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Musik 2/3
Februar 2009
Blues -
Wurzel der modernen Musik
Kaum eine andere Musikrichtung bildet so oft die Basis für erfolgreiche Musikgenres wie der Blues. Ein genaues Datum für die Geburtsstunde des Blues kann nicht bestimmt werden, da man die Entstehung bis ins 19. Jahrhundert zurück datiert und es zu diesem Zeitpunkt noch keine Aufzeichnungen über musikalische Aktivitäten gab. Da der Blues aber, im Vergleich zu anderen "frühen" Musikarten wie Klassik, Country und Jazz, seine Entstehungskultur in der afroamerikanischen Gemeinschaft hat, ist die Zeit nach Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges (1865) ein oft vermuteter Zeitpunkt. Mit Ende des Bürgerkrieges war auch die Sklaverei abgeschafft und die ehemaligen Sklaven mussten sich ihren Weg in die amerikanische Gesellschaft suchen. Diejenigen von ihnen, die musikalisch begabt waren, versuchten mit einem eigenen Sound sich Gehör zu verschaffen. Ähnlich wie die Countrymusik (deren Entstehung man im selben Zeitraum vermutet) galt die Bluesmusik als "Musik des einfachen Volkes", nur wurde sie nicht in ländlicher Gegend, sondern eher in den größeren Städten gespielt.
Auch was die Instrumente betraf, waren sich Blues und Country sehr ähnlich. Das Gegenstück zu Fiddle und Banjo (in der Countrymusik) war der "diddley bow", ein Holzboard, über das eine Drahtschnur gespannt war. Die Schnur wurde dann mit einem Glas- oder Metallstück angeschlagen, wie man es heutzutage von der Gitarre kennt. Wie bei vielen anderen Instrumenten gab es auch hier eine Weiterentwicklung und bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts entstand daraus die "slide guitar". Auch in Zukunft sollte die Gitarre eins der wichtigsten Elemente des Blues bleiben.
Woher genau die Bezeichnung "Blues" stammt, ist historisch nicht dokumentiert, aber vor allem auf Grund der oftmals melancholischen Sounds und der traurigen Grundstimmung der Songtexte (vor allem aus der Entstehungszeit) vermutet man, dass der Name auf Redewendungen wie "I'm feeling blue" (ich fühle mich schlecht/komisch/traurig) zurückzuführen ist. Zudem wird der Begriff oftmals im Song oder gar im Titel verwendet, z.B. auch im allerersten offiziellen Bluessong "Dallas Blues". Dieses Stück wurde 1912 von Hart Wand als erste Blueskomposition patentiert und verbreitet. Der Klang des Blues war zu Beginn nicht wirklich eingängig und die Texte wurden eher als eine Art Sprechgesang performt, hatte trotzdem in sich selbst einen typischen Rhythmus, der ihn schnell neben dem Country zur erfolgreichsten Musikrichtung der 20er und 30er Jahre werden ließ - wenn auch nur bei der afroamerikanischen Bevölkerung.
Die erste Spezifizierung gab es in den 20ern, als sich der Begriff "Delta-Blues" immer öfter für Bluesmusik aus einem bestimmten Bereich des Mississippi-Deltas (eine Region im US-Bundesstaat Mississippi, angesiedelt zwischen den Flüssen Mississippi und Yazoo) durchsetzte. Einer der ersten "Stars" der Delta-Blues-Szene, Robert Johnson, verhalf dem Blues ungewollt zu seinem mystischen Image, das vor allem in der Region
und in benachbarten Bundesländern (z.B. Louisiana) noch heute gepflegt wird. Da man in dieser Region (mit Städten wie New Orleans) an Mythen wie den Voodoo-Kult glaubte, war das geniale und talentierte Musizieren von Johnson für viele "Zauberei". Man munkelte, er hätte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, um schon in so jungen Jahren schon so perfekt Bluesmusik spielen zu können. Dieser Mythos wurde dadurch verstärkt, dass Johnson 1938, im Alter von gerade mal 27 Jahren, verstarb. Offiziell war die Todesursache Syphilis. Andere Leute behaupten, ein eifersüchtiger Ehemann hätte Johnson vergiftet und die Anhänger der Mythologie glauben, der Teufel hätte nun von Johnson die Gegenleistung (Johnsons Seele) für seine musikalische Gabe eingefordert. Unabhängig von der Todesursache wurde Johnson ein Vorbild für die nächste Generation von Bluesmusikern.
Es dauerte nicht lange und die beiden erfolgreichsten Musikstile verschmolzen zum "Country Blues". Zumindest auf musikalischer Ebene war die Rassentrennung aufgehoben. Die weißen Countrymusiker bedienten sich Blueselementen und die schwarzen Bluesmusiker führten Countryinstrumente und einen merkbar eingängigeren Sound in ihre Musik ein. Letztendlich verweigerte sich auch der dritte große Musikriese, der Swing und Jazz der Big Bands, nicht mehr der Zusammenarbeit. Eine der damals erfolgreichsten Blues Big Bands war die Truppe von Glenn Miller. Sein Stück "In the mood" ist bis heute eines der bekanntesten Stücke dieses Genres.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt die elektrische Gitarre Einzug in den Blues. Während in der Delta-Blues-Region Muddy Waters das "elektrische" Erbe von Robert Johnson annahm und mit ihm zusammen bis heute zu den wichtigsten Musikern dieser Region gehört, entwickelten sich in den Mainstreambereichen neue Stile und Verknüpfungen. Der Country Blues entfernte sich von der depressiven Grundstimmung der Bluesmusik und wurde von Jahr zu Jahr tanzbarer. Anfang der 50er war die Entwicklung so weit fortgeschritten, dass man einen neuen Namen brauchte: Rockabilly - und kurze Zeit später "Rock n Roll". Der Rock n Roll hat mit Rock, Hardrock und Heavy Metal die wohl größte und am weitesten verbreitete Entwicklung in der Musikgeschichte der letzten 50 Jahre gemacht. Somit ist fast jede elektrisch verstärkte Musik, die existiert, auf die Bluesmusik zurückzuführen. Trotz dieser extremen Weiterentwicklung gab es immer noch Musiker, die den ursprünglichen Blues spielten und ihn nur leicht modernisierten. Während sich die Rockmusik etablierte, wurde der Blues allgemein zur Undergroundmusik und oftmals nur noch in den entsprechenden Regionen zur Musikrichtung Nummer 1. Auf Robert Johnson und Muddy Waters folgten zwei der wohl größten und beliebtesten Bluesmusiker aller Zeiten: John Lee Hooker und B.B. King. Beide schafften auch in den folgenden Jahrzehnten regelmäßige Erfolge und setzten sich des öfteren gegen Mainstreamkonkurrenten in musikalischen Wettbewerben und Preisverleihungen durch. Hooker z.B. bekam sogar noch im Alter von über 70 Jahren mehrere Grammyauszeichnungen, während B.B.
 
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