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Juni 2009
Interview mit H. Müller
Wir brauchen 8.000 € Jahresvolumen fürs Mittagessen, dann haben wir Geld für 25 Essen pro Tag, das reicht nicht. Wir haben rund 40 Kinder zum Essen, soviel kann man gar nicht aufbringen. Wir haben nur diese 25 Essen. Das hab ich bei der letzten Gemeindesitzung mit dem Leitungsgremium angesprochen, wir müssen da was ändern und jetzt haben wir ein neues Modell nach den Sommerferien mit eigener Küche, wo wir dann selbst kochen.
IE: Wie kamen Sie auf die Idee zu dieser Benefizveranstaltung?
Holger Müller: Wir sind ja letztes Jahr zehn Jahre geworden, das ist ja dafür, dass wir ne verhältnismäßig kleine Einrichtung sind, schon ne relativ lange Zeit, zehn Jahre zu überleben, bei leeren Stadtkassen und überhaupt mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten.
Da ist das schon eine lange Zeit und da haben wir gesagt: Zehn Jahre muss man feiern. Haben wir in unserer Einrichtung natürlich gemacht, Tag der offenen Tür mit Tombola und die wichtige Wuppertaler Prominenz war da, um die Festrede zu halten, was eben alles so sein muss, so nen bunten Nachmittag, alles was man halt so macht. Mir war aber damals wichtig, als ich vor zwei Jahren angefangen habe - ich bin ja angestellt als Jugendleiter in der Kirchengemeinde mit dem Arbeitsschwerpunkt Einrichtungsleitung Schülercafé – da war mir wichtig, als wir das zehnjährige Jubiläum hatten, zu sagen: Mensch, da muss auch irgendwas hier in der Kirche stattfinden.
Ich finde das hier einfach toll und darum habe ich mich damals beworben um die Stelle – ich habe früher stationäre Heimerziehung gemacht, wenn das Kind eigentlich schon in den Brunnen gefallen ist, jetzt bin ich also zwei Stationen vorher, um zu gucken, dass es erst gar nicht soweit kommt, das ist mir irgendwo auch lieber. Da war mir wichtig zu sagen, ich finde das toll von der Kirchengemeinde, dass die sich wirklich um die Kinder kümmern, egal aus welchem Land die kommen oder an welchen Gott die glauben. Deshalb hab ich gesagt, dann machen wir das auch in der Kirche, also auch unsere Offenheit so darstellen, wir machen ein Konzert in der Kirche, wir laden alle in die Kirche ein.
Da ist dann ne ganze Festwoche draus geworden letztes Jahr, weil soviel Resonanz von Künstlern kam, die gesagt haben: Mensch das ist ne tolle Sache, da helfen wir gerne, da machen wir gerne mit. Purple Schulz, Wolf Maahn, Wolf Doldinger, das sind so die drei „großen“ Namen vom letzten Jahr. Es war ne ganz tolle Woche. Wir machen das natürlich auch wegen des Geldes, wir müssen unseren Mittagstisch irgendwie finanzieren. Aber es ist auch eine Öffentlichkeitsdarstellung und es ist tausendmal wichtiger, auf diese Not und Elend hinzuweisen und zu sagen, wir müssen uns da solidarisch zeigen und das möchten wir als Kirchengemeinde. Und da haben wir gesagt, das wollen wir irgendwie etablieren, diese Festwoche.
IE: In diesem Jahr findet die "Wupperfelder Festwoche" ja zum zweiten Mal statt. Was gab es in Ihrem Umkreis bisher für ein Feedback darauf?
Holger Müller: Durchweg positive Resonanz. Wir sind ja nun mal kein professioneller Veranstalter. Wir bereiten diese Woche ein gutes ¾ Jahr vor mit allem, was dazu gehört und nebenbei kümmern wir uns täglich noch um 70 Kinder. Viel findet also an Freizeit und Wochenenden statt, vor oder nach der Arbeit. Wenn das ein Veranstaltungsservice macht, der ist da auch ein halbes Jahr mit beschäftigt.
Und da sind viele, die sagen: Was ihr auf die Beine stellt, das ist toll. Es gibt natürlich auch, das kann man nicht anders sagen, die einen oder anderen Gemeindemitglieder, die sagen, was hat hier Comedy oder sonst was in der Kirche zu suchen. Da gibt es also durchaus auch Kritiker, aber die sind Gott sei Dank nicht in der Überzahl, sondern die Gemeinde steht da fest hinter dem Schülercafé. Die haben auch kein Problem damit, dass wir sagen: der Altar
stört jetzt hier, der muss mal ne Woche raus und dann stellen wir das Kreuz halt so lange in den Schrank und den Altar stellen wir nebenan in so nen kleinen Abstellraum, das tolerieren die, der liebe Gott hat nix dagegen.
Daniel · © Sandra Janke/Im Endeffekt
IE: Die Kritiker, die Sie eben angesprochen haben, kommen die denn auch und machen sich dann selbst ein Bild?
Holger Müller: Ich sitze ja auch in verschiedenen Ausschüssen, u.a. auch hier im Bezirksausschuss und da gibt es schon sehr kontroverse Meinungen und Diskussionen darüber. Da gibt es so Extremkritiker, die verurteilen das. Also die wollen wirklich so ganz klassisch Kirchenmusik und das ist die Orgel und sonst gar nichts. Aber genauso haben wir auch den wesentlich größeren Anteil von Menschen in unserer Gemeinde die… wir können das ja nur stemmen mit Ehrenamtlichen… das kleine Schülercafé-Team mit zwei Hauptamtlichen und drei Nebenamtlichen mit zehn Stunden die Woche und ansonsten sind das alles Ehrenamtliche, die diese ganze Woche hier mitgestalten seit nem 3/4 Jahr und auch die Durchführung. Der Rest ist ne kleine Prozentzahl, damit müssen wir leben, da kann ich ganz entspannt mit umgehen.
IE: Wie kam der Kontakt zu Daniel zustande?
Holger Müller: Nachdem letztes Jahr diese Woche so schön war, da habe ich relativ leichtfertig gesagt, da machen wir nächstes Jahr wieder ne Festwoche, das war so schön.
 
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