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Esoterik 3/5
November 2009
Die Kraft der Mitte
Des öfteren hat Daniel schon davon gesprochen, dass er sich Zeit nimmt, um die innere Mitte zu finden, bzw. wieder in die Mitte zu kommen. In der Mitte zu sein ist für jeden Menschen wichtig, für einen Künstler, der Andere begeistern und mitreißen will und auf seine Kreativität angewiesen ist, ist es lebenswichtig, die eigene Mitte nicht zu verlieren, bzw. immer wieder zu finden.
Mitte1 / Foto: Bettina Lietz
Wer nicht in seiner Mitte ist, ist nicht zentriert, nicht wirklich bei sich, beeinflussbar, wirr und unklar. Im extremen Fall spürt man sich nicht mehr oder spürt ständig alles von Anderen, weiß nicht mehr: wo bin ich und wo fängst Du an? In der Mitte zu sein bedeutet, in Verbindung zur Seelenkraft zu sein, im Herzen zu sein, ganz bei sich zu sein.
In der Chakralehre ist das Herzchakra die Mitte und verbindet die drei unteren, persönlichen, emotionalen Energiezentren mit den drei oberen, höheren und eher geistigen Energiezentren. Im Herzen kommt alles zusammen, wird alles angenommen, bekommt alles Platz. Das Herz (bzw. Herzchakra) als Sitz der Seele und der Liebe ist die Mitte. Im tibetischen Totenbuch wird beschrieben, dass sich zum Zeitpunkt des Todes die weibliche Lebensessenz aus dem Bauch als roter "Tropfen" löst und die männliche Lebensessenz aus dem Schädel als weißer Tropfen. Beide Tropfen wandern zum Herzensraum und vereinen sich mit der Seelenessenz. Dann ist die Dreiheit wieder vollendet und die Seele löst sich vom Körper und verlässt diesen.
In meiner täglichen Arbeit mit Menschen rate ich, immer wieder die Hand aufs Herz zu legen und tief und langsam in den Herzensraum zu atmen. Einatmend wird der Herzensraum weiter und ausatmend kann Druck, Enge, Schmerz losgelassen werden. Jedes tiefe Ausatmen ist eine wunderbare kleine Entspannung. Und die Spannungen, die sich über den Tag aufbauen, sind es meist, die uns in geballter Form irgendwann komplett die Mitte verlieren lassen.
Durch einfaches, aber höchst wirksames Atmen entsteht wieder ein tieferes Gefühl für meine Mitte, meinen "Raum". Dies ist nahezu überall und zu jeder Zeit möglich. Wir haben den Atem immer dabei! Der Atem ist das Leben und wir können den Lebensstrom lenken. Lenken
wir ihn in unsere Mitte, beleben wir diese und finden wieder Kontakt zur Seele.
In jeder Meditation geht es im Wesentlichen darum, wieder in die Mitte zu kommen (medi=Mitte), zu mir zu kommen, mir Raum für mich selbst zu nehmen. In der Meditation wird mir klar, was grade los ist- was ich fühle, wie ich den Körper fühle, was ich denke. Und all das kann beobachtet werden. Durchs Beobachten wird irgendwann klar: ich bin ja gar nicht mein Körper! Ich bin ja gar nicht meine Gedanken! Ich bin ja gar nicht meine Gefühle! Alles kommt und geht und verändert sich ständig. Was aber bleibt, ist der "Beobachter". Diese "Instanz" wird, je häufiger man meditiert und je geübter man wird, immer größer, was zur Folge hat, dass man sich auch im Alltag nicht mehr mit jeder Stimmung identifiziert, nicht mehr jedem Gedanken folgen muss. Es wird möglich, aus dem Hin-und Hergeworfensein des Lebens auszusteigen und zumindest als Unterströmung eine beständige, wache, gleichmütige Präsenz wahrzunehmen. So lasse ich mich nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen, kein Lebensdrama zieht mir tatsächlich den Boden unter den Füßen weg, mein Focus verändert sich einfach.
Ein seelenvolles Leben, ein Leben aus der Mitte heraus ist sehr stimmig und kraftvoll. Wenn ich dem Lied meiner Seele folge, dann ermüde ich kaum, bin "feuereifrig" bei der Sache, denn ich tue, was ich liebe und liebe, was ich tue! Alles fließt, ungeheure Energien stehen zur Verfügung, das Leben ist beglückend und erfüllt! Ich ruhe gleichzeitig in mir, bin bewusst und herzvoll.
Aus der Mitte heraus wird es möglich, intuitiv zu sein, aus dem Bauch heraus zu leben und die innere Stimme zu hören. Dies ist meist viel lebensweiser und stimmiger, als es oft der vernünftigste und intelligenteste Gedankengang vermag.
Wer vertraut damit ist, in die Mitte zu gehen und sich bewusst regelmäßig in die Mitte zurückzieht, entwickelt ein gutes Gespür dafür, was grad persönlich richtig ist und wo der Lebensweg stimmig weitergeht. Es gibt kein "richtig" oder "falsch" mehr, man folgt dem Lied der Seele und das ist immer mehr als richtig….. Von der Seelenebene aus ist die Welt ein einziger großer Spielplatz mit unzähligen Möglichkeiten sich "auszutoben". Wenn das Herz hüpft, Begeisterung, Freude, Staunen spürbar werden, wenn man berührt ist, dann klingt die Seele mit.
In der Mitte sein, heißt: Körper, Seele und Geist zu vereinen, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Wenn wir denken, dann driften wir ab in Zukunft oder Vergangenheit, nehmen den Körper in der Regel nicht gleichzeitig wahr.
Es gibt unzählige individuelle Möglichkeiten, in die eigene Mitte zu kommen. Jede Beschäftigung, die einen so fesselt, dass man vollständig da ist und für Gedanken an nachher oder vorhin kein Platz mehr bleibt, bringt einen wieder "zu sich" oder eben in die Mitte. Meine Freundin kommt im Kendo, ein asiatischer Kampfsport mit Bambusschwert, am leichtesten in ihre Mitte. Wenn sie nicht vollkommen präsent und wachsam ist, vollkommen ihres Körpers bewusst, dann verliert sie den Kampf. Ich komme schnell beim Tanzen oder natürlich beim Yoga in
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 19 · © 2003 - 2009 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe