Kurzberichte von neutralen Konzertbesuchern
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Das aktuelle Programm hat mir sehr gut gefallen, besonders wie meine beiden Texte umgesetzt wurden. Da ich diese vorher noch nicht gehört hatte, war ich sehr gespannt, was Daniel daraus gemacht hatte.
Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Ich hatte an diesem Abend meine Tochter dabei, die von Daniels Performance begeistert war. |
Wie viele andere kannte sie ihn nur aus "Deutschland sucht den Superstar".
Schade nur, dass er "Show me the Fire" nicht mehr im Programm hatte. Es ist nach wie vor mein Lieblingstitel und meine Tochter war auch ganz gespannt.
Da er aber immer für Überraschungen gut ist, war das auch so in Ordnung. Es gibt ja schließlich die DVD.
Text: Alfred Schüch
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Als mich meine Freundin fragte, ob ich Interesse an einem Daniel Küblböck-Konzert hätte, schmunzelte ich in mich hinein und sofort sah ich vor meinem geistigen Auge die legendären Bilder aus DSDS.
Der kleine Kerl mit der Gitarre, der stimmlich zwar etwas gewöhnungsbedürftig war, aber vor Selbstbewusstsein nur so strotzte.
Jahre später sah ich ihn dann mal wieder im Fernsehen. Verbunden mit einer kleinen Home-Story gab es auch Ausschnitte aus einem seiner Konzerte. Ja, das klang doch schon ganz anders als damals. Ich habe es registriert und bis zu diesem Tag auch nicht mehr weiter daran gedacht.
Doch irgendwann wurde es dann ernst. Cora hatte zwei Karten für das Konzert in Berlin gewonnen und für die ASP waren wir sowieso schon angemeldet.
Das ganze sollte mit einem tollen Stadtbummel verbunden werden.
Nun erzählt mal euren Kollegen, dass ihr am Wochenende zu einem Küblböck-Konzert geht. Ein mitleidiges Lächeln ist da noch das Harmloseste, was man ernten kann. Und trotzdem!
Ich stand dazu. Hauptsache es macht Spaß, war meine Devise.
Und so wurde es dann Samstag. Wir trafen uns am Hauptbahnhof mit einem weiteren Küblböck-Fan, alle irgendwie in freudiger Aufregung.
Auf ging es zum Bahnhof Zoo, Gedächtniskirche gucken, dann eine kleine Rundfahrt mit dem 100er Bus bis zum Brandenburger Tor. Berliner Luft schnuppern, Sehenswürdigkeiten mit den Augen aufsaugen.
Diese Stadt ist meine Stadt, nach vielen Jahren auch irgendwie Heimat und doch sieht man als Berliner weitaus weniger von der Stadt als Touristen aus Moskau, Tokio, England oder Kleinmöllendorf kurz hinter Hintertupfingen.
Der Pariser Platz, mit seinen Musikern und Kleindarstellern, Kutschen und Velocars.
Vor 25 Jahren war an dieser Stelle nichts, nur grauer Beton, bewacht von finster drein blickenden Soldaten. Hinter einem Absperrgitter war für uns damals die Welt zu Ende.
Gleich hinter dem Brandenburger Tor zog sich eine graue Mauer durch die Stadt. Die Leute die von dieser Seite aus am Brandenburger Tor standen, hatten ganz andere Gedanken, als das Tor als schön zu empfinden. Es war die Gewissheit, nie an der Siegessäule zu stehen, auf die man trotz Mauer einen Blick erhaschen konnte. Die Menschen im Westteil der Stadt aßen alle Duplo und an ihren
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Fenstern hingen ADO-Gardinen. Genau so stellte ich mir den anderen Teil der Stadt vor. Meine Gedanken konnten damals jede Mauer überwinden, mir selbst sollte dies jedoch auf Ewig verwehrt bleiben. Dachte ich zumindest. Hätten die Menschen gewusst, was einige Jahre später passieren würde, hätten wohl viele mit einem Schmunzeln an der Mauer hinter dem Brandenburger Tor vor der Absperrung gestanden.
Und genau diese Gedanken lassen mich heute noch vor Ehrfurcht erstarren, wenn ich durch das Tor gehe.
Berlin ist Geschichte und Berlin schreibt Geschichte. Es gibt auf dieser Welt keine andere Stadt, deren Gesicht sich täglich wandelt.
Und in dieser Stadt hatte an diesem Abend Daniel seinen großen Auftritt.
Nach unserem Stadtbummel machten wir uns auf zur Columbiahalle. Die befindet sich natürlich, wie sollte es auch anders sein, an einem ebenfalls denkwürdigen Platz. Gegenüber dem Tempelhofer Flughafen, wo damals die Rosinenbomber landeten um die Stadt aus der Luft zu versorgen.
Fortsetzung
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