männername sei, deshalb wäre er gar nicht erst auf die Idee
gekommen, es könnte sich um eine Frau handeln.
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So so: FitzGERALD sollte also ein Mann sein - logisch, oder? Ich würde wirklich gerne einmal Daniels manchmal
doch recht merkwürdigen Gedankengängen folgen können. Das Lied ist jedenfalls
ein totaler Ohrwurm. Heaven, I'm in heaven... ja, ich fühle mich auch wie im Himmel.
Als ich vom Tisch aufstehen und rausgehen will, seh ich die fragenden Gesichter
der Leute vom Kamerateam, die hinten neben Daniels Familie saßen
und denke mir: die wissen wahrscheinlich auch noch nicht, was sie
von all' dem halten sollen. Ich würde auch gerne einmal alles als
völliger Neutraler erleben und wüsste gerne, wie das alles wirkt,
wenn man komplett unbeteiligt das Konzert miterleben kann.
Kurz danach wird das Dessert serviert. Sieht total lecker aus und schmeckt
super gut. Weißes Schokoladenmousse mit marinierten Erdbeeren. Mhmmm...
davon könnte ich mehrere Portionen essen.
Als Daniel säter wieder die Bühne betritt, sagt er ganz stolz, bezogen auf
den Dessert: "Habe ich selbst gemacht..." Manchmal könnte ich mich
wegschmeißen vor lachen bei dieser ganzen Situationskomik. Es geht
mit "Sunny" weiter. Für mich eines der Lieder im Jazz Programm,
von denen ich von Anfang an am meisten überrascht bin. Ich finde
es wirklich super, könnte stundenlang diesem Sound zuhören, gemischt
mit Daniels Stimme. Anschließend kommt "The girl from Ipanema" und
"Fliegen", bei welchem Daniel sich selbst auf der Gitarre begleitet.
Nach dem letzten Ton ertönt lauter Applaus, wir stehen auf und klatschen
immer weiter. Soviel Jubel für Daniel, für diesen Song. Er strahlt
stolz ins Publikum, fängt dann selbst nochmal an, eine Strophe zu
singen. Dann möchte er mit uns zusammen singen, was mehr oder weniger
gut klappt. Ich bin so begeistert in diesem Moment, völlig überwältigt
von der Situation. So dürfte es in diesem Moment allen Menschen
im Saal ergangen sein. Daniel setzt noch eins drauf, passend zur
Stimmung sagt er spontan, dass er für uns jetzt "Stand by me" singen
wird. Mit Jazz hat das schon alles nichts mehr zu tun, aber Daniels
Musik reicht um glücklich zu sein in diesem Moment. Wir singen mit
Daniel mit, und ich wünsche mir, dass dieser Moment nie zuende geht.
Bei "Somewhere over the rainbow" übernimmt Manuela den ersten Teil
des Liedes. Nicht wirklich nach meinem Geschmack, ich kann dieser
Stimme und ihrem Gesang nicht viel abgewinnen, aber Daniel macht
alles wieder gut. Wir hören den wunderschönen Klängen zu... Anschließend
folgt "Mack the Knife", Daniel erzählt, dass der deutsche Titel
"Ein Haifisch, der hat Zähne" heißt. Auch ein Lied, welches ich
total schön finde. Mittendrin wagt sich Daniel zum ersten Mal ins
Publikum, tanzt Fans an, läuft um die Tische. Der Saal tobt, es
hält niemanden mehr auf dem Stuhl. Einem Fan wischt er mit seiner
Krawatte durchs Gesicht, einem anderen Fan hängt er die Krawatte
kurzerhand um. Danach erzählt er uns zum wiederholten Male, dass
ihm heiß ist und dass er schwitzt. Dann fragt er, wer hier diese
Wärme ausstrahlt. Vielleicht sollte er mal bei sich selbst anfangen...
Fortsetzung
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